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DS036 - Der Gespenster-König

DS036 - Der Gespenster-König

Titel: DS036 - Der Gespenster-König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Robeson
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gesprochen hatte, schien den Bildseiten eines historischen Schmökers entsprungen zu sein, denn seine Tracht und Bewaffnung war die eines Kriegers des Dreizehnten Jahrhunderts. Ein kunstvoll gearbeiteter Kettenpanzer hüllte ihn von Kopf bis Fuß ein. Darüber trug er ein kurzes weißes Seidenhemd, das von einem grobgeflochtenen Ledergürtel zusammengehalten wurde, in dem ein kurzes Schwert und ein Dolch steckten, beide in Lederscheiden. Die Gesichtszüge der Erscheinung verbargen sich weitgehend hinter einem buschigen schwarzen Bart. Nur die stechenden schwarzen Augen und die Hakennase waren zu erkennen.
    Über eine Schulter geschlungen trug die Gestalt das größte Zweihänderschwert, das Johnny je gesehen hatte.
    »Ah!« hauchte die Geistererscheinung. »Sehr wohl könntest du, Fremdling, der Schurke sein, der mir damals Gift in meinen Weinkelch tat.«
    »Uff!« Johnny verschlug es förmlich die Sprache. Aber als aufgeklärter moderner Wissenschaftler wäre er der letzte gewesen, der an Spukerscheinungen geglaubt hätte. »Hör zu, Freund«, fügte er deshalb grinsend hinzu. »Was soll die Maskerade?«
    »Narr, ahnest du nicht, mit wem du hier sprichst?« verlangte die Erscheinung mit Grabesstimme zu wissen.
    »Mit König John vermutlich«, bemerkte Johnny trocken.
    »Dann fall’ auf die Knie«, donnerte ihn die Gestalt an. »Oder wissest du nicht, was dir vor deinem König obliegt?«
    Johnny dachte nicht im Traum daran, einen Kniefall zu machen. Er war inzwischen überzeugt, es mit einem Verrückten zu tun zu haben. »Und was suchst du hier, König John?«
    »Ich bin auf der Suche nach dem Schurken, der mir das Gift in den Weinbecher tat.«
    Unter dem Arm hielt Johnny seine Schuhe, die er in seine Strümpfe eingewickelt hatte. »Ich dachte, den Mann, der dir das Gift gab, hättest du bereits gestern gefunden.«
    »Wie meinest du das?«
    »Nun, hast du den Burschen nicht bereits gestern abend mit deinem Zweihänder erschlagen? Einen Farmer namens Joseph Shires?«
    Die Gestalt schüttelte das bärtige Haupt. »König John kümmern Trivialitäten nicht, die längst der Vergangenheit angehören.«
    Nach Johnnys fester Überzeugung gehörte der Mann in eine Anstalt und hätte nicht frei durch die englische Landschaft laufen dürfen. Aber er wußte, Verrückte konnte man manchmal überzeugen, indem man so tat, als ob man mit ihnen sympathisierte. »Ich bin nicht der Mann, der dir das Gift in den Becher tat«, sagte er ganz ernst. »Aber ich wüßte vielleicht, wo du ihn findest.«
    »Wo ist das?« erkundigte sich die Gestalt.
    »Im Dorf Swineshead«, erklärte Johnny prompt. »Komm mit, dann zeige ich dir den Weg.«
    Aber König Johns Geist lehnte dieses Ansinnen schroff ab. »Nein, Vasall. Du wissest genau, wo ich den Giftmischer finde. Denn du selbst bist es.«
    Die Gestalt langte hinter ihre rechte Schulter, brachte mit vernehmlichem Klirren den Zweihänder herum und wollte ihn mit Wucht auf Johnnys Kopf niederfallen lassen.
    William Harper Littlejohns gelehrte Kollegen von der geologischen und archäologischen Fakultät hätten vermutlich ihren Augen nicht getraut, ihn jetzt beim Nahkampf zu erleben. Mit beiden Füßen schnellte sich Johnny vom Boden ab, entging der niederfahrenden Zweihänderklinge um Haaresbreite, legte sich in der Luft auf den Rücken und rammte der Kettenhemdgestalt beide Beine gegen die Brust, daß sie rücklings zu Boden stürzte. Im nächsten Augenblick war er über ihr, und dank Johnnys zustechendem Daumen verlor Pseudo-König John auf einem Auge momentan die Sicht. Dann packte Johnny ihn trotz des Kettenhemds, das ihm bis über den Kopf reichte, an der Gurgel und begann zu drücken, ein Griff, der durch die eisernen Kettenglieder doppelt schmerzhaft sein mußte. Pseudo-König John röchelte, und Schaum trat ihm vor den Mund.
    Johnny begann den Würgegriff langsam zu lockern, denn er wollte den armen Irren, der sich anmaßte, König John zu sein, nicht umbringen. Doch kaum hatte er sich halb von der kettengepanzerten Gestalt aufgerichtet, traf ihn von hinten ein Schlag, und er hatte das Gefühl, an seinem Hinterkopf explodiere ein Kanonenschlag. Er kippte zur Seite, und das letzte, was er sah, war der schwarze Marschboden, der ihm plötzlich entgegengestürzt kam.
     
    Als Johnny wieder zu sich kam, kniete die Kettenpanzergestalt einige Meter entfernt am Boden und war dabei, Feuer zu schlagen. Fasziniert beobachtete Johnny, welches Gerät sie dazu benutzte; es waren, wie im dreizehnten

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