DS043 - Der gefiederte Krake
auf den Anruf gewartet.
Doc Savage erklärte ihm kurz die Lage und fügte hinzu: »Monk und Ham sind in eine Falle gerannt.«
»Heiliges Donnerwetter! Meinst du, sie sind umgebracht worden?«
»Im Moment unmöglich zu sagen. Sie wurden mit Giftbolzen aus einer Luftpistole erledigt und dann offenbar fortgetragen.«
Rennys Polterstimme klirrte in dem Mini-Lautsprecher: »Ich komme sofort an Land und ...«
»Im Gegenteil«, befahl Doc. »Du startest mit der Maschine. High Lar weiß inzwischen, daß wir auf der Insel sind. Solange wir nicht übersehen, wie hier die Lage ist, würden wir nur in weitere Fallen rennen.« Renny schwieg zunächst. Diese Anweisung behalte ihm ganz und gar nicht, aber er mußte einsehen, daß sie das einzig Vernünftige war. »Und wo sollen wir mit der Maschine hin?«
»Steigt auf und kreist. Wir haben genug Treibstoff, um uns das leisten zu können. Bleibt immer knapp außer Sichtweite der Insel.«
»Wir sollen aber Funkkontakt mit dir halten – ist das die Absicht, die du verfolgst?«
»Genau.«
»Und du siehst dich inzwischen allein auf der Insel um?«
»Ja.«
»Mir scheint das nicht gerade der schnellste Weg der Welt zu sein«, bemerkte Renny. »Aber wenn du es so willst, tun wir’s natürlich.«
Damit endete das Gespräch, und Renny starrte nachdenklich auf das Funkgerät. Die gute Zusammenarbeit zwischen Doc Savage und seinen fünf Helfern beruhte zu einem Teil darauf, daß jeder frei seine Meinung sagen konnte.
Wenn ihnen ein Plan von Doc nicht gefiel, durften sie dies durchaus äußern, und wenn sie seinen Anweisungen nicht folgen wollten, waren sie nicht dazu gezwungen, obwohl das letztere nur sehr selten vorkam. Sie waren intelligente Männer, die selbständig denken und handeln konnten.
Renny rief nach hinten in die Kabine: »Wir starten! Long Tom und Johnny, klettert raus und haltet euch bereit, die Anker an Bord zu nehmen! Ich werde versuchen, sie mit der Ankerwinde einzuholen. Wir können es uns nicht leisten, sie zu verlieren, indem wir einfach die Ankertaue kappen!«
Indessen hatte er sich auf den Pilotensitz im Cockpit geschoben, drückte die Starterknöpfe, und die schweren Motoren sprangen an. Dank des Schalldämpfersystems in den Auspuffleitungen machten sie nur wenig Lärm.
Inzwischen hätten eigentlich Long Tom und Johnny auf der Bugnase der Amphibienmaschine erscheinen müssen, um dort die Anker aufzunehmen. Aber sie waren nicht zu sehen. Ungeduldig drehte Renny den Kopf nach hinten.
Er fuhr hoch.
»Heiliges Kanonenrohr!« rief er und eilte nach achtern.
Jeder einzelne in der Kabine war schlaff in seinem Sitz zusammengesunken. Lo Lar, die Eurasierin, saß ganz hinten im Heck und war mit Handschellen an einen Holm angeschlossen. Gundy, der trickreiche Führer, der sie hierhergebracht hatte, saß ihr schräg gegenüber, gleichfalls mit Handschellen gefesselt. Weiter vorn und auf der anderen Seite des Mittelgangs saß die hübsche Lam Benbow, neben ihr Long Tom und noch weiter vorn Johnny. Burke Benbow nahm einen Platz etwa in der Mitte der Kabine ein.
All dies erfaßte Renny mit einem Blick, als er nach achtern gerannt kam. Und noch etwas sah er. Long Toms Jackettasche klaffte offen. Sie beulte sich aus von den Anästhesiegasgranaten, deren Gas durch die Hautporen wirkte. Lams Hand aber hing über der Sitzlehne, in bequemer Reichweite von Long Toms Gasgranaten. Alle anderen Waffen waren, um einem Ausbruchsversuch von Gundy oder Lo Lar vorzubeugen, weggeschlossen worden.
Seltsam, die Hand des Mädchens – konnte Renny noch denken. Dann knickten ihm die Knie ein. Er kippte auf die Sitzkante, wurde herumgedreht, wollte sich abfangen, brach zusammen.
Ein warmes Gefühl wie von weichem schwarzen Samt umfing ihn. Es war ein angenehmes Gefühl, geradezu eine Erlösung von der Nervenanspannung, unter der er stand.
Ohne daß Renny es noch merkte, drehte er sich auf den Rücken, und weil das natürlich ist für Männer, die ungewohnt flach auf dem Rücken liegen, begann er zu schnarchen.
In der Maschine gab es nun keine Bewegung mehr. Die großen Motoren draußen drehten sich, aber nur langsam im Leerlauf und zerrten dadurch kaum an den Ankerleinen. Nur die Regentropfen wurden von den Propellern nach hinten weggepeitscht. In der Dünung der Lagune schwankte die Maschine träge hin und her.
Auf dem Boden der Kabine, direkt unter Lam Benbows Hand, blitzten die feinen Glassplitter der Gasgranate, die alle ausgeschaltet hatte.
Etwa fünfzehn Minuten später
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