DS043 - Der gefiederte Krake
Stühle standen. Hier warteten die unterschiedlichsten Typen. Am anderen Ende des Gangs stand ein Schreibtisch, hinter dem ein Bursche saß, der wie ein freundlicher Gorilla aussah. Auf dem Boden neben dem Schreibtisch hockte ein Schwein, das sich mit seinem überlangen Hinterlauf eifrig hinter einem riesigen Flügelohr kratzte.
Der Greis wurde zu einem der Stühle geführt, die an der Wand standen. Der Mann, der ihn dorthin brachte, hatte eine Wespentaille, schmale scharfgeschnittene, aber nicht unhübsche Gesichtszüge und den großen beweglichen Mund eines berufsmäßigen Redners. Von den anderen Leuten im Korridor wurde er mehrmals mit Brigadier General Theodore Marley Brooks angeredet und von dem Mann hinter dem Schreibtisch mit ›Ham‹, den er seinerseits ›Monk‹ nannte, während der gorillahafte Bursche sonst mit Lieutenant Colonel Andrew Blodgett Mayfair angeredet wurde.
Aus seinen schwachen Augen beobachtete der alte Mann die Szene. Es wurde klar, daß er sich hier in einer Art Wartezimmer befand. Tatsächlich wollte jeder, der hier wartete, Doc Savage sprechen, und die beiden ungewöhnlichen Männer, Monk und Ham, unterzogen alle Besucher einem Vorinterview.
Einige Besucher wollten Geld. Mit ihnen wurde ziemlich kurzer Prozeß gemacht, der darin bestand, daß ihnen ein Zettel mit einer Adresse in die Hand gedrückt wurde, an der sie Arbeit bekommen konnten.
Andere schienen an Krankheiten zu leiden, die sie von Doc Savage kuriert haben wollten. Sie wurden ebenfalls weggeschickt mit Adressen, wo sie ihre Leiden behandeln lassen konnten.
Die Gespräche gingen weiter, und schließlich kam der alte Mann an die Reihe. Er wurde zu einem bequemen Sessel geführt, der dem Schreibtisch gegenüberstand, und nachdem er darin Platz genommen hatte, wurde ihm der Ärmel hochgerollt, und um seinen Arm wurde eine Manschette gelegt, ähnlich wie Ärzte es machen, wenn sie den Blutdruck eines Patienten messen.
Hier war die Manschette jedoch Teil eines Lügendetektors, und auch jedem anderen, der vor dem alten Mann in dem Sessel Platz genommen hatte, war diese Manschette angelegt worden.
Monk sah auf eines der beiden elektronischen Meßgeräte, die er vor sich auf dem Schreibtisch hatte. Die Anzeigenadel schlug nur wenig aus, was bedeutete, daß der alte Bursche an seinem Overall Metallschnallen und in den Taschen ein paar Münzen hatte. Hätte er ein größeres Stück Metall, einen Revolver oder ein Messer, bei sich gehabt, hätte die Anzeigenadel weit kräftiger ausgeschlagen.
»Sie wollen also Doc Savage sprechen?« erkundigte sich Monk.
»Ja«, sagte der alte Mann.
»Und in welcher Angelegenheit?« fragte Monk.
Während der alte Gentleman zu sprechen begann, sah Monk immer wieder auf die Anzeigenadel des zweiten Meßgeräts, das zu dem Lügendetektor gehörte. Gelegentlich stellte Monk Fragen, und während der Mann sie beantwortete, schlug die Nadel nur ganz leicht aus, was bedeutete, daß der Antwortende nervös war, aber ansonsten die Wahrheit zu sagen schien.
Der Lügendetektor maß die feinen elektrischen Körperströme. Monk wußte, daß dieses Verfahren, das auch manche Polizeibehörden anwandten, nicht absolut unfehlbar war, aber einen ersten guten Anhalt bot.
»Nun, da Sie mir Ihr Anliegen vorgebracht haben, Mister ...«
»Weaver«, sagte der alte Mann. »Tobias Weaver. Ich bin Teddys Großvater.«
»Ja, gewiß«, sagte Monk. »Ich wollte nur sagen, Mr. Weaver, daß Doc nur selten jemand empfängt. Äußerst selten.«
»Aber ich – ich muß Mr. Savage sprechen. Teddy ...«
»Sie werden ihn ja auch sprechen«, sagte Monk. »Sie sind aber der erste Mann seit drei Tagen, dessen Geschichte wir für wichtig genug halten, um ihn zu Doc hinaufzuschicken.« Monk stand auf. »Kommen Sie mit.«
2.
Der private Expreßlift brachte sie mit phantastischer Geschwindigkeit in den 86. Stock hinauf, wo sie in einen kurzen Flur traten und auf eine bronzeglänzende Tür zugingen, an der in kleinen Lettern lediglich stand:
CLARK SAVAGE Jr.
Monk öffnete die Tür, die durch einen kleinen Vorraum in eine Empfangsdiele führte, mit einem Tresor in der Wand, einem dicken Orientteppich auf dem Boden und einem mächtigen Intarsienschreibtisch weiter hinten am Fenster.
Monk durchquerte mit Weaver diesen Raum, und sie betraten eine weitläufige Bibliothek, in der dickleibige wissenschaftliche Wälzer in Regalen bis zur Decke hinauf standen. Durch eine weitere Tür gelangten sie in ein
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