DS056 - Der schwarze Tod
der Nähe von Pat Savage hörte man das charakteristische Surren einer Filmkamera. Red Mahoney hatte eine Kalziumfackel entzündet, die etwa anderthalb Minuten lang brennen würde.
Captain Graves brüllte auf, stakte auf den Alkoven zu und riß den Vorhang beiseite. Red grinste ihn an.
»Hallo, Captain«, bemerkte er freundlich, drückte weiter den Auslöser und filmte Graves in Großaufnahme. »Ich dachte, ich könnte noch ein Stück brandaktuellen Film schießen und wollte Sie nicht weiter stören. Würde es Ihnen was ausmachen, eben mal neben den Toten zu treten?«
»Hier drinnen wird nicht gefilmt!« schimpfte der Captain. »Los, geben Sie mir die Filmkassette!«
»Ich habe die Szene bereits im Kasten«, lachte Red. »Die Kassette ist jetzt Eigentum der Future Pictures Corporation und ...«
»Mir ist egal, ob sie ganz Hollywood gehört!« brüllte Captain Graves. »Johnson, nehmen Sie ihm das Magazin weg!«
Johnson, ein stämmiger Polizeibeamter, packte die Kassette. Leider exponierte er dabei sein Kinn. Reds Faust schoß vor und traf ihn genau auf die Kinnspitze. Als er zurücktaumelte, schlang Graves Red Mahoney von hinten den Arm um den Hals.
»Der Hieb wird Sie sechzig Tage Knast kosten«, informierte er Mahoney. »Währenddessen werden wir gut auf die Kassette achtge...«
Die Kalziumfackel war inzwischen ausgebrannt, aber jetzt gingen auch die sonstigen Lampen im Raum aus. In der plötzlichen Dunkelheit gelang es Mahoney, sich von Captain Graves loszureißen, doch in diesem Moment traf ihn der wütende Staatspolizist Johnson seinerseits voll am Kinn.
Captain Graves spürte, wie ihm die Filmkassette aus der Hand gerissen wurde. Er ließ einen wilden Schwinger auf die Gestalt los, die er in der Dunkelheit nicht sehen konnte. Kraftvolle Finger packten ihn am Hals, ließen ihn dann aber wieder los.
Patricia Savage hatte die Gelegenheit genützt, lautlos durch den Raum zu schlüpfen. Sie tastete nach der Tür zum Flur, als diese unerwartet aufgeschwungen wurde.
Pat gelangte hinaus, bevor jemand sie daran hindern konnte. Auch im übrigen Haus war das Licht ausgegangen. Aus dem Parterre drangen schrille weibliche Schreie herauf.
Pat konnte hören, daß sich jemand rasch von der Bibliothek entfernte, aber es war ihr unmöglich, zu beurteilen, ob der Betreffende vor oder innerhalb der Tür zur Bibliothek gestanden hatte.
Pat entsann sich, wo sie unten in der Halle ein Telefon stehen gesehen hatte. Sie wollte ihren Cousin Doc Savage in seinem Hauptquartier in Manhattan anrufen.
In der Bibliothek hatte Graves inzwischen eine Stablampe aufleuchten lassen. Red Mahoney saß auf dem Boden und rieb sich das Kinn, wo ihn Johnsons Knöchel erwischt hatten.
»Geben Sie mir sofort die Filmkassette zurück!« befahl Captain Graves.
»Machen Sie sich nicht lächerlich«, sagte Red Mahoney. »Ich hab’ sie doch gar nicht! Mein Kinn tut mir viel zu weh.«
»Wer hat sie mir dann entrissen?« fauchte der Captain.
Er ließ den Lichtstrahl seiner Stablampe herumwandern. Der Polizeiarzt war zu erkennen. Arthur Jotther stand ganz friedlich neben einem Beamten. Sonst schien niemand im Raum zu sein.
»Wenn ich sicher wäre, daß Sie das waren, würde ich dafür sorgen, daß Sie sechs Monate kriegen, wegen tätlichen Angriffs auf einen Polizeibeamten«, sagte Graves zu Red Mahoney.
»Sie werden es niemals weit bringen«, sagte Red ihm düster voraus. »Gegen die Wochenschau können Sie nicht an, und ich hab’ das verdammte Ding nicht.« Mahoney sprach die Wahrheit. Er hatte die Filmkassette nicht.
Im 86. Stockwerk des imposantesten Wolkenkratzers von Manhattan summte das Telefon. Das Summen brach gleich wieder ab, und eine Tonbandstimme tönte durch die Leitung.
»Hier ist der automatische Anrufbeantworter von Doc Savage. Doc Savage ist zur Zeit nicht anwesend. Sie haben dreißig Sekunden Zeit, eine Nachricht zu hinterlassen. Sprechen Sie – jetzt.«
»Doc«, sagte Pat Savage leise in den Hörer. »Ich bin im Haus von Vandersleeve in der Nähe von Port Chester. Vandersleeve ist ermordet worden. Über dem Herzen hatte er einen schwarzen Fleck, und auf rätselhafte Art ist ein hoher Bargeldbetrag verschwunden. Die Polizei steht vor einem ...«
Bisher hatte der Anrufbeantworter getreu jedes Wort von Pat aufgezeichnet. Er nahm jetzt auch den Japslaut auf, den Pat ausstieß, dann ein Poltern. Das letzte Geräusch war darauf zurückzuführen, daß Pat der Hörer aus der Hand geschlagen worden war.
Die Hand, die
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