DS057 - Die grünen Mumien
hatte sie aus dem Versteck geholt und war mit ihr in einem Sportflugzeug fortgeflogen.
»Aber ich habe nicht gewußt, daß Parks Mordabsichten hatte«, sagte sie kleinlaut. »Ich habe gedacht, er will Doc Savage und die beiden anderen Männer nur betäuben.«
»Naja«, sagte Johnny mißvergnügt, »aber so etwas kann in einem Luftschiff peinliche Folgen haben.«
»Das war mir im Augenblick gleichgültig. Ich wollte um jeden Preis meinen Bruder finden!«
»Und haben Sie ihn gefunden?«
Sie nickte und deutete auf den Dolmetscher, der sich nach wie vor mit Sleek Norton unterhielt.
»Das ist er«, sagte sie. »Er heißt Scotty Falcorn und hat noch kein Wort mit mir gesprochen.«
Johnny erinnerte sich, vor seiner Abreise aus New York über den Piloten Falcorn gelesen zu haben, der mit einem Sportflugzeug angeblich über dem Matto Grosso abgestürzt und spurlos untergetaucht war. Falcorn hatte also Glück im Unglück gehabt. Die Indios hatten ihn aufgelesen, und Norton hatte ihm vermutlich zugesichert, ihn in die Vereinigten Staaten mitzunehmen.
Er blickte wieder hinaus, wo ein dritter Mann zu Norton und Falcorn getreten war. Norton und der dritte Mann tuschelten miteinander.
»Das ist Hugo Parks«, flüsterte Gloria.
Johnny nickte. Parks interessierte ihn nicht; er interessierte sich eher dafür, was da draußen geflüstert wurde. Er versuchte, Norton die Worte von den Lippen abzulesen, aber es gelang ihm nicht. Norton sprach rapides Spanisch.
»Kann Ihr Bruder Spanisch?« fragte Johnny leise.
Das Mädchen schüttelte den Kopf.
»Wir werden das Dorf nicht mehr zerstören«, sagte Norton laut. Er sprach jetzt Englisch. »Was gehen uns diese Wilden an? Sollen sie glücklich werden und ihre Juwelen behalten. Bei Tag ist ein Angriff unmöglich, und bis zum Abend will ich nicht warten. Ich werde meinen Gläubiger und meine Freunde anderweitig entlohnen. Wir brechen auf.«
Parks und Falcorn entfernten sich in verschiedenen Richtungen. Norton blieb vor dem Zelt. Einer seiner Männer brachte ihm einen Becher Kaffee. Norton bedankte sich liebenswürdig. Er bat den Mann, Gloria Delpane ebenfalls mit Kaffee zu versorgen.
»Ich will nichts«, sagte sie bockig. »Von Ihnen lasse ich mir nichts schenken!«
»Dann werden Sie ziemlich ausgehungert sein, bis wir in die Staaten kommen.« Norton amüsierte sich. »Aber Sie müssen’s ja wissen.«
Parks trat wieder ins Blickfeld. In seiner Begleitung waren drei Männer in Taucheranzügen, die zusätzlich Helme und Handschuhe trugen. Mit deutlichem Unbehagen stiegen sie in die Grube, in die Renny, Ham und Monk versenkt worden waren, und wuchteten zuerst Renny und dann Ham und Monk heraus. Renny, Monk und Ham waren grün und sahen aus wie mumifiziert.
Norton hielt sich in vorsichtiger Distanz und winkte Parks zu sich.
»Ich habe gründlich nachgedacht«, behauptete er. »Natürlich könnten wir die drei hierlassen, aber wenn wir sie zum Beispiel in New York unbeobachtet auf dem Broadway deponieren, werden wieder einige Leute zu Tode erschrecken, und das kann für uns nur vorteilhaft sein.«
»Der Broadway ...« sagte Parks träumerisch. »Mir steht der Dschungel bis zum Hals, ich habe richtig Sehnsucht nach unserer verrotteten Zivilisation!«
Norton lächelte und trat in sein Zelt. Parks folgte ihm. Beide klemmten sich je einen bleiernen Kasten unter den Arm – Johnny hatte die Kästen gesehen, sie aber weiter nicht beachtet – und gingen zu Docs Luftschiff. Sie verluden die Kästen und kamen zurück. Norton befahl seinen Leuten, Johnny, Gloria und die drei grünen Toten ebenfalls in das Luftschiff zu schaffen und den Generator und die Zelte abzubauen und zu verstauen.
Sie gehorchten. So gelangte Johnny in den winzigen Verschlag, der Gloria auf der Hinfahrt als Unterkunft gedient hatte. Mittlerweile war er sehr niedergeschlagen. Wenn Doc nicht im letzten Augenblick noch auftauchte – vorausgesetzt, daß der Indio sich geirrt hatte und Doc nicht tatsächlich tot war –, starteten die Luftschiffe, und er, Johnny, und die drei grünen Toten Renny, Ham und Monk waren Norton ausgeliefert. Buchstäblich alles konnte unterwegs geschehen. Bis es Doc gelang, auf welchem Weg auch immer, New York zu erreichen, war von seiner Gruppe vielleicht nur noch der fünfte Mann, Thomas J. Roberts, genannt Long Tom, am Leben.
Long Tom war Fachmann für Elektronik, und als Johnny nach Brasilien aufgebrochen war, hatte Long Tom sich in Europa befunden. Inzwischen war er wahrscheinlich
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