DS058 - Das Ungeheuer aus dem Meer
er den Turm erreichte. Piper hatte die Sirenen gehört, und der ganze Talkessel war taghell erleuchtet. Eine Magnesiumrakete flackerte am Himmel.
Pipers Männer rannten zum Strand, drei von ihnen trugen leichte Kajaks aus Seehundsfellen. Docs Gefährten am Ufer sprangen ins Wasser. Sie hatten bis zum letzten Augenblick gezögert, weil das Wasser so mörderisch kalt war, daß sie daran zweifelten, es bis zum U-Boot zu schaffen.
Schon nach wenigen Metern spürten sie, wie ihre Muskeln erstarrten. Ham bekam einen Krampf im rechten Oberschenkel und schlug verzweifelt um sich, Monk schwamm zu ihm und packte ihn, ehe er versank. Unterdessen setzten Pipers Männer die Kajaks auf’s Wasser, und Piper feuerte eine zweite Leuchtkugel ab.
Doc stellte fest, daß das U-Boot vor Anker lag; die Zeit war zu knapp, um den Anker zu lichten. Er lief zu den Beibooten; nur eins war auf dem Wasser, es war am U-Boot festgefroren. Er eilte zurück in die Zentrale und griff nach den Waffen, die er den sechs Männern abgenommen hatte. Sie waren mit Tränengaspatronen geladen. Er blickte sich um, aber anscheinend gab es keine gewöhnliche Munition. Abermals lief er an Deck und warf sich ins Wasser, doch er war jetzt unterkühlt; das nasse Khaki-Zeug am Körper war nicht ohne Folgen geblieben. Er kam nur langsam vorwärts, außerdem hatten die Kajaks die Schwimmer inzwischen eingeholt.
Monk konnte Ham nur mit Mühe über Wasser halten und gab zuerst auf. Pipers Männer zerrten ihn und
Ham in einen der Kajaks, dann sammelten sie Renny, Long Tom und Johnny ein. Während ein Boot die Gefangenen an Land brachte, machten die Männer in den beiden anderen Jagd auf Doc.
Der schwamm wieder zum U-Boot. Als er an Deck kletterte, war sein Vorsprung auf zwanzig Fuß geschmolzen. Er stieg in den Turm, nahm den Posten mit nach unten, verschloß den Deckel und ging auf Tauchstation. Inzwischen waren Piper und seine Meute an Deck. Sie fluchten, als das Schiff unter ihnen versank und sie in das eisige Wasser gespült wurden.
Das winzige Binnenmeer war tiefer, als Doc vermutet hatte, erst nach hundert Fuß lag das U-Boot auf Grund. Er lichtete den Anker, zerrte sich die nassen Sachen herunter, suchte und fand einen trockenen Khaki-Anzug und durchstöberte das Schiff. Dabei entdeckte er einige Tauchermonturen, wie Piper und sein Anhang sie benutzt hatten, als sie den Raddampfer mit Gas besprühten, und eine Anzahl Handgranaten. Schließlich ging er nach vorn ins Logis und fesselte die sechs Männer. Er trug den Posten zu ihnen und hob bei denen, die er paralysiert hatte, die Lähmung auf.
»Sie haben sich allerhand vorgenommen«, sagte einer der Männer gehässig. »Dem See-Engel sind Sie nicht gewachsen!«
»Lassen Sie das meine Sorge sein«, erwiderte Doc. »Wenn euer See-Engel uns mit Wasserbomben bewirft, sterben wir gemeinsam. Das gilt natürlich auch für den Fall, daß Piper Wasserbomben wirft.«
»Keine Wasserbomben«, sagte ein anderer Mann. »Wir werden doch nicht unser eigenes Schiff zerstören.«
Doc nickte, er hatte nichts anderes vermutet. In der Zentrale schaltete er das Horchgerät ein. Vom Heck kamen verdächtige Geräusche – ein lautes Kratzen und Schaben. Doc ahnte, was es damit auf sich hatte – Pipers Komplizen arbeiteten an den Schrauben. Wahrscheinlich hatten sie vor, sie mit einem Stahlkabel zu blockieren.
Er pumpte Luft in die Tauchtanks, das U-Boot stieg. Doc nahm eine Handvoll Granaten, öffnete das Turmluk und spähte nach achtern. Dort drifteten zwei Kajaks, die gekentert waren, als das Boot jäh an die Oberfläche schoß, im Wasser strampelten ein paar Männer.
Doc schleuderte eine der Granaten. Er achtete darauf, daß sie in einiger Entfernung von den Männern detonierte. Er wollte sie einschüchtern, aber nicht umbringen.
»Verschwindet!« rief er. »Beim nächsten Mal wird’s gefährlich!«
Die Männer drehten schnell und routiniert ihre Kajaks um, kletterten hinein und paddelten an’s Ufer. Doc warf noch einige Granaten ins Wasser, für den Fall, daß Taucher in der Näher waren. Nach einer Weile schleppten sich zwei Männer an Land. Beim Schein einer Leuchtkugel, die Piper hochjagte, sah Doc, wie die Taucher ihre Helme herunterzerrten und heftig gestikulierten. Piper redete wütend auf sie ein.
»Wollen Sie sich mit mir arrangieren?« rief Doc.
»Geben Sie auf, und ich verspreche Ihnen, daß Sie überleben!« rief Piper.
Doc lachte. Er blieb im Turm und hielt Wache, bis es im Osten hell wurde. Um diese
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