DS060 - Die Stadt unter dem Meer
für Kriminelle. Die Männer waren bestens geschult, loyal und so tüchtig, wie Matrosen nur irgend sein konnten; keiner von ihnen erinnerte sich an seine kriminelle Vergangenheit.
Am dritten Tag auf See rief Johnny gegen Mitternacht die Jacht per Sprechfunk von New York an. Wenn Johnny mit Doc sprach, benutzte er stets einfache Wörter. Aus irgendwelchen Gründen traute er sich mit seinen bizarren Fremdwortschöpfungen an den Bronzemann nicht heran.
»Doc«, tönte seine Stimme durch den Äther, »ein weiterer Krug mit einer Nachricht ist aufgefischt worden.«
»Was steht in der Nachricht?«
»Genau dasselbe wie in der anderen. Ein portugiesischer Trampdampfer, der nach solchen Krügen Ausschau gehalten hatte, hat diesen aufgefischt.« Johnnys Stimme klang verwundert. »Verdammt ungewöhnlich für einen Trampdampfer, nach schwimmenden Flaschenpostkrügen Ausschau zu halten.«
Doc Savage sagte: »Ich habe per Seefunk tausend Dollar für jede Flaschenpost von Renny oder Long Tom ausgesetzt.«
»Ach so. Das ist die Erklärung.«
Am nächsten Morgen kam eine steife Nordostbrise auf, die bald zu einem solchen Sturm auflief, daß man sich nur noch angeseilt an Deck wagen konnte.
Monk stand auf der Brücke und sah im Gesicht merkwürdig grün aus. Ham trat auf ihn zu und sagte: »Ich hab’ in der Kombüse angerufen, das Dinner kommt gleich hoch.«
Monk starrte finster. »Und mir das Mittagessen!« Ham fragte scheinheilig: »Willst du es hier auf der Brücke serviert haben?«
»Wenn es kommt, schmeiß ich es über Bord!« fauchte Monk. »Und dich gleich hinterher!«
Ein wenig später fand Doc Monk auf der Brücke vor, wie er auf den Planken hockte und schlaff an einer Stützstrebe lehnte.
»An Seekrankheit ist noch niemand gestorben«, tröstete ihn Doc.
»Schade«, brachte Monk stöhnend heraus. »Ich hatte so darauf gehofft, damit ich es endlich hinter mir hätte.«
Am nächsten Tag war die See wieder ruhiger, und Johnny rief erneut über die Küstenfunkstation von New York an.
»Doc«, sagte er, »ein weiterer Krug ist von einem Walfänger aufgefischt worden und noch ein weiterer von einem italienischen Passagierdampfer. Der Inhalt der Zettel ist mit denen aus den anderen Krügen identisch, aber die neuen Zettel sind von Long Tom unterzeichnet.«
»Von Long Tom? Nicht von Renny?«
Doc Savage hatte es unwillkürlich so laut geschrien, daß die Nadel des Aussteuerungsanzeigers am Funkgerät über die rote Markierung sprang.
»Ja, von Long Tom«, bestätigte Johnny.
Es kam äußerst selten vor, daß Doc seine kühle Beherrschung verlor, aber diesmal tat er es, vor lauter Freude.
»Dann sind also beide noch am Leben!« rief er erneut so laut, daß die Anzeigenadel ins rote Feld schwang.
»Doc, die Burschen, die die Krüge gefunden haben, wollen ihre Belohnungen«, sagte Johnny aufgeräumt.
»Zahl’ sie ihnen aus«, wies Doc ihn an.
Monk stützte sich an der Wand des Funkraums ab und sah so erfreut aus, wie man mit grünem Gesicht nur aussehen kann.
»Wenn das so weitergeht mit der Flaschenpost«, krächzte er, »gehen wir noch bankrott.«
In der Mitte des Südatlantiks war es heiß wie in der Sahara. Die See blitzte wie ein blauer Spiegel, der sich unter der sengenden Sonne durchzubiegen schien.
Ganz langsam schwankte die Jacht in der langgezogenen Dünung. Die Mannschaft arbeitete mit Leinen und Hebelbalken unter dem großen Stahlkran, mit dem der ›Tauchtank‹ über Bord gehievt und abgelassen werden sollte.
Wie ein militärischer Tank, ein Panzer, sah das Tauchgerät wegen der großen Raupenketten an beiden Seiten tatsächlich aus. Seine Wände bestanden aus drei Zoll dicken Stahlplatten und die Beobachtungsfenster aus ebenso dickem druckfestem Glas.
Von innen gesteuerte Greifarme konnten Objekte packen und durch eine Schleusenkammer in den Tank hineinziehen. Angetrieben wurde der Unterwassertank durch Batterien und Elektromotoren.
Doc Savage, Monk und Ham kletterten in den Tauchtank, und Doc zog die Lukenklappe zu, die so dick und massiv war wie die Tür eines Tresors. Dann nahm der Bronzemann das Telefon auf, über das sie per Kabel mit der Jacht verbunden bleiben würden, solange sie, auf dem Meeresgrund angelangt, nicht von dem Trägerkabel abkoppelten.
»Über Bord schwenken und abhieven«, befahl er.
Der Tauchtank schwankte leicht, als er ausgeschwenkt wurde. Dann stieg vor den Beobachtungsfenstern grünlich das Meerwasser empor. Als der Tiefenmesser fünfzehn Meter anzeigte,
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