DS060 - Die Stadt unter dem Meer
altägyptische Sprache zurückging, wie sie zur Zeit der Achtzehnten Dynastie gesprochen worden war.
Das war die Erklärung, warum Doc die Sprache irgendwie bekannt vorgekommen war, denn er war mit den altägyptischen Sprachen und Dialekten vertraut, obwohl er sie natürlich noch niemals gesprochen gehört hatte. Außerdem stimmten die Wortstämme vielfach mit dem des modernen Ägyptisch überein.
›Miyah baqq‹ war ein Beispiel für Wortübertragung. Die modernen ägyptischen Wörter ›Miyah baqq‹ bedeuteten, allgemein übersetzt, ›hundert Käfer‹. Soviel Doc verstand, galt diese Übersetzung auch für die ›Miyah baqq‹ hier in dem Kugeltempel der seltsamen Stadt unter’m Meer.
Aber Tukan kam auf ein anderes Thema zu sprechen, ehe Doc von ihm mehr über diesen Punkt erfahren konnte.
»Sind Sie eigentlich gar nicht neugierig?« fragte Tukan, »wieso wir englisch sprechen? Und ich erinnere mich, daß wir Sie zuerst auf italienisch angesprochen haben.«
Doc Savage war darauf längst nicht so neugierig wie auf die »hundert Käfer«. Dafür, daß diese Leute moderne Sprachen beherrschten, konnte es nur eine Erklärung geben. Doch Tukan schien unbedingt darauf aus zu sein, von dem Thema ›Miyah baqq‹ abzulenken.
»Sie könnten Ihr Englisch von Harry Day gelernt haben«, sagte Doc Savage.
»Wir sprachen englisch, bevor Harry Day zu uns kam«, erklärte Tukan stolz. »Und Harry Day sprach nicht italienisch.«
»Harry Day war natürlich nicht der erste Mensch, der aus der oberirdischen Welt hier herunterkam«, sagte Doc.
Tukan lächelte. Es war das erstemal, daß Doc ihn anders als mit ernstem Gesicht sah.
»Vor hundert Abkühlungen des Meeres«, sagte Tukan in seinem merkwürdig klingendem Englisch, »schicken wir eine Expedition unserer stärksten Hohepriester aus. Sie fahren über die See, bis sie ein Schiff finden. Sie kapern das Schiff und bringen es an diese Stelle, und die Matrosen werden heruntergebracht, um zu werden wie unsere Leute.«
»War das für die Matrosen nicht ein ziemlich hartes Schicksal?« bemerkte Doc trocken.
»Wir mußten unbedingt Kenntnis von Oberwelt haben«, sagte Tukan, als ob das alles erklärte und entschuldigte.
Indem er von Abkühlungen des Meeres als Zeitmaß sprach, meinte er offenbar Jahre. Denn natürlich würde sich jedesmal, wenn hier im Südatlantik der Winter kam, das Wasser um ein paar Grade abkühlen. Diese Methode, Informationen von der Oberwelt zu erhalten, war ziemlich radikal und grausam, aber sie wurde offenbar nicht allzu häufig angewendet.
»Das letzte Schiff holten wir uns vor beinahe neunzig Abkühlungen«, sagte Tukan und seufzte bei dieser Erinnerung. »Das war vor meiner Zeit. Ich lebe erst seit sechzig Abkühlungen.«
Doc musterte ihn scharf. Er hätte den Priester höchstens auf vierzig Jahre geschätzt. Wahrscheinlich war die Lebensspanne dieser Menschen hier um einiges länger.
Tukan seufzte erneut. »Das letzte Schiff, das wir kaperten, war ein Monstrum. Es hatte eine Länge von hier« – er zeigte mit der Hand – »bis dort.«
Doc schätzte die Entfernung auf knapp fünfzig Meter.
Tukan nickte ernst. »Und es hatte merkwürdige Eisenrohre von großem Durchmesser an Bord, Kanonen genannt. In diesen verbrannte man eine Mischung von Salpeter und anderen Chemikalien, und in der Oberwelt konnten diese Rohre Eisenkugeln über eine große Entfernung schleudern.« Er lächelte wieder. »Aber hier bei uns machten sie nur großen Lärm, und die Eisenkugeln wurden kaum aus den Rohren herausgehustet.«
Doc Savage hatte im Geiste bereits überschlagen, daß, wenn man hier unten eine Kanone abfeuerte, dies nicht viel anders sein würde, als wenn man sie unter Wasser abschoß. Falls nicht überhaupt das Rohr krepierte, würde die Kugel von dem dichten Gasmedium sofort gebremst werden.
Tukan ließ einen neuen Seufzer los, den schwersten von allen.
»Meine Priester, die mit Harry Day und Collendar reisten, berichten von Schiffen mit unglaublicher Größe und Geschwindigkeit, außerdem berichten sie von menschengemachten Himmelswagen, die mit der Geschwindigkeit des Schalls reisen.« Der Hohepriester runzelte die Stirn. »Aber vielleicht lügen sie auch. Dieser Collendar ist ein Teufel. Ich gab ihm meine vertrauenswürdigsten Priester mit, aber es gelang ihm, die Hälfte von ihnen gegen mich zu kehren.«
»Wie ist ihm das gelungen?« fragte Doc scharf.
»Er machte sie glauben, daß sie in der Welt oben alle Hohepriester sein würden«,
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