DS060 - Die Stadt unter dem Meer
sagte Tukan. »Er erklärte ihnen, daß sie viel Geld haben würden und daß man sich in der Welt oben Macht über andere Menschen kaufen könnte.«
Ham, der bei seinem Streit mit Monk diesmal offenbar den kürzeren gezogen hatte, kam heran und hörte die letzten Worte mit.
»Damit hat Collendar leider nicht einmal so unrecht«, bemerkte der Anwalt.
»Wir wollen jetzt den Tempel betreten«, sagte Tukan.
Neben New Yorker Wolkenkratzern hätte sich die mächtige schwarze Tempelkugel weniger durch ihre Größe als durch ihre Form ausgezeichnet. Aber in dem seltsamen, leuchtenden blauen Gasmedium, in dem alle Objekte, die hundert Meter entfernt waren, wirkten, als seien sie eine Meile entfernt, waren die Proportionen der Tempelkugel doch überwältigend.
Sie betraten die Tempelkugel durch ein Portal, das von vier rotgekleideten Priestern bewacht wurde. Dicht hinter dem Portal stand rechts eine Reihe rotberobter Priester und links eine Gruppe rotberockter Priesterinnen.
Als Monk die Priesterinnen gewahrte, riß er die Augen auf.
»Leute«, erklärte er, »ich glaube, ich habe diesen Ort bisher weit unterschätzt.«
Das weibliche Kontingent der Priesterschaft hatte sich an den langen Roben der Priester offenbar kein Beispiel genommen. Ganz im Gegenteil.
Die Priesterinnen trugen die kürzesten Miniröcke, die man sich vorstellen konnte. Um diesen Mangel an Körperbekleidung zu kompensieren, hatten sie dafür um so mehr Schmuck angelegt. Insbesondere der Kopfschmuck war ebenso üppig wie kunstvoll, und an den
Fuß- und Handgelenken blitzten zahllose dicke Reifen, die dicht mit Brillanten besetzt waren.
Selbst an den Fingern hatten sich die jungen Damen – sie schienen einheitlich jung zu sein – schwere Ringe aufgesteckt, und jede trug an dem linken Handgelenk ein merkwürdiges Schmuckarrangement, einen Ring und einen Armreif, die durch eine Art Scheide verbunden waren, in der ein kleiner Dolch steckte.
Monk schlenderte hinüber, um sie sich ungeniert aus der Nähe anzusehen.
»Nicht schlecht«, erklärte er freimütig. »Seit Jahren habe ich gehofft, daß Santa Claus mir eine solche Goldpuppe zu Weihnachten bringt.«
Tukan runzelte die Stirn und sagte: »Sie sind Hohepriesterinnen. Sie heiraten nicht.«
»Wer hat denn etwas von Heiraten gesagt?« wollte Monk wissen.
Ham, der bisher nicht von Edwina Days Seite gewichen war, verließ die junge Frau und ging ebenfalls hinüber, um die Hohepriesterinnen genauer zu inspizieren.
Edwina Day kommentierte dies mit einem gemurmelten: »Meine Ausstrahlungskraft scheint zu schwinden.«
»Ich will mir nur mal ansehen«, erklärte Ham, »was sie da an Schmuck tragen.« Er faßte sich an die Stirn. »Die sind ja echt!«
»Was ist echt?« fragte Edwina Day.
»Na, das Gold und die Brillanten.« Ham schluckte mehrmals. »An diesen Mädchen – Priesterinnen, meine ich – ist genug Gold, um eine Flotte zu versenken.«
»Oder eine zu bauen«, kommentierte Edwina Day spitz.
Tukan sagte ungeduldig: »Wir haben viel zu tun! Ich werde Ihnen jetzt die Miyah baqq zeigen. Dann gehen wir wieder.«
Er führte sie einen langen Gang entlang, viele Stufen hinauf, blieb stehen und zeigte mit ausgestrecktem Arm.
»Dort«, sagte er.
Sie wirkten ungemein tückisch. Sie waren das einzig wirklich Häßliche, was Doc und seine Männer bisher in dieser phantastischen Unterwasserwelt zu sehen bekommen hatten. Es war etwas so Abstoßendes an ihnen, daß man unwillkürlich versucht war, den Blick abzuwenden; gleichzeitig zogen sie den Blick unwiderstehlich an.
Hübsch anzusehen waren sie jedenfalls nicht. Kein Mensch würde einen von ihnen in seinem Haus haben wollen. Und doch hätte mancher seine Seele verkauft, um einen von ihnen zu besitzen. Könige hätten ihre Königreiche und Königinnen ihre Ehre geopfert, um sich in den Besitz auch nur eines Exemplars zu setzen.
Jeder war etwa einen Meter lang und, die häßlichere zur Seite stehenden Insektenbeine mitgerechnet, fast ebenso breit. Was an diesen Beinen nicht mit glitzernden Brillanten besetzt war, schillerte in kunstvoll geschmiedetem Rotgold. Und man brauchte sie gar nicht erst zu zählen, um zu wissen, daß es über hundert sein mußten. Ein ganzer riesiger runder Saal voll.
Doc Savage, seine beiden Helfer und das Mädchen sahen sich beinahe fünf Minuten lang in ehrfürchtigem Schweigen um.
»Skarabäen«, sagte der Bronzemann schließlich.
Edwina Day sah ihn fragend an. »Was?«
»Skarabäus-Käfer, Pillendreher, ganz in
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