DS066 - Die Todesspinne
»Und keine Dummheiten, sonst knallt’s! Das war nur ein Warnschuß, um euch ein bißchen wachzurütteln, aber wir können auch anders!«
»Welch eine Pleite!« schimpfte Ham mit zusammengebissenen Zähnen. »Eine schlechtere Position für einen Kampf hätten wir uns auch mit der größten Anstrengung gar nicht aussuchen können!«
»Wir haben das Gelände nicht gemacht«, erwiderte mürrisch Long Tom. »Wir hätten warten müssen, bis es dunkel ist, aber dann hätten wir die Fährte nicht mehr gesehen.«
Gleitend und stolpernd brachten sie den Hang hinter sich und wurden von Deeters Kumpanen umringt, die aus Felsspalten und hinter Sträuchern hervor auftauchten. Deeter persönlich nahm ihnen die Waffen ab.
»Ihr seid ziemlich blöde«, stellte er sachlich fest. »Ich hab Savage und seine Gruppe immer für tüchtig gehalten, aber ihr hattet einfach immer einen Haufen Glück, sonst wärt ihr gar nicht mehr am Leben.«
Seitab war ein kleiner Esel an einen Baum gebunden. Quer über dem Rücken des Esels lag ein in eine Decke geschnürtes Bündel, dabei auf dem Boden kauerte Barbara Hughes. Ihr Kleid war noch zerrissener als droben auf der Lichtung. Ihre Haare wären wüst zerzaust, und ihr Gesicht war von Tränen und Schminke verschmiert. Sie erinnerte nur noch sehr oberflächlich an das attraktive Mädchen, das in der Halle des Drexel Hotels gesessen hatte.
»Ist das Doc?« fragte Ham leise und deutete auf das Bündel.
Das Mädchen nickte.
»Lebt er noch?« flüsterte Ham.
»Nicht mehr lange!« verkündete Deeter.
Eigenhändig fesselte er Ham und Long Tom die Arme auf den Rücken, gab seiner Truppe das Zeichen, sich zu formieren, und setzte sich an die Spitze. Die Kolonne trottete zum Ausgang der Schlucht und einen steilen Pfad hinunter. Der Esel mit seiner Bürde befand sich am Schluß. Ein großer, stämmiger Mensch mit dunklem Gesicht und strähnigen schwarzen Haaren, offenbar ein Inder oder Araber, führte ihn. Barbara Hughes befand sich direkt hinter Deeter. Sie war ebenfalls gefesselt.
Der Pfad wurde allmählich flacher und ging in einen Canyon über, der groß genug war, um eine kleine Stadt aufzunehmen. Diese Stadt war tatsächlich vorhanden. Die Häuser bestanden aus Brettern und Balken und lagen idyllisch unter Bäumen oder unter einer überhängenden Felswand.
Ham und Long Tom blieben überrascht stehen. Sie waren durch den Bericht des Mädchens vorbereitet, aber so groß hatten sie sich die Niederlassung nicht vorgestellt.
Die Gangster hinter ihnen stießen sie brutal vorwärts, und Ham und Long Tom tappten weiter. Deeter führte den Zug an den Häusern vorbei und unter der Felswand hindurch zu einem sanften Hang. In den Hang waren auf halber Höhe Höhlen gemeißelt, von denen nur die Zugänge zu erkennen waren; eine der Höhlen schien besonders groß zu sein. Sie war von den übrigen entfernt und ziemlich hoch. Der Wind blies einen befremdlichen Geruch ins Tal, der aus dieser Höhle zu kommen schien.
Ham und Long Tom blickten einander betroffen an. Was sie dachten, War nicht schwer zu erraten, und auch Deeter ahnte es. Er trat zu ihnen und lachte gehässig.
»Ihr vermutet richtig«, sagte er. »Aber ihr solltet es nicht so eilig haben, ihr werdet das Monster früh genug zu sehen kriegen.«
Die Kolonne löste sich auf. Nur zwei Männer blieben bei dem Esel und den Gefangenen. Deeter selbst kletterte über einen halsbrecherischen Weg zu einer der Höhlen. Ham und Long Tom nahmen die Gelegenheit wahr, um sich noch einmal umzusehen, ehe sie, mindestens vorläufig, in eine der Höhlen gebracht wurden. Sie zweifelten nicht daran, daß Deeter jetzt mit seinem Boß redete, um Verhaltensmaßregeln einzuholen.
Sie stellten fest, daß es in dieser Siedlung anscheinend nur Männer gab. Diese Männer waren fast ausschließlich Inder, Araber und Chinesen. Kaum einer von ihnen vermochte in einem unvoreingenommenen Betrachter den Wunsch zu erwecken, ihm auf einer einsamen Straße im Dunkeln zu begegnen. Vielmehr hätten die meisten Gesichter vorzüglich auf Steckbriefe gepaßt.
»Eine Verbrecherkolonie«, sagte Ham leise. »Es ist nicht zu fassen! Wer immer der Organisator des Unternehmens sein sollte – er hat nur wenige Meilen nördlich von Arcadia Valley eine Gangstersiedlung aus dem Boden gestampft, und niemand hat was davon gemerkt.«
»Die Siedlung dürfte älter sein als Arcadia Valley«, meinte Long Tom. »Deswegen der Wirbel, um die Farmer zu vertreiben! Aber wieso die Indianer anscheinend
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