DS083 - Das Höhlenmonster
er.
»Gewehrkugel?« fragte Ham verwundert.
»Ja, die smarten Ganoven tragen heutzutage Gewehre, wenn immer das möglich ist. Verstehst du, ein Mann der mit einem Revolver oder einer Pistole geschnappt wird, gerät automatisch in Verdacht, eine Schurkerei vorzuhaben oder begangen zu haben. Ein Mann mit einem Gewehr kann sich immer darauf hinausreden, es handele sich um eine Jagdwaffe.«
»Und die Kugel wurde, als sie die Fensterscheibe durchschlug, gerade genug abgelenkt, um das Mädchen knapp zu verfehlen«, sagte Ham. »Ist es das, was du vermutest?«
»Ja.«
Seinem Gesichtsausdruck nach schien ihm dann noch etwas einzufallen. Er rieb sich das Kinn, kratzte sich den Kopf, zögerte. Aber schließlich platzte er damit heraus.
»He, wart mal«, rief er aus. Er ging in die Empfangsdiele zurück und kam mit der Zeitung wieder, die dort auf dem Intarsienschreibtisch liegen geblieben war. Er zeigte auf den anderen Mann, der neben Doc auf dem Zeitungsfoto zu erkennen war. »Ist das dieser Edward Ellston Parks?«
»Ja«, entgegnete Doc.
»Hier heißt es«, fuhr Ham fort, »daß du ihn am Kai abgeholt hast, als er von Bord der S.S. ›Vancancic‹ an Land ging.«
Doc Savage sagte nichts, nickte nur.
»Wer und was ist er?« fragte Ham.
»Was steht in der Bildunterschrift über seinen Beruf?«
Ham sah nach. »Hier heißt es, daß er ein mysteriöser internationaler Archäologe ist«, murmelte er. »Hm, das klingt ausgesprochen komisch. Ich habe zwar schon viel von Archäologen gehört, wir haben ja selber einen, Johnny Littlejohn, unter uns. Aber ich weiß nicht, was ein internationaler Archäologe sein soll, dazu noch ein mysteriöser.«
Doc Savage lächelte leise. »Du scheinst zu glauben, daß ich mit ihm in Verbindung stehe und deshalb mehr über ihn weiß.«
»Nun, in seinen Botschaften auf Rezeptformularen, in denen der verängstigte Dr. Harmony seinen Freunden riet, schleunigst zu verduften, erwähnt er einen Calico Parks, der gekommen sei, um dich zu besuchen«, wies Ham darauf hin. »Kennst du irgendeinen Calico Parks?«
Doc Savage nickte. »Edward Ellston Parks«, sagte er, »wird von seinen Freunden Calico Parks genannt.«
»Da hast du’s«, sagte Ham. »Das war’s, was ich meinte.«
Statt ihm darauf eine direkte Antwort zu geben, ging der Bronzemann in die Bibliothek hinüber und zu einer Glasvitrine, einer der wenigen, die keine Bücher enthielt. Er schloß das Schloß auf, schob die Glasscheibe zur Seite und nahm eine kleine Kiste heraus, die sich, als er sie öffnete, als mit Watte ausgepolstert erwies. Doc hob die Auflage aus Wattepolster ab, und darunter kam ein eigenartiges, ziemlich widerlich aussehendes graufarbiges Etwas zum Vorschein.
Neugierig sah Ham es an. »Ist das ein scheußliches Viech?« rief er aus. »Was ist das eigentlich?«
»Eine fast perfekte Versteinerung eines jungen Pterodactylus«, erläuterte Doc. »Sie hat größten Seltenheitswert. Edward Ellston Parks oder Calico Parks – wie immer du ihn nennen willst –, gab sie mir zur Klassifizierung. Dann soll ich sie einem Museum übergeben.«
»Und du holtest ihn vom Kai ab, um dir das Ding von ihm geben zu lassen?« fragte Ham.
Doc Savage nickte. »Ja.«
»Weißt du sonst etwas über ihn?«
Doc Savage schüttelte den Kopf. »Nein, nichts. Außer daß er seit Jahren auf archäologischem Gebiet tätig ist und einen ziemlichen Namen hat.«
Ham machte den Mund auf, um etwas zu sagen, schloß ihn aber wieder. Seine Augen wurden groß, und er schaute verdutzt.
»Da, hört mal!« rief er aus. »Sind das nicht Schüsse? Hört sich an, als ob sie drunten von der Straße kommen!«
3.
Ham stürzte an’s Fenster. Es bestand aus schwerem, kugelsicherem Glas, und der Anwalt hatte Mühe, es hochzuschieben. Dann lehnte er sich weit über’s Fensterbrett und starrte hinunter. Er gab einen unwilligen Laut von sich – die Entfernung war zu groß und der Winkel von oben zu steil, als daß er viel erkennen konnte – und rannte ins Labor hinüber, kam gleich darauf mit einem starken Fernglas zurück. Er richtete es auf die Straße.
Doc Savage hatte sich ebenfalls aus dem Fenster gelehnt. Seine Augen waren viel schärfer als Hams, nicht zuletzt dank dem Fitneßtraining, dem er sich von frühester Jugend an tagtäglich unterzog.
Drunten auf der Straße herrschte ein ziemliches Durcheinander. Der Gehsteig war jedoch praktisch frei von Fußgängern. Jene, die noch übrig geblieben waren, spritzten in Deckung.
Eine
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