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Dschungelkind /

Dschungelkind /

Titel: Dschungelkind / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kuegler
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bis unten mit Schweinemist bedeckt, und die Fliegen fingen schon an, uns zu umschwärmen. Sie nahm uns mit zum See, wo wir uns ausziehen und unter ihrer Aufsicht waschen mussten. Die verschmutzte Kleidung packte sie in eine leere Tasche, und Minius suchte uns frische Sachen aus unserem Gepäck.
    Judith blieb zurück und erzählte einem sehr belustigten Piloten, wie es dazu kommen konnte, dass sie in dieser Familie lebte, obwohl sie ja eigentlich eine Prinzessin war.
     
    Endlich war es dann so weit: Der Pilot forderte uns zum Einsteigen auf!
    Die Sitzfläche im Hubschrauber bestand lediglich aus einer langen Bank. Christian durfte sich neben den Piloten setzen, der seine Geräte noch einmal überprüfte, dann stiegen Judith und Mama zu und zuletzt ich. Ich hatte Mama nämlich angefleht, ganz außen sitzen zu dürfen, und nach langem Überlegen und Absprache mit dem Piloten erlaubte sie es mir schließlich. Die Sache war die: Um Gewicht zu sparen, hatte man die Türen des Hubschraubers abgenommen, und so saß ich nun direkt an der Öffnung und konnte ungehindert nach unten schauen.
    Ein amerikanischer Mechaniker kam zu uns, schnallte uns an und versicherte sich noch einmal, dass die Gurte auch wirklich fest saßen. Ich hatte zuvor noch meine Jacke angezogen und kämpfte mit dem Gefühl, gleich zu ersticken.
    Der Mechaniker verabschiedete sich und gab dem Piloten ein Handzeichen. Plötzlich ein lautes Geräusch – und der große Propeller fing an, sich zu drehen. Er verursachte eine so starke Druckwelle, dass alles in der Nähe wegflog. Die Aufregung wuchs immer mehr in mir; ich schaute hinaus und spürte, wie wir langsam vom Boden abhoben.
    Immer höher und höher stiegen wir, dann kippte das Vorderteil des Hubschraubers ein wenig nach vorne, und wir flogen geradeaus weiter, über den See hinaus, bis wir den Rand des Urwalds erreichten. Plötzlich, mit einem Schub, schwenkte der Hubschrauber nach oben und flog knapp über die mächtigen Urwaldbäume hinweg. Ein grandioser Anblick: So weit das Auge reichte, breitete sich unter uns einer der größten Regenwälder der Welt aus!
    Hubschrauberlandung in Foida
    Ich flog! Adrenalin überschwemmte mein Gehirn und verursachte ein unglaubliches Hochgefühl in meinem ganzen Körper. Die Bäume unter mir schienen so nah, ich hatte das Gefühl, ich bräuchte nur meine Hand auszustrecken und könnte sie berühren. Grün, Braun und Orange vermischten sich unter uns zu einer herrlichen Farbpalette.
    Ich hielt den Atem an, schloss die Augen und spürte den kalten Wind, der wie eine große Welle über meinen Körper hereinbrach. So einen extremen Temperaturunterschied hatte ich mir nicht vorstellen können. Ich öffnete meine Augen wieder, schaute nach unten und sah zwei weiße Vögel unter uns fliegen. Ihnen schien der Lärm des Hubschraubers überhaupt nichts auszumachen. Was für ein Erlebnis! Wie schön wäre es jetzt, die Arme auszubreiten und wie so ein Vogel hinaus in die Welt zu fliegen. Der Wind blies mit solcher Wucht an uns vorüber, dass ich mich fest an meinem Gurt hielt und das Gefühl hatte, wenn ich jetzt losließe, würde der Wind mich mit sich nehmen.
     
    Der Flug dauerte ungefähr eine Stunde, doch es kam mir wie nur wenige atemberaubende Minuten vor, bis wir das Dorf Kordesi unter uns sahen. Wir flogen über die kleine Siedlung hinweg, ich sah die Eingeborenen vom Stamm der Dou, die unten auf der Erde standen und uns zuwinkten. Der Helikopter bog nach links und folgte einem gewaltigen Flusslauf, der in einem Farbgemisch von mattem Braun und glitzerndem Blau schillerte. Wir folgten ihm etwa eine halbe Stunde lang, bis der Fluss eine enge Kurve machte und wir eine Lichtung erreichten.
    Unser Landeplatz war nichts anderes als eine breite Grasfläche. Links entdeckte ich mit Palmblättern ummantelte Holzhütten, die vereinzelt unter den Bäumen hervorlugten. Rechts von der Grasfläche sah ich ein helles Holzhaus schimmern, das zum Teil mit Aluminium bedeckt war. Das Holzhaus umringten mehrere große Bäume. Ich sah viele dunkle Gestalten in den Urwald laufen, bis keiner mehr zu sehen war. Nur einer blieb übrig: Mein Vater stand am Rande der Grasfläche und winkte uns zu. Der Hubschrauber verlangsamte sich und sank.
    Es entstand ein Vakuum um uns herum, außerhalb wurde alles weggeblasen, die Sträucher und das Gras bogen sich unter dem Wind, den der Propeller verursachte. Dann fühlte ich einen Ruck. Wir waren gelandet.

Die erste Begegnung
    D er Pilot schaltete

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