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DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

Titel: DSR Bd 4 - Das Schattenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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machte.
    Gegenwärtig läutete eine Kirchenglocke zur vollen Stunde, und Burleigh zählte zehn Schläge. Der klare, melodische Ton hallte immer noch über das Wasser, als er eine andere Glocke hörte – vier schnelle Schläge, die aus dem Steuerhaus kamen und denen ein grüßender Ruf folgte. Der Earl erhob sich und schritt rasch zum Bug, wo drei Besatzungsmitglieder bereits dabei waren, eine Strickleiter zu einem Boot herunterzulassen, das längsseits heraufgekommen war. Als er über die Reling blickte, sah er ein Beiboot mit einer kleinen Gruppe Männer, die sich auf den mittleren Bänken zusammendrängten.
    Bei Burleighs Erscheinen hörten die Besatzungsmitglieder damit auf, was sie gerade taten, und nahmen Haltung an. »Weitermachen!«, befahl er.
    »Bitte um Erlaubnis, an Bord zu kommen!«, rief ein Mann, der im Heck des Beiboots stand.
    Burleigh erkannte seinen Mann Suggs wieder und gab ihm mit einem Wink zu verstehen, dass er hochkommen sollte.
    »Hier sind wir; alle korrekt und einwandfrei«, verkündete der Lotse, als er sein Bein über die Reling schwang.
    »Irgendwelche Probleme?«, erkundigte sich Burleigh.
    »Nicht das winzigste kleine bisschen«, antwortete der Flussmann, der vor Burleigh zum Stehen kam. »Ich hab Ihr Papier in ihre fetten Gesichter gehau’n, und die Bullen haben keinen Piep von sich gegeben. Dann hab ich ein bisschen Silber über se gestreut – wie von Ihnen detailliert angegeben –, und sie sind gut gelaunt fortgegangen, die glücklichen Kerle.«
    »Hat irgendjemand von ihnen unsere List mitgekriegt?«
    »Nein, Sir.« Der Lotse schüttelte seinen struppigen Kopf. »Alles, was sie wissen, ist, dass ich ihnen einen langweiligen Ausflug nach Deptford mitten inner Nacht erspart habe.«
    »Gut gemacht, Suggs. Sie haben sich diesen Bonus verdient.« Er wandte sich den Besatzungsmitgliedern zu, die sich bereithielten, und befahl: »Bringt die Gefangenen hoch!«
    Lotse Suggs beugte sich über die Reling und rief seinen Männern unten zu: »Kettet se los und lasst se nach oben – allerdings immer nur einen nach dem anderen. Wir wollen ja nicht, dass jemand ins Wasser fällt.«
    Burleigh sah zu, wie der erste Gefangene befreit und ihm gestattet wurde, die Leiter hochzuklettern. »Wenn alle zusammengekommen sind, dann bringt sie nach achtern. Ich will dort das Wort an sie richten.« Er wandte sich wieder Suggs zu, überreichte ihm einen Beutel mit Münzen und sagte: »Ich werde Sie vielleicht in Zukunft nochmals benötigen.«
    »Stets zu Ihren Diensten, Sir«, erwiderte der Lotse und berührte in einer Ehrenbezeigung seinen Hut. »Ist mir ein besonderes Vergnügen.«
    Burleigh entließ den Flussmann und kehrte zu seinem Platz an der Heckreling zurück, um dort zu warten. Kurze Zeit später erklang das Geräusch schwerer Straßenschuhe auf den Planken, und er erhob sich und verschränkte die Arme vor seiner Brust. Die vier Neuankömmlinge – unsicher, was sie aus dieser Wendung ihres Schicksals machen sollten – blieben zögernd vor dem berechnenden Blick Seiner Lordschaft stehen: eine allgemeine Musterung grüner Rekruten.
    »Mein Name ist Archelaeus Burleigh«, sagte er plötzlich. »Ich bin der Earl of Sutherland, und dies ist mein Schiff. Ihr seid heute Nacht hier, weil ich euch gerettet habe. Jeder Einzelne von euch ist vor der Gefangenschaft oder der Verbannung gerettet worden, weil ihr auserwählte Männer seid – auserwählt von mir für ein besonderes Unterfangen, das seit Langem in der Planung ist.« Abwechselnd richtete er seinen Blick auf jeden, und anschließend erklärte er: »Jetzt ist für euch die Zeit gekommen, um zu wählen. Schwört mir Loyalität, und ich werde euch allen zu gegebener Zeit die Freiheit gewähren. Dient mir gut, und ich werde euch reich machen, weit über eure fieberhaftesten Träume von Geldgier hinaus …«
    »Was, wenn wir wählen, nicht Loyalität zu schwören?«, fragte der Mann, der Taverner genannt wurde.
    »Falls das eure Wahl ist, werde ich sie respektieren. Ihr werdet zum Justice House zurückgebracht, wo ihr – daran habe ich keinen Zweifel – eure Strafe verbüßen werdet. Möglicherweise werden zwanzig Jahre wegen Fluchtversuchs noch hinzugefügt.«
    »Hat nicht viel von einer Wahl, oder?«, murrte ein anderer der Männer.
    »Vielleicht nicht – das gestehe ich dir zu«, erwiderte Burleigh in einem nüchternen Tonfall. »Aber da ihr Männer mit begrenzten Perspektiven seid, denke ich, dass ihr alle euch fragen müsst, wie groß die

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