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DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

Titel: DSR Bd 4 - Das Schattenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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wurde von einem Diener in einer königlichen roten Livree geöffnet. Sie folgte Mina und Gianni, als sie ausstiegen, und fand sich dann vor einem Eingang stehend wieder, der von einem großen Giebel beherrscht wurde: Was sich dort zeigte, konnte nur die realistischste Statue des heiligen Georg und seines Drachen sein, die sie jemals gesehen hatte. Der heldenhafte Ritter stand da, hatte einen Fuß fest auf den geschmeidigen Nacken der sich windenden Kreatur gestellt, und sein Breitschwert sauste zum Gnadenstoß herab, während das abscheuliche Ding mit seinen säbelähnlichen Klauen durch die Luft harkte und mit seinen degenartigen Zähnen knirschte vor der entschlossenen Rechtschaffenheit des heiligen Georg.
    »Du meine Güte«, murmelte sie.
    »Ich weiß«, sagte Mina. »Als ich das hier das erste Mal sah, habe ich genauso empfunden.«
    »Werden wir den Kaiser treffen?«, fragte Cass. »Oder irgendjemanden aus der kaiserlichen Familie?«
    »Das glaube ich nicht«, antwortete Mina. »Aber man weiß ja nie. Rudolf ist stets überall – wie ein Geist, der durch die Korridore schwebt. Doch er mischt sich nicht viel ein.«
    »Hast du ihn schon mal getroffen?«
    »Einmal. Er scheint ein netter Bursche zu sein – ein bisschen exzentrisch, aber nicht halb so verrückt, wie die Leute behaupten. Es ist allerdings möglich, dass wir uns mit Doktor Bazalgette treffen. Er ist Erster Oberalchemist und nimmt – nur damit du es weißt – seine Stellung sehr ernst. Falls wir ihn sehen, sind eine Verbeugung und ein Hofknicks in Ordnung. Und was auch immer du machst, erwähne nicht die Türken. Oh, und sprich ihn ja mit ›Herr Doktor‹ an. Er besteht darauf.«
    Cass schaute Kit an, als wollte sie sagen: Kneif mich, ich bin in einem Traum. Und Kit antwortete darauf mit einem Blick, der besagte: Du kannst dir dieses Zeug nicht ausdenken.
    Aus dem Palast tauchte ein Mann in einem Mantel und Kniebundhosen aus grünem Satin auf, er trug dazu weiße Socken und glänzende schwarze Schuhe. »Ich heiße Euch alle willkommen«, begrüßte er sie auf Deutsch und vollführte eine routinemäßige Verbeugung. »Kann ich Eure Vorladung sehen?«
    Wilhelmina holte die Vorladungen hervor, und sie wurden direkt durch das gewaltige Vestibül und in den Großen Ludwigssaal geführt. Sie durchquerten einen Raum, der als städtische Eislaufbahn hätte genutzt werden können, und wurden an seinem fernen Ende von einem anderen Diener abgeholt. Auf ein Wort seines Vorgesetzten hin führte der Lakai sie zwei breite Treppenaufgänge hoch, anschließend geleitete er sie durch ein Abfolge von Korridoren und langen Verbindungsfluren zu einem staubigen, rückseitig gelegenen Flügel des Palastes.
    »Hier treiben sich die Alchemisten herum«, sagte Mina den anderen.
    Sie hielten vor einer mit Leder verkleideten Tür an, die mit Messingbeschlägen verziert war. Der Lakai klopfte rasch und dienstbeflissen gegen den Türrahmen, und von innen drang eine gedämpfte, Deutsch sprechende Stimme heraus. »Einen Moment, bitte!«
    Als der Lakai den Korridor zurückging und verschwand, öffnete sich die mit Leder verkleidete Tür und brachte einen schlanken, jungen Burschen zum Vorschein, der angezogen war, als würde er in der Verkleidung eines Zauberlehrlings ein Kostümfest besuchen: vollständig eingehüllt in einen mit Pelz verbrämten Umhang von dunklem Purpur und mit einem scheibenförmigen Samthut, der über seine Ohren hing. »Oh, bitte schön.« Er öffnete die Tür weit. »Kommt herein.«
    »Ich hoffe, es macht Euch nichts aus«, sagte Mina auf Englisch. »Ich habe ein paar Leute mitgebracht.« Sie machte nicht viele Umstände mit der Vorstellung der anderen Besucher.
    »Willkommen in meinem Laboratorium, meine Freunde«, begrüßte er sie in deutsch-englischem Kauderwelsch. »Vergebt mir mein schlechtes Englisch – ich bitte Euch. Gustavus Rosenkreuz steht zu Euren Diensten.«
    »Herr Rosenkreuz ist der Hauptassistent des Ersten Oberalchemisten«, erklärte Wilhelmina und tätschelte ihm freundlich die Schulter. »In der Hierarchie des Palastes steht er unter Doktor Bazalgette, doch er ist ein Genie ersten Ranges, was seine eigenen Begabungen anbelangt.«
    Der blondhaarige junge Mann neigte bescheiden seinen Kopf, doch er lächelte voller Stolz angesichts Minas überschwänglicher Anerkennung. »Ihr seid zu freundlich.« Sein Lächeln setzte sich fort, als er seinen Schlapphut abnahm und sagte: »Ich begrüße Euch alle.«
    Danach geleitete er seine Gäste in

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