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Du bist nie allein

Du bist nie allein

Titel: Du bist nie allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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zumindest geahnt? Warum war er dann so passiv geblieben?
    Und warum kam es ihr vor, als hätte er auch dies eingeplant?
    »Ist Ihnen wirklich nicht schwindelig? Üble Beule, die Sie da haben«, sagte Leaning Joe.
    Er stand mit Richard an der Tür des Clipper. Richard schüttelte den Kopf. »Ich will nur nach Hause.«
    »Ich rufe Ihnen gern einen Krankenwagen«, bot Leaning Joe an. Richard deutete seine Worte allerdings eher als:
Bitte verklagen Sie mich nicht.
    »Schon gut«, sagte Richard genervt. Er stieß die Tür auf, trat hinaus ins Dunkel und warf einen raschen Blick auf den Parkplatz. Keine Polizei. Auch sonst lag der Parkplatz still da, und Richard machte sich auf den Weg zu seinem Auto.
    Im Näherkommen sah er, dass jemand an dem Wagen lehnte.
    »Hi, Richard«, sagte Andrea.
    Richard zögerte kurz. »Hallo, Andrea.«
    Andrea reckte das Kinn und sah ihm in die Augen. »Geht es Ihnen besser?«
    Richard zuckte nur die Achseln.
    Andrea räusperte sich. »Ich weiß, es klingt vielleicht seltsam, nach dem, was eben vorgefallen ist, aber könnten Sie mich wohl nach Hause fahren?«
    Richard ließ seinen Blick schweifen. Niemand da.
    »Wo ist denn Ihr Begleiter?«
    Andrea wies mit dem Kopf in Richtung Clipper. »Ist noch da drinnen. Hab ihm gesagt, ich müsste mal für kleine Mädchen.«
    Richard zog eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts.
    Andrea trat einen Schritt auf ihn zu. Als sie vor ihm stand, hob sie langsam die Hand und berührte die Wunde an seiner Wange, ohne den Blick von ihm abzuwenden.
    »Bitte«, flüsterte sie.
    »Wie wär’s, wenn wir stattdessen noch woanders hingehen?«
    Sie legte den Kopf schräg, als überlege sie, was Richard meinte.
    Er lächelte. »Vertrau mir.«
    Die Kaffeemaschine in Julies Küche brodelte vor sich hin. Mike setzte sich an den Tisch.
    »Woran denkst du?«, fragte er.
    Daran, dass an allem, was sich heute Abend abgespielt hat, irgendetwas faul ist, dachte Julie. Weil Mike ihr aber sowieso nicht zustimmen würde, sprach sie das nicht aus.
    »Ich gehe bloß alles noch einmal durch. Die Sache spukt mir einfach ständig durch den Kopf, weißt du?« »Ja, mir auch.«
    Die Kaffeemaschine piepste, und Mike stand auf und goss zwei Tassen ein. Singer spitzte die Ohren und trottete ins Wohnzimmer. Julie sah ihm nach. Bei ihrem überstürzten Aufbruch einige Stunden zuvor hatte sie die Vorhänge nicht zugezogen. Jetzt sah sie, dass ein Auto die Straße entlangkam. So spät nachts war hier sonst kaum Verkehr. Singer lief zum Fenster. Und dann machte der Wagen Halt. Motten und Insekten schwirrten im Licht der Scheinwerfer, es sah aus, als bestünden die Lichtkegel aus wirbelnden Fingern. Singer bellte einmal und knurrte dann.
    Das Auto stand offenbar vor ihrem Haus.
    Julie setzte sich kerzengerade hin. Sie hörte den Motor heulen, dann erlosch das Licht unvermittelt. Eine Autotür wurde zugeknallt.
    Er ist hier, dachte Julie. Richard ist hergekommen. Mike sah zum Fenster.
    Singer knurrte immer lauter, sein Nackenfell sträubte sich. Mike legte Julie beruhigend die Hand auf die Schulter und ging los in Richtung Tür.
    Singer geriet völlig außer Rand und Band. Und dann geschah etwas Unerwartetes. Das Geräusch war alltäglich und überraschend zugleich. Jemand klopfte an die Tür.
    Mike drehte sich mit einem fragenden Blick zu Julie um. Er lugte aus dem Fenster, und Julie sah, wie er die Schultern sinken ließ. Doch als er abermals zu Julie sah, wirkte er erleichtert. Er tätschelte Singer den Rücken und sagte: »Schsch, alles in Ordnung.«
    Singer hörte auf zu knurren.
    Mike öffnete die Tür, und Julie sah zwei Polizisten auf der Veranda stehen.
    Officer Jennifer Romanello war neu in der Stadt und neu in dem Job. Sie freute sich schon auf den Tag, an dem sie ihren eigenen Streifenwagen fahren durfte, und sei es nur, um dem Typen zu entrinnen, mit dem sie zusammenarbeitete. Nachdem sie den Großteil ihrer Polizeiausbildung in Jacksonville absolviert hatte, war sie vor nicht ganz einem Monat nach Swansboro gekommen. Seit zwei Wochen fuhr sie nun mit Pete Gandy Streife und hatte noch vier Wochen vor sich als Anfänger im Polizeidienst musste man zum Abschluss der Ausbildung die ersten sechs Wochen mit einem erfahrenen Kollegen zusammenarbeiten. Doch wenn sie noch einmal seine Lieblingsphrase hören musste, würde sie ihn vermutlich erwürgen.
    Pete Gandy stellte den Motor ab und spähte zu ihr hinüber.
    »Überlassen Sie die Sache mir«, sagte er. »Sie müssen den Dreh ja erst noch

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