Du bist nie allein
sondern sich endlich für die Richtige entschieden. Und wie romantisch er war! Er war mit ihr zum Strand gefahren, und sie hatten stundenlang geplaudert. Und er war nicht mal zudringlich geworden! Kein Mann hatte sie je mit so viel Achtung behandelt. Und wie süß er war! Er bat sie, Julie nichts zu erzählen, weil er ihre Gefühle nicht verletzen wollte. Sah das einem Spinner ähnlich, der anderen Leuten nachstellte? Natürlich nicht! Er hatte zwar später ihr Angebot, noch mit ins Haus zu kommen, abgelehnt, aber sie war trotzdem sicher, dass er sie sehr mochte.
Julie erzählte Mabel immer noch die GefängnisGeschichte. Sie war blass im Gesicht, als hätte sie zu wenig geschlafen.
»Pete Gandy hat ihn eine Stunde lang vernommen, und später hat Henry ihn dann gegen Kaution ausgelöst.«
Mabel war verblüfft. »Pete Gandy? Was fällt dem denn ein? Hat er Mike nicht zugehört?«
»Kam mir nicht so vor. Er hat laufend versucht, das Ganze als eine Art Eifersuchtsdrama hinzustellen. Hat ständig nach dem
wahren
Grund gefragt, wieso Mike auf Richard losgegangen ist.«
»Hast du ihm erzählt, was vorher war?«
»Das habe ich versucht, aber es schien ihm nicht relevant.«
Mabel warf ihre Tasche auf den mit Zeitschriften übersäten Tisch. »So ein Idiot! Aber so ist er ja immer schon gewesen. Wird mir ewig ein Rätsel bleiben, wie so einer Polizist werden konnte.«
»Mag sein, aber das hilft Mike auch nicht. Und mir ebenfalls nicht.«
»Wie geht’s denn jetzt weiter? Wird Mike angeklagt?«
»Keine Ahnung. Wir werden es heute erfahren, schätze ich. Er hat später einen Termin mit Steven Sides.«
Steven Sides war ein ortsansässiger Anwalt, Mabel kannte seine Familie schon seit Jahren.
»Gute Wahl. Hast du ihn mal kennen gelernt?«
»Nein, aber Henry kennt ihn. Hoffentlich kann der sich irgendwie mit dem Staatsanwalt einigen.«
»Und was machst du jetzt? Wegen Richard?«
»Ich lasse heute meine Telefonnummer ändern.«
»Das ist alles?«
»Ich weiß nicht, was ich sonst noch tun soll. Pete hat mir gar nicht zugehört, er meinte bloß, ich sollte es melden, falls noch einmal etwas ›Seltsames‹ passiert.«
»Hat Richard denn gestern wieder angerufen?«
»Nein, zum Glück nicht.«
»Und du hast ihn auch nicht gesehen?«
»Nein.«
Andrea runzelte die Stirn und dachte: Natürlich nicht, weil er jetzt an mich denkt. Nun hört auf, über ihn herzuziehen.
»Du glaubst also, er hat das Ganze arrangiert, ja?«, fragte Mabel.
»Ich glaube, er hatte
alles
geplant, selbst die Auseinandersetzung am Samstagabend. Ich glaube, für ihn ist das alles ein Spiel.«
Mabel schaute ihr tief in die Augen. »Es ist kein Spiel, Julie«, sagte sie.
Julie zögerte kurz mit der Antwort. »Ich weiß«, sagte sie.
»Also, wie hat er sich aufgeführt?«, fragte Henry. »Bei der Vernehmung, meine ich.«
Sie saßen bei geschlossener Tür in Henrys Büro. Mike stieß entnervt die Luft aus.
»Schwer zu sagen.«
»Wie meinst du das?«
»Es war, als hätte er bereits eine genaue Vorstellung davon, wie das Ganze abgelaufen war, und als könnte ich ihn mit nichts umstimmen.«
»Die Telefonanrufe fand er nicht wichtig? Oder den Umstand, dass dieser Kerl euch vorher beobachtet hat?« »Nein. Es kam ihm wohl vor, als bausche Julie die Sache unverhältnismäßig auf. Alle Menschen gehen einkaufen, sagte er, und sie lassen sich auch die Haare schneiden. Nichts dabei.«
»Und wie war seine Kollegin?«
»Keine Ahnung. Pete hat sie gar nicht zu Wort kommen lassen.«
Henry trank einen Schluck Kaffee. »Tja, ich fürchte, du steckst wirklich in der Tinte«, sagte er. »Nicht, dass ich dir einen Vorwurf daraus mache. An deiner Stelle hätte ich dasselbe getan.«
»Was meinst du, wie es weitergeht?«
»Nun, dass du im Knast landest, glaube ich nicht, falls du das wissen willst.«
»Das meine ich nicht.«
Henry sah ihn an. »Du meinst mit Richard?«
Mike nickte.
Henry stellte seinen Becher auf den Tisch. »Das wüsste ich auch gern, Brüderchen«, sagte er.
Officer Jennifer war schon wieder mit den Nerven fertig, dabei hatte ihr Dienst mit Officer Pete an diesem Morgen erst eine halbe Stunde zuvor begonnen. Sie war früher zur Arbeit erschienen, um die Protokolle von Sonntag fertig zu stellen. Officer Pete hatte es bisher versäumt, denn, so sagte er: »Ich hab zu viel damit zu tun, auf den Straßen für Sicherheit zu sorgen, als dass ich meine ganze Schicht lang am Schreibtisch hocken könnte. Und außerdem kriegen Sie so den Dreh
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