Du bringst die Liebe in mein Leben
begann sie.
“Bist du interessiert genug, um es zu versuchen?” unterbrach er sie.
“Ja”, gab Elda zu.
“Dann komm mit mir nach Tibet”, drängte er, und in seinen Augen blitzte es schelmisch.
Mit einem Lachen löste Elda sich aus seiner Umarmung.
“Das hört sich so bizarr an. Komm mit mir nach Tibet!” Sie ahmte seinen Akzent nach.
In Colins Augen mischten sich Belustigung und Bewunderung. Er sah sie an, als sei er sich ihrer schon ganz sicher. “Na ja, ich kann es verstehen, wenn du zögerst. Aber ich spreche wirklich Chinesisch, Chiave hat da nicht übertrieben.”
“Aber ich, Colin! Mein Leben!”
“Was hält dich denn zurück? Ein anderer Mann? Aber dein Kuß sagt mir, daß es keinen anderen Mann gibt, Elda.”
Elda blickte zu Boden. “Nein, nicht mehr. Aber ich habe eine Familie, Freunde, die ich schon einmal fast verloren hätte.”
Er drückte sie zärtlich an sich. “Ich habe nicht vor, dich von deinen Freunden und von deiner Familie zu trennen”, sagte er.
“Familie und Freunde hat man für ewig,”
Elda fühlte sich erleichtert. Auch wenn er nicht all ihre Vorbehalte akzeptierte, so besaß er doch eine Eigenschaft, die sie schon immer an einem Mann gesucht hatte: Er hatte nicht die Absicht, sie zu besitzen, wollte ihr nicht all das nehmen, was sie liebte, so wie Josef das getan hatte.
“Glaubst du denn, ich möchte eine Frau haben, die nicht glücklich ist? Die nicht ihre eigenen Interessen hat und ihr Selbstwertgefühl? O nein, cara mia! Ich habe schon überlegt, für dich eine Stelle an der Universität von Rom zu finden.”
“Das wirst du nicht tun”, protestierte sie. “Ich habe zwei Jahre gebraucht, um mir ein neues Leben aufzubauen. Ich werde jetzt nicht so ohne weiteres alles hinwerfen.”
Colins leises Lachen ärgerte sie. “Aber warum willst du für den Rest deines Lebens immer an einem Ort bleiben?”
“Warum? Weil es das Zuhause ist für mich und meinen Sohn.
Weil ich dort meine Arbeit habe, die ich liebe, weil meine Studenten mir vertrauen und ich sie nicht im Stich lassen will.
Und letztlich, weil ich eine Viertagewoche habe. Wie du siehst, sind das Gründe genug für den Platz, wo ich hingehöre.”
“Vielleicht. Vielleicht nicht”, erwiderte er höflich. “Aber keiner von uns beiden möchte doch ein verknöcherter Akademiker werden. Ich weigere mich, mich in einem Elfenbeinturm zu vergraben, und du im Grunde auch. Du bist ein freier Geist, Elda Schapiro, du bist geschaffen für Abenteuer und neue Erfahrungen.”
Verwirrt schüttelte Elda den Kopf. “Colin, das ist doch absurd! Bitte! Es ist zu viel und zu schnell. Und ich kann nicht mit dir über solche Hirngespinste reden, ohne mir dumm vorzukommen.”
Eindringlich sah er sie an, bis ihr eine heiße Röte in die Wangen stieg. “Ich bin über dich hereingebrochen wie ein Wirbelwind, nicht wahr? Nun, dieser Sturm wird nicht so schnell vorübergehen, das versichere ich dir.”
Colin nahm Elda bei der Hand und führte sie einen kleinen Hügel hinauf. Oben setzten sie sich auf einen Felsbrocken.
“Kannst du die Adria sehen?”
“Von hier aus?”
Colin lachte leise. “Natürlich.” Er umfaßte ihre Taille, legte seine Wange gegen ihre und deutete mit ausgestrecktem Arm in die Nacht. Ein heißes Verlangen stieg in Elda auf, beinahe hätte sie den Kopf gewandt, um ihn zu küssen. Er duftete nach Limonen und nach Wein. “Dort drüben”, sagte er.
“O ja!” Wie Kristalle leuchteten die Lichter am Horizont.
“Was sind das für Lichter auf der anderen Seite?”
“Dort liegt Jugoslawien.”
“So nahe?”
“Das ist eine optische Täuschung, es ist schon eine ziemlich weite Strecke.”
“Es sieht so romantisch aus, wie aus einer anderen Welt.”
“Wollen wir nicht zusammen hinüberfahren?”
“Vielleicht einmal in den nächsten Wochen.”
“Wenn wir uns beeilen, schaffen wir noch die Fähre um Mitternacht.”
Elda lachte. “Ach Colin, du bist so herrlich verrückt.”
Aber er war schon aufgestanden und zog sie mit sich den Hügel hinunter.
Elda war so aufgeregt, daß sie nicht sprechen konnte.
“Was…” brachte sie schließlich heraus, als ihre Rippen schon schmerzten vom Lachen und schnellen Laufen. “Was hast du vor? Das kann doch nicht dein Ernst sein!”
“Beeile dich, wir haben nicht viel Zeit!”
“Nein!” keuchte Elda. “Du mußt verrückt sein!”
“Völlig verrückt”, stimmte er ihr zu. “Hat deine Mutter dir nicht beigebracht, daß man mit einem
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