Du bringst die Liebe in mein Leben
fragte sich, ob er bei ihr auch nachgegeben hätte, hätte sie ihn gebeten, mit ihr in die Vereinigten Staaten zu gehen.
Langsam wurde ihr all das zuviel, und sie atmete erleichtert auf, als die Unterhaltung sich Menschen zuwandte, die sie nicht kannte. Das gab ihr wenigstens die Möglichkeit, ihre verwirrten Gedanken wieder zu ordnen.
Sie entschuldigte sich damit, nach ihrem Kleid sehen zu wollen, und ging zu Donnatellas Zimmer hinauf. Das Kleid war schon beinahe trocken, schnell zog sie sich um. Sie mochte Donnatella, auch wenn sie durch sie die größte Liebe ihres Lebens verloren hatte. Doch sie tröstete sich mit dem Gedanken, daß eine Liebe, die in der Erinnerung lebt, immer dann lebendig werden konnte, wenn sie es wollte. Die Wirklichkeit mit Colin wurde immer verwirrender, und sie hatte das Gefühl, daß sie diese Erinnerungen, die ihr so kostbar waren, verlieren würde, wenn sie ihn noch näher kennenlernte. Sie mußte hier weg, und zwar sofort.
Als Elda Donnatellas Zimmer wieder verließ, dachte sie daran, daß sie dieses Haus nie wiedersehen würde. Ihr gefiel die ungewöhnliche Konstruktion und Form dieses Hauses, ganz besonders, seit sie Donnatella kennengelernt hatte. Aber wenn sie je ein Traumhaus haben würde, dann sähe es sicher nicht so aus wie dieses. Ihr Geschmack ging viel eher in die Richtung, in der Colins Haus in Dubrovnik eingerichtet war. Und dieses Haus hätte mir gehören können, dachte sie bitter.
“Möchten Sie Espresso oder lieber amerikanischen Kaffee, Elda?” fragte Chiave sie, als sie wieder nach unten kam.
“Nein danke”, sagte sie schnell, “ich muß jetzt gehen. Ich…
ich habe noch einiges für meine nächste Vorlesung vorzubereiten.” Selbst in ihren Ohren klang diese Ausflucht lahm.
“Wie schade. Ich werde Colin Bescheid sagen.”
Sie gingen ins Wohnzimmer, und als Elda dann Donnatella in Colins Armen sah, überwältigte sie ein solch bohrender Schmerz, daß sie sich wie betäubt fühlte. Die beiden standen neben dem Tisch, hielten sich umschlungen und schaukelten leicht hin und her, wie sie und Colin es so viele Male getan hatten. Erst als Elda Donnatellas Gesicht sah, gewann sie ihre Fassung wieder. Donnatella hatte geweint! Sie bemerkte Elda und lächelte sie an, als entschuldige sie sich für ihre Tränen.
Colin zog sie noch einmal an sich und drückte ihr einen Kuß aufs Haar. Es war eine liebevolle, beschützende Geste, doch den Aufruhr in Eldas Innerem, ihre Eifersucht, konnte diese Geste nicht dämpfen. Das Blut rauschte ihr wie wild in den Ohren.”
Wie benommen half Elda Chiave, den Tisch abzuräumen. In der ganz in Weiß eingerichteten Küche lehnte sie sich gegen eine Anrichte und versuchte, die Fassung wiederzugewinnen.
Chiave kam mit Gläsern herein. Er sah in Eldas Gesicht, und es war zu spät, um ihren Schmerz vor ihm zu verbergen. Schnell stellte er die Gläser ab, trat neben sie und legte ihr einen Arm um die Schultern. “Was ist los, liebe Elda?”
Was los war? War er denn blind? Waren sie alle verrückt?
“Ich … ich habe schreckliche Kopfschmerzen”, stammelte sie.
“Ich möchte jetzt gehen.”
Als Chiave nicht antwortete, sah Elda zu ihm auf. Seine Augen waren das genaue Abbild von Donnatellas Augen, die Ähnlichkeit erstaunte sie.
“Ich werde den Wagen holen”, sagte er.
“Nein, ich gehe zu Fuß!” Keinen Augenblick länger würde sie es in der Gesellschaft dieser Verrückten aushalten.
Chiave lachte leise. “Unsinn, das werde ich nicht zulassen.
Und Colin auch nicht.”
Colin! Wie konnte wohl jemand seine Reaktion vorhersagen.
Er war so ganz anders als andere Männer. All das, was Elda zuvor an ihm so geliebt hatte, schienen ihr jetzt Fehler zu sein.
Er war ihr so frei und ungezwungen vorgekommen, doch jetzt sah sie, daß er in Zeiten der Krise sich völlig unvernünftig benahm.
Elda löste sich von Chiave und lief durch den Flur, vorbei an dem Wohnzimmer, in dem Colin und Donnatella einander noch immer in den Armen hielten und leise miteinander flüsterten.
Sie versuchte, die Haustür zu öffnen, doch der Wind drückte sie ihr aus der Hand.
Plötzlich stand Colin neben ihr. “Elda!” rief er überrascht.
“Wo willst du denn hin?”
Sie konnte ihn nicht ansehen. “Zurück in die Stadt.”
Colin lachte leise und drehte sie zu sich herum, doch sie wich seinem Blick aus. “Ich fürchte, wir müssen heute nacht hierbleiben”, flüsterte er ihr bedeutungsvoll zu, dann versuchte er, mit einem Finger ihr
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