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Du Durchschaust Mich Nicht

Du Durchschaust Mich Nicht

Titel: Du Durchschaust Mich Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Farid
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Oder kannst du warten? Sogar verzichten?
    Wenn es dir schwerfällt, dann probiere Folgendes einmal aus und verbinde den Aufschub mit einer besonderen Belohnung. Zum Beispiel: Wenn ich eine Woche lang nichts Süßes esse oder vier Wochen lang keinen Alkohol trinke, darf ich mir etwas kaufen, das diesen Monat eigentlich nicht vorgesehen war, vielleicht ein Kleid oder neue Turnschuhe? Außerdem überlege dir, wie du dich ablenken kannst, wenn dich der Heißhunger überfällt. Stell dir zum Beispiel einfach nur vor, wie du eine ganze Tafel Schokolade Stück für Stück genüsslich isst. Stell dir vor, wie die Schokolade riecht, wie sie sich zwischen deinen Fingern anfühlt, wenn du sie in den Mund schiebst, wie sie im Mund langsam schmilzt. Oder wie du ein frisch gezapftes Bier bestellst, zusiehst, wie es in das Glas strömt, sich die herrlich weiße Krone über den Rand des Glases erhebt, du greifst danach und trinkst es in großen langsamen Schlucken aus und bestellst ein zweites.
    Du denkst, dass du dich mit solchen Gedanken quälst? Falsch gedacht! Dein Heißhunger wird sich legen. Allein mit Hilfe deiner Vorstellungskraft kannst du Heißhunger besiegen. Denken kann also auch satt machen. Der größte Fehler, wenn man abnehmen möchte, ist, nicht ans Essen denken zu wollen. Dadurch steigert sich das Verlangen eher noch.

Mit dem linken Bein zuerst aufgestanden, dann noch beim Schwarzfahren erwischt – und trotzdem lächeln!
    Lukas, Auszubildender, 20  Jahre
    »Lukas!«
    O nein, ich will nicht aufstehen. Es muss doch mitten in der Nacht sein.
    »Lukas, du kommst schon wieder zu spät! Jeden Morgen das Gleiche mit dir! Ich hab das wirklich satt! Steh jetzt sofort auf!«
    »Schon gut, Mum, ich beeil mich ja.« Mist, der Wecker hat nicht geklingelt. Jetzt ist es schon halb acht. Gerade mal Zeit für ’ne schnelle Dusche.
    Hä? »Hey, Mum, das Wasser wird nicht warm.«
    »Beeil dich, Lukas!«
    Zehn Minuten später: »Tschüss, ich bin dann weg!«
    »Wird auch Zeit!«
    Ich renne aus dem Haus und zur U-Bahn, die ich aber nur noch von hinten sehe, die nächste verspätet sich wegen Gleisarbeiten. Hey? Kann mal jemand diesen miesen Film stoppen? Mein Chef kennt bestimmt keine Gnade mehr. Hat beim letzten Mal mit einer Verwarnung gedroht. Und gerade heute, wo meine erste eigene Bauzeichnung fertig werden muss. Und demnächst die Beurteilung geschrieben wird.
    Fünfzehn Minuten später in der U-Bahn: »Die Fahrkarten, bitte!«
    Wo hab ich denn … Auch das noch! »Äh, ich habe meine Monatskarte vergessen.«
    »Können Sie sich denn ausweisen?«
    »Der Perso ist auch im Portemonnaie.«
    »Dann steigen Sie mal mit uns aus.«
    O nein, ich darf wirklich nicht zu spät kommen. Verdammt noch mal, haben sich heute alle gegen mich verschworen? Ich hätte Lust, dem Kontrolleur ’nen Spruch reinzudrücken. Aber ich ziehe bewusst meine Mundwinkel nach oben und lächle. Ich höre mich freundlich sagen, dass ich den Herren doch einfach meine Adresse geben kann, und nenne mit offenem, vertrauensvollem Blick meinen Namen und meine Adresse.
    »So einfach geht das nicht, junger Mann, haben Sie nicht irgendetwas dabei, eine Geldkarte oder einen Mitgliedsausweis mit Ihrem Namen drauf?«
    »Alles im Portemonnaie, leider.« Ich lächle einfach immer weiter. »Aber Sie können meine Mutter fragen.« Ich ziehe das Handy aus der Jackentasche und will schon die Nummer anzeigen lassen.
    »Gut, gut. Dann glauben wir Ihnen mal. Wir haben alles notiert, Sie müssen die Monatskarte dann bei den Verkehrsbetrieben vorzeigen und ein entsprechendes Bußgeld zahlen. Und das nächste Mal: Portemonnaie einstecken!«
    »Wird gemacht.« O Mann, ich hätte lieber gezischt: »Was geht das denn euch an, ihr Wichtigtuer!« Nicke stattdessen zum Abschied noch einmal freundlich. Immerhin komme ich jetzt noch so eben pünktlich zur Arbeit und hole mir nicht auch noch eine Verwarnung. Was ich mir jetzt lieber nicht vorstelle, ist, wenn ich meine Mutter wirklich hätte anrufen müssen.
     
    Lukas ist der jüngere Bruder eines Freundes. Am Abend nach diesem »Horrormorgen«, wie er ihn nannte, war ich zum Grillen bei der Familie eingeladen. Lukas erzählte in größerer Runde, was ihm passiert war. Damals lachten wir uns schlapp. Aber als ich später noch einmal darüber nachdachte, wusste ich, dass er sich mit seinem Verhalten, seiner Mimik, seinen Worten den A… gerettet hatte.
    Er schaffte es, trotz der widrigen Umstände – Wecker klingelt nicht, er muss kalt

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