Du hast meine Sinne entflammt
„Du wirst mich doch nicht in den Speisesaal tragen, hast du gehört? Caine!“
„Meinst du nicht?“ Lächelnd ging er auf die Tür zu. „Um was wollen wir wetten?“ Mit dem Fuß stieß er die Tür auf und nahm Richtung auf den Speisesaal. Der Ober verzog keine Miene. „Einen Tisch für zwei“, sagte Caine und trug Diana an ihm vorbei.
Es gab niemanden in dem gutgefüllten Saal, der nicht aufsah, als Caine Diana quer durch die Reihen trug und erst neben einem Stuhl in der Ecke auf ihre Füße setzte. Aus den Augenwinkeln bemerkte Diana, wie eine ältere Frau ihren Mann am Ärmel zupfte und verblüfft zu ihr herüberstarrte.
„Ich bringe Ihnen sofort die Karte“, sagte der Ober und verschwand.
„Danke“, sagte Caine und setzte sich Diana gegenüber.
„Das wirst du mir büßen“, zischte sie ihm zu und tat so, als würde sie die neugierigen Blicke der anderen Gäste überhaupt nicht sehen.
„Macht nichts, das war es mir wert.“ Caine zog seine Lederjacke aus und hängte sie hinter sich über die Stuhllehne. „Bist du sicher, dass du nur Kaffee möchtest, Liebes?“
Diana überhörte die Anrede und nickte. „Benimmst du dich eigentlich häufig so unmöglich?“
„Meistens. Bist du übrigens am frühen Morgen immer so hübsch?“
„Caine, spar dir deinen Charme.“ Diana ließ den schweren Wintermantel von ihren Schultern gleiten und öffnete die gelbe Angorajacke, unter der eine Bluse zum Vorschein kam.
„Ich nehme die Pfannkuchen“, hörte sie Caine seine Bestellung aufgeben, „und nachher dann Eier und Schinken. Die Dame möchte nur Kaffee.“
„Isst du immer so viel?“ fragte Diana verblüfft, als der Ober wieder gegangen war.
„Es gibt Tage, an denen kann ich froh sein, wenn ich schnell zwischendurch ein trockenes Sandwich essen kann“, antwortete er. „Darum schlage ich richtig zu, wenn sich einmal die Gelegenheit dazu ergibt.“
„Bist du denn jetzt schon so überlastet in deiner neuen Kanzlei?“
„Ich kann mich nicht beklagen, zumal ich bisher noch keinen Assistenten habe, der mit einspringen könnte.
„Ein Ein-Mann-Büro also?“
„Nicht ganz. Eine Sekretärin habe ich immerhin, aber die ist ziemlich unordentlich und langsam. Außerdem interessiert sie sich mehr für ‚Dallas‘ und ‚Denver‘, als für die Arbeit.“
Diana lächelte. „Nun, dann muss sie aber auf anderem Gebiet Qualitäten haben.“
„Wo denkst du hin? Sie ist siebenundfünfzig, steif wie eine Gouvernante, und Schreibmaschine schreiben kann sie auch nicht.“
„Trotzdem“, sagte Diana, und plötzlich blitzten ihre dunklen Augen, „ich wünschte, ich wäre schon so weit, eine eigene Kanzlei zu haben. Aber leider würden im Moment die Klienten bei mir noch nicht Schlange stehen.“
„Jeder muss klein anfangen, Diana. Und da du Heraus forderungen offensichtlich so sehr liebst, versuch es doch einfach.“
„Hast du schon einmal jemanden verteidigt, von dem du wusstest, dass er schuldig war?“ Diese heikle Frage hatte sie sich auch gestellt.
„Jeder hat das Recht auf eine faire Verhandlung und Unterstützung durch einen Anwalt.“ Caine nahm einen Schluck von dem heißen Kaffee. „Als Rechtsanwalt ist man verpflichtet, in jedem Fall sein Bestes zu geben und kann dann nur hoffen, dass am Ende die Gerechtigkeit siegen wird. Das ist nicht immer der Fall, da das ganze Rechtssystem von Menschen erdacht wurde, und Menschen sind nun einmal nicht unfehlbar. Aber immerhin …“ Er zuckte mit den Schultern und sah Diana an. „Es ist besser als gar nichts.“
Diana blickte ihn nachdenklich an. „Du bist ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte.“
„So? In welcher Beziehung?“
„Ich dachte, du wärst härter, unbeugsamer. Ein Anwalt, der sich stur nach den Regeln richtet, für den das Recht nur schwarz oder weiß ist – völlig ohne Grau töne.“
„Hast du mich wirklich für einen solchen Idioten gehalten?“
Diana lachte laut auf, als sie sein verdutztes Gesicht sah.
„Du solltest viel häufiger lachen“, sagte Caine plötzlich ganz ernst. „Nimm das Leben ein wenig leichter und reagiere spontaner, ohne vorher alles genau zu durchdenken.“
Diana Blade war die erste Frau in Caines Leben, die ihn sicherlich für eine lange Zeit faszinieren und beschäftigen könnte. Er brannte darauf, ihr zu zeigen, dass das Leben nicht nur aus festgefahrenen Bahnen und Regeln bestand.
„Möchtest du?“ Er hielt ihr die Gabel mit einem großen Stück Pfannkuchen entgegen.
„Hast du
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