Du hast mich wach gekuesst
lächelte.
"Danke für alles." Cathy deutete auf das Zimmer. "Es ist sehr eindrucksvoll."
"Stone hat das Haus von einem brillanten Innenarchitekten einrichten lassen. Ich sage ihm immer, dass es eine Schande ist, diese wunderschönen Räume leer stehen zu lassen. Wir haben nie Gesellschaft. Sie müssen mir versprechen, dass Sie sich von mir verwöhnen lassen."
"Danke, aber ich möchte Ihnen nicht zur Last fallen."
"Es ist keine Last. Jede Woche kommen drei Frauen und reinigen das Haus. Ich bin es leid, herumzusitzen und nichts zu tun. Es ist drei Jahre her, seit Leben in diesem Haus war. Seit Miss Evelyn gestorben ist, hat Stone niemanden mehr
eingeladen."
"Miss Evelyn?", hakte Cathy nach.
"Ja. Sie ist vor drei Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Sie war seine Frau."
4. KAPITEL
Cathy legte die Gabel nieder und starrte schuldbewusst auf den leeren Teller. Sie hatte eigentlich nicht beabsichtigt, die riesige Portion zu verzehren, die ihr von Ula serviert worden war. Doch dem schmackhaften, zarten Roastbeef hatte sie nicht widerstehen können. Als Entschuldigung für ihren gesunden Appetit konnte sie vorbringen, dass sie während des Krankenhausaufenthaltes kaum gegessen hatte. Und vorher, zum Monatsende, war sie knapp bei Kasse gewesen und hatte tagelang von Nudeln und Tütensuppe gelebt.
Sie schob den Servierwagen beiseite, der nach Krankenhaus aussah und gar nicht in das elegant dekorierte Haus passte. Sie hoffte, dass Stone ihn nicht extra für ihren kurzen Aufenthalt gekauft hatte.
Sie war bereits seit dem frühen Nachmittag im Haus, doch sie hatte Stone noch nicht zu Gesicht bekommen. Allerdings war ihr Bettruhe verordnet worden, so dass sie nicht auf Erforschungstour gehen konnte. Ohnehin hätte sie es nicht getan. Sie fühlte sich nicht wohl in diesem eleganten Haus.
Cathy seufzte und versuchte, ihre Rastlosigkeit abzuschütteln. Der Zustand beruhte gewiss nur auf den Schmerzen im Knie und auf zu viel Zeit in ihrer eigenen Gesellschaft. Während der Arbeit hatte sie sich zumindest auf Stones Anrufe freuen können. Natürlich rief er sie nun, da sie sich im selben Haus befanden, nicht an. Sie konnte also nur hoffen, dass er sie gelegentlich besuchte, wenn auch nur aus Höflichkeit.
So, wie die Dinge standen, hatte sie zu viel Zeit zum Nachdenken. Über ihr Hiersein. Über Stone und die Lügen, die sie ihm aufgetischt hatte. Über Evelyn.
Der Name rief immer noch einen Anflug von schmerzlicher Überraschung in ihr hervor. Irgendwie hatte sie nie daran gedacht, dass Stone verheiratet gewesen sein könnte. Es war natürlich albern, denn er lebte schließlich nicht in einem Vakuum.
Zum Teil rührte ihre Überraschung daher, dass er verwitwet und nicht geschieden war. Letzteres wäre leichter zu akzeptieren gewesen, denn es hätte bedeutet, dass er die Angelegenheit überwunden hatte. Seine Frau bei einem Autounfall verloren zu haben - vermutlich demselben, der seine Entstellung verursacht hatte, musste sehr schmerzlich für ihn sein. Es war kein Wunder, dass er sich derart ve rkroch.
Ein Klopfen an der Tür unterbrach ihre Grübeleien. "Ja bitte?", rief sie.
"Hier ist Stone. Ist dir nach etwas Gesellschaft zumute?"
Sie wollte kühl und sachlich antworten, doch es gelang ihr nicht. "O ja, bitte!" Ihre Stimme klang atemlos und eifrig.
"Du musst das Licht ausmachen."
Cathy zögerte. Sie hatte Ula nach den Narben fragen wollen, aber nicht den Mut aufgebracht. Wie schlimm mochte es sein?
Anstatt sich bei ihm zu erkundigen, befolgte sie die Aufforderung. Mit einem Klicken erlosch die Lampe auf ihrem Nachttisch.
In der Dunkelheit der Nacht sah sie nur einen Schatten, als Stone eintrat und zum Sofa am Fenster ging. Er bewegte sich mit der Sicherheit einer Person, die mit der Finsternis vertraut ist.
"Wie fühlst du dich?", fragte er.
"Besser. Ein bisschen verwirrt. Alles ist so schnell passiert."
"Was machen dein Kopf und dein Knie?"
Sie lehnte sich zurück an das Kissen, schloss die Augen und lächelte. Stone war tatsächlich bei ihr. Oder besser gesagt, sie war bei ihm. Sie konnte es immer noch nicht recht glauben. "Ich habe immer noch eine Beule an der Schläfe. Mein Knie tut weh und ist sehr steif."
"Die Physiotherapie wird das ändern. Du fängst morgen damit an. Abgesehen davon sollst du es ruhig angehen lassen.
Das hat der Doktor angeordnet. Viel Ruhe. Ula ist begeistert, dass sie jemanden hat, den sie verhätscheln kann."
"Ich will aber niemandem zur Last fallen", wandte Cathy
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