Du hast mich wach gekuesst
ein. "Von der Zeit, wenn ich endlich auf mich gestellt wäre. Ich hatte Visionen von einem wundervollen Leben. So ähnlich wie das, was ich für dich erfunden habe."
"Du könntest es immer noch wahr werden lassen."
Sie dachte an ihren Job beim Auftragsdienst. Er warf nicht viel ab, und sie besaß keine Ausbildung für eine andere Arbeit.
Früher einmal hatte sie ein College besuchen wollen. Doch statt zu studieren wie die anderen Abiturienten, war sie zu Hause geblieben, um ihre Mutter zu versorgen.
"In der Theorie könnten diese Träume wahr werden", sinnierte Cathy. "Aber es ist schon so lange her. Inzwischen habe ich die meisten vergessen, und es ist eigentlich nicht mehr wichtig."
"Da bin ich anderer Meinung."
Sie wusste aus Erfahrung, dass es keinen Sinn hatte, ihm zu widersprechen. "Was ist mit deinen Träumen? Was wünscht du dir?"
"Ich habe alles, was ich brauche."
Ihr lag auf der Zunge, ihm zu erklären, dass brauchen und wünschen nicht dasselbe war. Aber sie fand, dass es ihr nicht zustand.
Eine Weile herrschte ein angenehmes Schweigen zwischen ihnen. Es gefiel ihr, auf diese Weise seine Stimme zu hören. Er klang ein wenig anders als am Telefon. Mit ihm im Raum fühlte sie sich nicht so allein, auch wenn sie ihn kaum sehen konnte.
"Warum hast du mich hergebracht?", fragte sie.
"Das habe ich dir doch schon gesagt. Weil mir viel an dir liegt. Wir sind Freunde geworden. Ich schätze die wenigen Freunde, die ich habe, sehr hoch. Ich möchte dafür sorgen, dass du dich richtig erholst. Beantwortet das deine Frage?"
Sie dachte darüber nach. Da ihr kein anderes Motiv für sein Verhalten einfiel, beschloss sie, ihm einfach zu glauben.
"Danke."
"Keine Ursache. Und jetzt mach die Augen zu."
"Wie bitte?"
"Du hast richtig gehört." Er lachte leise. "Komm schon, du kannst mir vertrauen."
"Ich ..." Cathy starrte ihn an, aber natürlich konnte sie seine Miene nicht erkennen. "Also gut."
Sie hörte Bewegungen, spürte dann seine Nähe! Sanft drückte er ihre Hand, und dann streifte etwas Warmes, Weiches ihre Wange.
"Schlaf gut, Cathy. Ich komme morgen wieder."
Und dann war er fort. Sie schlug die Augen auf und legte unwillkürlich die Finger auf die Stelle, die er geküsst hatte. Sie redete sich ein, dass es nur eine harmlose Geste unter Freunden gewesen war. Dennoch kuschelte sie sich zufrieden in die Kissen und schlief mit einem Lächeln auf den Lippen ein.
Stone trat an das Fenster in seinem Arbeitszimmer und starrte hinaus in die Finsternis. Das Haus erschien ihm einladender an diesem Abend, und er wusste, dass der Grund dafür im ersten Stock des gegenüberliegenden Flügels schlief.
Cathy. Ihre Anwesenheit reichte beinahe, um die gesamte Vergangenheit zu bewältigen, obwohl sie diese in gewisser Weise heraufbeschwor.
Sie war nicht wie Evelyn. Nicht vom Äußeren oder vom Wesen her. Und doch waren sie sich so ähnlich.
Er holte tief Luft und schwor sich, diesmal nicht die alten Fehler zu begehen. Diesmal musste er den Durchblick behalten.
Er konnte Cathy wesentlich mehr helfen als damals Evelyn. Er konnte ihr Leben zum Positiven wenden. In gewisser Weise vermochte er dadurch die Sünden der Vergangenheit zu sühnen.
Wenn er diesmal richtig handelte, milderte es vielleicht seine Schuld.
Ungewollt, unbewusst strich er mit einem Finger über die Narben auf seinem Gesicht.
Diesmal werde ich mich auf nichts einlassen, nahm er sich vor, diesmal werde ich nicht so viel Gefühl entwickeln. Er wollte dafür sorgen, dass sie die Beziehung beibehielten, die bereits zwischen ihnen bestand, dass sich nicht mehr entwickelte. Freundschaft war ungefährlich. Alles andere war nicht erlaubt.
Wenn sie wieder genesen war, wollte er sie gehen lassen.
Durch seine Hilfe würde sie gestärkt fortgehen, und dann fand er vielleicht Frieden.
Cathy erwachte früh am nächsten Morgen. Nur mit Mühe gelang es ihr, ins Badezimmer und wieder zurück zu humpeln.
Sie war nie ein graziöser oder sportlicher Typ gewesen. Die Krücken taten ihren Armen und Schultern weh, und sie konnte immer noch nicht richtig mit ihnen umgehen. Aus Angst vor einem Sturz wagte sie nicht, längere Strecken oder Treppen zu gehen.
Sie sank auf das Bett, stellte die Krücken an die Wand und schwang die Beine auf die Matratze. Das Nachthemd rutschte hoch und enthüllte ihre Schenkel. Die Haut war weiß und nicht so straff, wie sie es sich wünschte. Ihr ganzes Leben lang kämpfte sie bereits mit zwanzig Pfund Übergewicht. Leider hatte sie
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