Du + Ich = Wir Zwei, 1
sie in mein Büro kommt, mit einer Tasche voll mit Lebensmitteln in der Hand.
Das habe ich total vergessen! Wir waren zum Essen verabredet. Diese Besprechung hat mein müdes Gehirn unbrauchbar gemacht, ganz zu schweigen von den paar Worten, die in meinem Kopf herumschwirren, seitdem ich sie gelesen habe. Ich entschuldige mich unterwürfig und schlage ihr vor, hier zu bleiben, was sie auch ohne Widerworte annimmt. Goldbrassen in Sauce tartare, Lachs-Sashimi und Frühlingsmaki: Meine beste Freundin weiß einfach, was mir guttut. Mit vollem Mund reden wir über Gott und die Welt … bevor wir das Thema anschneiden, das uns wütend macht.
„Und das hat er wirklich geschrieben?!“, fragt sie, als sie das Beweisstück vor Augen hat.
„Nein Clem, ich habe das selber geschrieben … Natürlich war er es! Wer denn sonst?“
„Ich weiß nicht. Wilson vielleicht?“
„Nein, es ist Vadims Handschrift und keine andere.“
„Was hast du jetzt vor? Glaubst du nicht, dass es besser wäre, wenn du ihn dir ein für alle Mal aus dem Kopf schlägst? Er ist dein Chef. Und angesichts eurer Vergangenheit …“
„Gerade wegen unserer Vergangenheit kann ich es mir nicht erklären, warum er … so kalt zu mir ist.“
„Vor drei Tagen, einschließlich heute Morgen, war er unerträglich. Er behandelte dich wie ein Stück Scheiße! Seit wann kann man mit dir so umspringen?“
„Mit mir kann man nicht umspringen, ich beobachte, ich differenziere. Ich kann es ihm nicht vorschreiben, sich sehen zu lassen oder weit wegzugehen … Ich will meinen Job nicht verlieren!“
Und ich will ihn! Vadim King … oder Arcadi, egal!
„Und was ist mit … Raphaël?“, fragt Clémentine mit leiser Stimme.
„Nicht jetzt, Clem. Ich will nicht an ihn denken.“
„Er wird nicht sein Leben lang auf dich warten, das weißt du hoffentlich.“
„Aber ich will einfach nicht, dass er auf mich wartet! Es sollte nicht genauso kompliziert sein, es sollte … klar sein. Und mit ihm ist es das nicht.“
„Und mit Vadim schon?“
„Ja. Das war es immer. Klar, feurig und leidenschaftlich! Ich will das alles wieder spüren, so wie früher …“
Endlich Feierabend! Nach diesem sowohl körperlich als auch emotional aufreibenden Tag sehne ich mich nur noch nach eines: Meine Ruhe zu haben. Ich habe gerade einen Deal mit mir geschlossen: Heute Abend werde ich an nichts denken. Nicht einmal an ihn. Eine warme Dusche, eine leichte Mahlzeit, vielleicht noch ein Film – wenn, dann aber einen Thriller, auf keinen Fall eine Liebeskomödie – und viel Schlaf warten auf mich. Diese Art von Abend, die bestimmt nicht jedermanns Traum ist, aber die mir guttut. Und genau aus diesem Grund muss ich dafür sorgen, dass mein Kopf, der endlich zur Ruhe gekommen ist, frei von Gedanken ist, z. B. von dem Gedanken, Vadim am Gebäudeeingang zu treffen, während er in Begleitung einer jungen, wahnsinnig nervtötenden Frau ist. Sie ist dabei auch noch außergewöhnlich hübsch, sexy, freundlich und verführerisch. Dieser Punkt regt mich am meisten auf. Wenn sie doch wenigstens verabscheuungswürdig wäre …
Grace Montgomery hat nichts Verabscheuungswürdiges an sich. Sie ist die Perfektion in Person und ruft mit ihrem Aussehen Komplexe bei allen Frauen hervor, denen sie über den Weg läuft. Als Topmodel und angehende Schauspielerin hat sie es bereits geschafft, sich in Hollywood einen Namen zu machen. Mit ihrem strohblonden Haar, ihrem Puppengesicht, ihrer üppigen Oberweite und ihrem straffen Hintern. Der Traum aller Männer. Und der Mann, der gerade neben ihr ist: Vadim King, der überragende Milliardär mit dem feurigen Temperament und einer geheimnisumwobenen Vergangenheit. Das perfekte Paar.
Er gehört mir!
Mein Unglück bringender Vorstandsvorsitzender, der gerade damit beschäftigt ist, die Wange seiner Liebsten zu streicheln, braucht irrsinnig lange, bis er mich bemerkt. Als ich endlich wieder Gefühl in den Beinen habe – die erst weich wie Baumwolle, dann hart wie Beton werden –, versuche ich, mich unauffällig davonzuschleichen. Zu spät. Vadim dreht sich bereits um und kommt auf mich zu, mit seiner Tussi auf den Fersen.
„Grace, darf ich dir Alma Lancaster vorstellen. Sie ist die stellvertretende Direktorin von King France und … eine alte Bekannte“, sagt er auf Englisch mit fröhlicher Stimme.
Eine alte Bekannte?! Die Liebe deines Lebens, du Dummkopf!
„Freut mich. Ich hoffe, dass Vadim Ihnen das Leben nicht allzu schwer macht!“, sagt die
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