Du + Ich - Wir Zwei, 2
Glasfenstern betrete. Im Gegensatz zu den anderen bleiben Vadim und Kate stehen und sprechen leise auf Englisch. Das ist ein schlechtes Zeichen. Ich habe kaum Zeit, dem wütenden Blick meines Vorstandsvorsitzenden zu begegnen, als mich meine Vorgesetze auffordert – mir befielt –, mich zu setzen.
Ist jemand gestorben?
Oder könnte es nicht mehr lange dauern?
Mord unter Kollegen … Ein zukünftiger Blockbuster?
„Ein Filmausschnitt aus
Pretty Little Murders
ist gerade auf YouTube hochgeladen worden“, kündigt die Direktorin des Tochterunternehmens France mit ihrem starken Akzent an.
Die Sprachlosigkeit ist auf allen Gesichtern zu lesen, auch auf meinem. Diese Neuigkeit ist ganz einfach … eine Katastrophe.
„Ich möchte wissen, wer für diesen meisterhaften Flop verantwortlich ist!“, fügt Vadim hinzu, der ganz außer sich ist.
Alle Köpfte drehen sich zu Clarence, dem Verantwortlichen für den Filmverleih. Dieser versucht, sich zu verteidigen, so gut er kann … aber seine Unbeholfenheit macht alles nur noch schlimmer.
„Kennt ihr die Unschuldsvermutung?“, ruft er in den Raum.
Großer Fehler, Herr Miller …
„Finden Sie das lustig, Clarence? Mir persönlich ist eher danach, Sie zu entlassen als zu scherzen!“, schreit der Vorstandsvorsitzende. So etwas habe ich noch nie erlebt! Ein Ausschnitt, der im Internet zwei Wochen vor dem Filmstart zu sehen ist!
„Woher wissen wir, dass dieses Leck aus dem Tochterunternehmen France kommt?“, fragt Sophie Adam zaghaft.
„Was denken Sie? Der betreffende Ausschnitt ist auf Französisch“, antwortet Kate kühl.
„Alma, hast du eine Idee, wie das passieren konnte?“, fragt Vadim mich plötzlich.
„Nein. Es ist entweder ein Fehler seitens des Filmverleihs oder seitens der Kommunikation. Es sei denn, dass es sich um einen Sabotageakt handelt …“, antworte ich vorsichtig und versuche, die Situation zu analysieren.
„Der Filmverleih kann nichts dafür. Da bin ich mir sicher!“, erklärt Clarence.
„Die Kommunikation auch nicht“, mischt sich Bertrand Leroy ein, um sein Team zu verteidigen.
„Kate, Alma, findet den Verantwortlichen für diesen Mist! Und irgendjemanden, der dieses Video in den nächsten zwei Stunden aus dem Internet verschwinden lässt. Ich meine es ernst. Alle eure Jobs stehen auf dem Spiel!“, schreit der Big Boss.
„Zwei Stunden? Das ist völlig unmöglich, Mr. King. Seitdem der Ausschnitt im Netz ist, wurde er bereits auf Dutzenden, sogar Zighunderten verschiedenen Seiten verbreitet. Wir werden mehrere Tage brauchen, um das Problem zu beheben“, erklärt Simon, der Verantwortliche für die technische Abteilung.
„Machen Sie es als Allererstes, Herr Rozen. Und setzen Sie Ihr gesamtes Team dran. Ihre Abteilung wird sich der Aufgabe Tag und Nacht widmen, bis sie erledigt ist!“, befiehlt Vadim, bevor er, ohne sich noch einmal umzudrehen, verschwindet.
Kein Blick in meine Richtung … Die Lage ist ernst!
Wenige Sekunden später fängt mein Handy in der Tasche an, frenetisch zu vibrieren, während meine Kollegen den Besprechungsraum im Gänsemarsch verlassen. Eine SMS von Vadim!
[Hängst du sehr an dieser weißen Bluse? Ich will nämlich nur noch … die Knöpfe einen nach dem anderen abreißen …]
Hm …Da würde ich nicht Nein sagen …
[Ich muss eine Krisensituation in den Griff bekommen! Mein Vorstandsvorsitzender ist gerade über mich hergefallen. Keine Zeit, um etwas auszuhecken.]
„Auszuhecken“?! Habe ich wirklich auf Senden gedrückt?
[Dein Vorstandsvorsitzender ist wahrscheinlich ein Arschloch. Mach genau das Gegenteil von dem, was er dir sagt. Ich muss dringend nach London, aber wenn ich zurückkomme, freue ich mich schon sehr darauf, mit dir etwas „auszuhecken“. Deal?]
Dringend? Was heißt das?
[Deal. Bleib nicht zu lange weg. Ich glaube, mein Vorstandsvorsitzender hat ein Auge auf mich geworfen …]
Oder wie gelangt man sonst auf Umwegen an eine wichtige Information …
[Höchstens drei Tage. Warne deinen Vorstandsvorsitzenden davor, dass, wenn er irgendetwas versuchen sollte, ich ihn abknallen lasse.]
Bingo!
Den Rest des Tages verbrachte ich damit, mit den Leitern der Abteilungen zu sprechen und zu versuchen, die Situation zu klären und die Konsequenzen dieser Piraterie zu verringern. Kate und ich sind dann schließlich zu dem Ergebnis gekommen, dass es sich dabei nicht um einen einfachen menschlichen Fehler handeln konnte, sondern dass dieses Leck das Werk eines böswilligen
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