„Du kommst hier nicht rein!“: Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus (German Edition)
OneRepublic, Milli Vanilli, Franck Ribéry, Luca Toni, Xavi, Pizarro, Bixente Lizarazu, Cristiano Ronaldo, The Beastie Boys, Red Hot Chili Peppers, Michael Stipe von REM, The Roots, Beyoncé, Robbie Williams, Phil Collins, Pete Townshend von The Who, Freddie Mercury & Brian May von Queen, Duran Duran, Bryan Ferry, Jermaine Jackson, Bobby Brown, Ellis, Beggs & Howard, Robert Palmer … Kein Wunder, dass man unbedingt dabei sein will!
NEUN
Stüberl-Report
D er Kater hatte mich gnadenlos im Griff. Obwohl ich nahezu unfähig war, mich aufgrund des gestrigen Alkoholkonsums zu bewegen, lupfte ich dennoch die dünne weiße Bettdecke und erstarrte, als ich sah, was ich drunter anhatte: nämlich nichts! Ich konnte das Geschirrklappern nicht richtig einordnen und als ich das Schnauben des Milchaufschäumers einer Kaffeemaschine vernahm, wähnte ich mich beruhigt in heimischen Gefilden. Diese Annahme erwies sich jedoch als Irrtum, als ein gut aussehender Junge mit kurzen dunklen Haaren um die Ecke aus der Wohnküche in eine Art Wohnzimmer bog: Dort lag ich nämlich auf der großen Doppelmatratze vor einem Riesenstapel Achtzigerjahre-Platten. Wie ist das eigentlich, wenn es keine schöne Frau ist, sondern ein strammer Kerl, der dir am nächsten Morgen, mit deinem Lieblingshemd bekleidet, das Frühstück an die Matratze bringt? Mir schwante Merkwürdiges und langsam kam die Erinnerung an die Nacht zuvor wieder zurück. Ich rappelte mich mühsam auf und musste an die Begegnung mit Fernanda und Letitia denken, zwei süße Brasilianerinnen, die ich nachts im P1 kennengelernt hatte. Nur: Warum war es Stan aus Kalifornien, so hieß der fesche Amerikaner, der mir gerade Toast und Milchkaffee servierte, und nicht die zwei Senhoritas aus Rio de Janeiro? Nachdem ich mir die Frage, ob ich letzte Nacht mein Debüt in der Praxis der gleichgeschlechtlichen Liebe gegeben hatte, in einer Minute zigmal selber stellte, kamen – es war wie eine Erlösung, ein wunderbarer Moment – die beiden Chicas, in flauschige Handtücher gewickelt, aus einem Raum, der wie ein Badezimmer aussah. Sie wunderten sich nicht schlecht, als ich vehement kopfschüttelnd auf der Matratze saß, bis mich die daraus resultierende Übelkeit zwang, aufs gerade frei gewordene Klo zu sausen.
Als ich vom Kotzen kam, fiel es mir siedend heiß wieder ein. Unser Kellner Postman hatte mich in jener Nacht gegen drei Uhr morgens in den VIP-Bereich im P1 gerufen, es würde Ärger geben. Eine Clique neureicher Schnösel führte sich auf, als würde ihr mit Wodka bestens ausgestatteter Tisch von »Eindringlingen« angegriffen. Da sie wohl das Gefühl hatten, dass sich die Gruppe der »Angreifer« ihre Vorräte an Hochprozentigem einverleiben könnte, ohne dafür ein Lösegeld zu berappen, postierten sich die jungen Hüpfer zum Gegenangriff und stimmten eine Art Kriegsgeschrei an, das – ich musste es zugeben – gar nicht mal schlecht zu dem Song passte, den DJ Rocco gerade aufgelegt hatte: »Fight for your Right to Paaaaaarty« von den Beastie Boys.
Warum in aller Welt hatte ich die Kids überhaupt reingelassen? Ach ja, stimmt: Das waren »Kukis«. Diesen Codenamen gaben wir den Sprösslingen von Bekannten und Geschäftspartnern unseres Besitzers: Kunden-Kinder. Sie alle waren mit der schwarzen P-1-Karte ausgestattet, die ihnen immerfort Einlass gewährte. Schon wieder so eine dämliche Ausnahme, die unsere Türphilosophie aus den Angeln hob. Aber so ist das Geschäft und so – das muss man einfach anerkennen – entstand auch jeden Abend diese einzigartige Publikumsmischung. Jung, alt, dick, dünn, groß, klein, reich, arm, schön, hässlich – na ja, hässlich mussten sie nicht unbedingt sein.
Genau diese Mannigfaltigkeit war das Besondere an den P-1-Gästen; obgleich man mit dem Klischee von der Schickeria ausschließlich »reich und schön« verband, so kamen sie doch alle aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten, so verschieden, wie man es sich nur vorstellen konnte. Der belgische Juwelenhändler aus Antwerpen stand da neben Max, dem Staplerfahrer aus der Großmarkthalle, nur dass Max der schätzenswertere Gast im P1 war , denn er investierte die Hälfte seiner monatlichen Lohntüte nicht in Leasingverträge und Kreditraten, sondern schlicht und ergreifend in vierzigprozentigen Wodka an Balus Bar. Jeder so, wie er’s mag. Oh, natürlich gab und gibt es Leute, die das P1 von Haus aus verschmähten: zu teuer, zu blasiert, zu schick. Einer, der neu dazugekommen war,
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