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„Du kommst hier nicht rein!“: Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus (German Edition)

„Du kommst hier nicht rein!“: Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus (German Edition)

Titel: „Du kommst hier nicht rein!“: Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Gunschmann
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Jörn, »ist doch ein blendend aussehender Bursche«. Fürsorglich tat er so, als würde er ihn als seinen neuen Superstar feilbieten und dachte, damit würden die Einlasschancen des Blonden sicher steigen. Jörn meinte es ja nur gut. Das ist meiner Erfahrung nach eins der größten Probleme mit älteren Typen, sie fangen an, den Big Daddy zu spielen und Sachen zu machen, die sie früher nie machen durften. Der kleine Blonde grinste und tat so, als hätte er jedes Wort verstanden, wahrscheinlich ein Engländer oder Amerikaner. Gerade als ich zur Türklinke greifen wollte, rumpelte mir der Bodyguard in den Rücken. Er war sehr erregt und murmelte was von »lost somebody« . Blitzschnell hatte er den kompletten Eingangsbereich vor der Garderobe gecheckt, sogar unter dem Zigarettenautomat, der hinter dem schweren Windvorhang versteckt war, suchte er nach dem Verlorenen. »Wen suchst du denn eigentlich?« Ich versuchte, mein bestes Englisch an den Mann zu bringen. Er: »We’ve lost Larry! Larry, the drummer!« Der wäre mir jetzt gar nicht aufgefallen. Obwohl jeder wusste, dass U 2 zu viert sind, hatte man den Schlagzeuger nicht auf dem Schirm. Jetzt kam auch Adam Clayton dazu und herrschte: »Where the fuck is Larry?« Okay, jetzt hatte es auch ich verstanden: Sie hatten den Drummer verloren, tja, dann schaut doch mal nach, Leute! Der Leibwächter schubste mich zur Seite und öffnete meine Tür, dann sah er dem strammen Jörn direkt in die Augen – und erlöste den kleinen Blonden aus dessen Fängen. Ich bin im Arsch, dachte ich, der Bodyguard wird mich knebeln und foltern, weil ich ihren geliebten Larry vor der Tür habe stehen lassen. Aber ich tat so, als wäre ich gar nicht schuld, freute mich mit ihnen und schrie immer »Yeah, yeah«. Dann umarmte ich Adam Clayton, den Bodyguard, Larry und den Jörn! Schließlich gingen alle zusammen an Theos Bar und feierten die Rettung des U2-Drummers mit einer Flasche russischen Wodka.
    Also, wir hatten jetzt den Laden voller Promis, und dann schrie auch noch irgendein Verrückter immer wieder: »Er ist mein Gott! Er ist mein Gott!« Ein junger Inder hatte Bono auf der Tanzfläche zwischen seinen zwei Groupies entdeckt und versuchte, sich immer näher an ihn ranzutanzen. Es lief »Slippery People« von den Talking Heads und DJ Dr. H. drehte jetzt richtig auf. Ruth und Jenny waren voll fixiert auf den charismatischen Rockstar und Jenny stupste den kleinen Inder mit ihrem Hintern einfach in die Arme des daneben tanzenden Girls. Das, mein Lieber, das war dein absolutes Lebensglück, denn eine nähere Götteranbetung deines Rockidols hättest du nicht überlebt. Der Bodyguard von Bono hätte dich mit Haut und Haaren gefressen. Und wir, wir waren alle schrecklich erleichtert, dass der kleine Inder heil blieb.
    Gegen 2.30 Uhr in jener Mittwochnacht hatte ich meine Gedanken wieder einigermaßen geordnet. Mir blieben aber nur ungefähr zehn Minuten bis zum nächsten Wahnsinn. Fürst von Lauf und Lore war schon ein paar Minuten an der DJ-Kanzel gestanden. Der korpulente Edelmann hielt seinen kahlen Schädel ins Discolicht, seine sensationellen Koteletten sahen aus, als hätte er die Pyramiden von Gizeh auf die Backen tätowiert. Ein kleiner Brite aus Manchester, Dave Duvall, hatte inzwischen Dr. H. als Discjockey abgelöst. Dazu muss ich sagen, dass die kryptische »Billy Jean«-Version der Raggamuffin-Combo Shinehead, die er als erste Scheibe auflegte, den ganzen Laden in eine Art Trance versetzte. Die polternden Drums gaben einen Rhythmus vor, der so langsam und behäbig war, dass man nicht wusste, ob man sich bewegen oder einfach nur stehen bleiben sollte. Der Fürst und DJ Dave freundeten sich an und es stellte sich erst ein paar Tage später heraus, dass Dave zu diesem Zeitpunkt das Demo-Tape eines von ihm produzierten Tracks in der Schublade hatte, ihm aber die Kohle für den Release fehlte. Sein neuer Freund, der Fürst, half nach und »Pump up the volume« von Marrs wurde zum weltweiten Megaseller!
    2.45 Uhr: Es wurde immer kälter draußen und mein Heizlüfter gab statt Warmluft ab den Geist auf. Warum genau an diesem Abend alle im P1 landeten? Ich kann’s nicht sagen. Unser Geschäftsführer Kurt kam angesaust und flüsterte mir etwas ins Ohr. Hab leider nur die Hälfte verstanden, lieber Kurt! In dem ganzen Kuddelmuddel vor und hinter der Tür war es gar nicht so einfach, den Überblick zu behalten. Zum Glück war mein Kollege Jochen dazugekommen, Kurt hatte ihn angerufen,

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