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„Du kommst hier nicht rein!“: Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus (German Edition)

„Du kommst hier nicht rein!“: Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus (German Edition)

Titel: „Du kommst hier nicht rein!“: Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Gunschmann
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weiche Tour fahren sollte. Er entschied sich für Letzteres und schob ihn vorsichtig mit beiden Händen nach hinten, sodass er mit seinem Hintern auf der Couch neben dem riesigen Amerikaner landete. Einen Augenblick lang, fünf Sekunden oder sechs, hielten alle still und dann begann eines der Teeniemädchen zu heulen. Der große Ami saß einfach nur da und beobachtete die Szenerie. Sein schwarzes T-Shirt schien am Bizeps seines Oberarms fast zu reißen; ich hatte lange nicht mehr so einen Brocken im P1 gesehen.
    Alles andere hatte ich erwartet, als ich beim Tisch ankam, eine ausgiebige Schlägerei oder ein chaotisches Gerangel, aber sicher nicht das: Unsere zwei Brasilianerinnen Fernanda und Letitia, die mit Stan, dem Kalifornier und dem großen unbekannten Amerikaner gekommen waren, tanzten mit den Teeniegirls Hand in Hand und die komplette Jeunesse dorée am Tisch hatte sichtlich Spaß daran, mit Stan lustige Trinkspielchen zu veranstalten. Erst als die Lichtanlage auf der Tanzfläche ein paar helle Strahlen zum Tisch rüberschickte, konnten sie erkennen, dass es der hünenhafte Amerikaner Mickey Rourke war, der völlig relaxed mitten unter ihnen saß. Er blieb nicht mehr allzu lange und als DJ Rocco gegen halb fünf den letzten Song ausklingen ließ – »Who needs sleep tonight?« von Silicon Soul –, lud Stan Fernanda, Letitia und mich in sein Apartment im Glockenbachviertel zum After-Hour-Chillen, wie er sagte, ein. Es wurde eine jener außergewöhnlichen Nächte.
    Am Abend drauf versuchte mein Türsteherkollege Jochen, auf mich einzureden. »Klaus«, sagte er, »kannst du mir bitte einen Gefallen tun?« Und ich: »Äh, ja, ich mein, vielleicht«, dann wieder Jochen: »Bitte mach an Silvester keinen Urlaub, bleib einfach hier und fahr nicht weg.« Ich konnte Silvester nicht ausstehen, das lag vor allem daran, dass wir jedes Jahr am 31. Dezember arbeiten mussten. »Keine Chance, heuer ist es so weit, dieses Jahr bin ich Silvester weg«, antwortete ich. Zehn Jahre hatte ich jedes beschissene Silvester im P1 verbracht und gearbeitet, nie war ich mal woanders, immer der gleiche Mist – um neun gab’s Hummer-Buffet mit Champagner für 180 Mark und ohne Schampus für 100 Mark.
    Punkt zwölf fackelte unser Geschäftsführer Kurt auf dem P-1-Parkplatz ein Riesenfeuerwerk ab, es krachte richtig, etwa zehn Minuten lang, und wer sich auskennt, weiß, was da abgeht, wenn es zehn Minuten knallt. Das Jahr zuvor ist eine Rakete vom Kurs abgekommen und in den kleinen Weiher beim japanischen Teehaus neben dem P-1-Parkplatz eingeschlagen. Es war eine dieser Monsterraketen und die hätte beinahe den dort alteingesessenen Erpel auf dem Gewissen gehabt. Zum Glück landete sie ein paar Zentimeter neben ihm. Silvester im P1. »Dieses Jahr ohne mich.«
    Wir entschieden uns für Paris. Wir – das waren Rebecca und ich –, eine rein platonische Beziehung, obwohl ich zugeben musste, dass ich sie nicht von der Bettkante gestoßen hätte. Sie war nicht sehr groß, so um die einsfünfundsechzig, hatte wunderbar spitze Wangenknochen und die Augen lagen tief. Um ihren schmalen Hals trug sie eine Kette mit einem Anhänger dran, auf dem »Nonna« stand, es war ein Geschenk ihrer Oma, die an der ligurischen Rivieraküste lebte. Ich musste dabei unweigerlich an Thomas Anders von Modern Talking denken, der sich seine Gattin Nora an einer Kette um den Hals legte und überdimensional zur Schau trug. In Gold natürlich.
    Rebecca hatte nur ein kleines Köfferchen dabei und mir war es verdammt peinlich, dass meine Reisetasche mindestens doppelt so groß war. Für drei Tage Paris. Als wir am Flughafen Charles de Gaulle in Paris ankamen, fiel ich prompt dem französischen Zoll in die Fänge, kein Wunder, so wie ich aussah: schwarze Jacke, schwarzes Shirt, dunkle Sonnenbrille, im Gesicht fahl wie eine weiße Wand. Wie dem auch sei, ich hätte wissen müssen, dass ich bei diesem Äußeren ein potenzielles Kontrollopfer darstellen würde. Generell war ich ja dafür, dass die Bösen rausgezogen wurden, und auch das mit den Drogen mussten sie natürlich an den Flughäfen im Griff haben. Und obwohl ich grundsätzlich kein Freund von Betäubungsmitteln aller Art war, wurde mir angst und bange. Es hätte nämlich sein können, dass sich noch ein Bröckchen Dope oder ein Körnchen Koks tief in der Innentasche meiner Lederjacke verkrümelt hatte.
    Es war etwa eine Woche zuvor, als wir dachten, dass da ein Deal vor dem P1 über die Bühne gehen sollte. Erst

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