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Du lebst nur zweimal

Titel: Du lebst nur zweimal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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die Stirn. Er schloß die Augen, dann sagte er: »Jetzt hab ich Sie, Bondo-san. Sie können mir nicht entwischen.«
    »Gut geblufft«, meinte Bond und versuchte sich darüber klarzuwerden, ob Tiger beim Stein bleiben würde oder ob er ihm das nur suggerieren wollte, um dann, wenn Bond Papier anzeigte, selbst mit der Schere, die das Papier zerschneidet, zu antworten.
    Die beiden Fäuste hoben sich - eins, zwei, zeigen!
    Tiger war beim Stein geblieben. Bond hatte ihn mit dem Papier eingewickelt. Das erste Spiel ging an Bond.
    Das zweite dauerte länger. Beide zeigten ständig die gleichen Symbole, was eine Wiederholung verlangte. Es hatte den Anschein, als habe sich der eine Spieler allmählich in die Psyche des anderen eingefühlt. Aber das konnte nicht sein, da Bond ohne psychologische Taktik spielte, es war einfach Glück. Tiger gewann. Eins zu eins.
    Das letzte Spiel! Die beiden Gegner musterten sich. Bond lächelte höflich, etwas spöttisch. Ein roter Funken glomm tief in Tigers dunklen Augen. Bond sah ihn, und er fragte sich: Wäre es klug, zu verlieren oder nicht? Er gewann das Spiel zwei zu eins.
    Tiger verbeugte sich tief, Bond noch tiefer. Er suchte nach einer harmlosen Bemerkung. »Ich muß unbedingt dafür sorgen, daß dieses Spiel bei der nächsten Olympiade berücksichtigt wird. Ich würde bestimmt als Vertreter meines Landes ausgewählt.«
    Tiger Tanaka lachte mit zurückhaltender Höflichkeit. »Sie spielen mit viel Verständnis. Was ist das Geheimnis Ihres Systems?«
    Bond hatte nach keinem System gespielt. Er erfand schnell eine Methode, die Tiger schmeicheln sollte. »Sie sind ein Mann aus Stein und Stahl, Tiger. Ich habe angenommen, daß Sie das Papiersymbol am wenigsten benutzen würden. Darauf habe ich mein Spiel abgestellt.«
    Diese Ausrede tat ihre Wirkung. Tiger verbeugte sich. Bond trank noch mehr saké , wobei er einen Toast auf Tiger ausbrachte. Die Spannung war verflogen. Die Geisha applaudierte und Madame beauftragte »Bebendes Blatt«, Bond noch einen Kuß zu geben. Wie weich die Haut der japanischen Frauen war! Man spürte ihre Berührung kaum! James Bond machte gerade Pläne für den Rest des Abends, als Tiger sagte: »Bondo-san, ich habe mit Ihnen verschiedenes zu besprechen. Wollen Sie mir die Ehre geben, in meinem Haus einen Gute-NachtTrunk einzunehmen?«
    Bond ließ sofort seine lüsternen Pläne fallen. Nach Dikkos Worten war die Einladung in das Privathaus eines Japaners eine ganz besondere Auszeichnung. Aus irgendeinem Grund hatte er sich also richtig verhalten, indem er dieses kindische Spiel gewann. Das konnte viel bedeuten. Bond verneigte sich. »Nichts könnte mir größeres Vergnügen bereiten, Tiger.«
    Eine Stunde später saßen sie in herrlich bequemen Stühlen. Am Horizont glühte der orangenfarbene Schimmer der Lichter von Yokohama, und ein leichter Geruch nach Hafen und Meer strich durch die offene Schiebetür, die in den Garten führte. Tigers Haus war - wie dies auch bei den Häusern der kleinsten japanischen Angestellten der Fall ist - so gebaut, daß Bewohner und Natur möglichst eng verbunden blieben. Die drei anderen Türen in dem viereckigen Raum standen ebenfalls weit offen und gaben den Blick auf ein Schlafzimmer, ein kleines Arbeitszimmer und einen Gang frei.
    Tiger hatte gleich nach ihrer Ankunft die Türen geöffnet und dazu bemerkt: »Wenn man im Westen Geheimnisse zu besprechen hat, verschließt man alle Türen und Fenster. In Japan öffnet man sie, um sicherzugehen, daß niemand an den dünnen Wänden lauscht. Und was ich mit Ihnen besprechen möchte, ist sehr geheim. Ist der saké warm genug? Dann hören Sie, was ich Ihnen zu sagen habe, und schwören Sie, darüber zu schweigen!« Tiger Tanaka lachte humorlos. »Falls Sie Ihr Wort brechen sollten, bliebe mir nichts übrig, als Sie vom Erdboden verschwinden zu lassen!«
    2
    Genau einen Monat zuvor hatten M. und sein Gast in M.s Klub in der St. James Street gesessen. Porterfield brachte die Zigarren. Er beugte sich hinunter und offerierte M.s Gast die breite Kiste. Sir James Molony zog ironisch eine Augenbraue hoch. »Wie ich sehe, gibt’s immer noch Havannas.« Seine Hand zögerte. Er wählte eine »Romeo y Julieta«, drückte sie vorsichtig und schnupperte daran. Dann wandte er sich an M. »Was bekommt Castro eigentlich von der Universal Export dafür? Blue-Streak-Raketen?«
    M. war über die Anspielung auf seine Deckadresse nicht erbaut. Porterfield bemerkte das sofort. Als Obermaat hatte er unter M.

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