Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen
weil er darauf achtet, dass sich alle Kinder an gemeinschaftliche Regeln halten. Und niemand wird ihm hilfreich zur Seite springen. Er wird die Misere allein ausbaden müssen, weil alle Angst haben, sie könnten das nächste Opfer sein.
Berücksichtigt man diese schwierigen Begebenheiten, dass den Lehrern in der Ausübung ihrer Aufgabe ständig Steine in den Weg gelegt werden, braucht man sich nicht zu wundern, dass alle lieber über Werte reden als sie leben.
Was Schüler heute aus der Schule für ihr Leben mitnehmen, lautet: Aufmerksamkeit bekommt der, der sich schlecht benimmt. Schlechte Manieren und Ellbogeneinsatz sind cool. Es hilft mir sowieso keiner, also halte ich besser den Mund, als dass ich mir Ärger einfange. Der andere ist mir egal, mir steht auch niemand bei. Ich bin nicht verantwortlich, es sind immer die Umstände. Anstrengung lohnt sich nicht, es interessiert ohnehin keinen. Höflichkeit? Schüler begrüßen sich gegenseitig als Schlampe, fallen einander ins Wort, hören nicht zu, unterhalten sich, während einer etwas vorträgt, ignorieren jede Art einer Gesprächskultur. Zivilcourage? Schüler schauen und hören weg. Sie haben oft genug erlebt: Wer eine eigene Meinung vertritt, wird angegriffen. Es gibt kaum eine Klasse, in der Schülermobbing nicht an der Tagesordnung wäre. Gegenseitige
Wertschätzung und Achtsamkeit? Schüler erfahren bereits in der Schule, dass unsoziales Verhalten wie Gewalt (gegen Personen oder Dinge), Störung des Unterrichtablaufes und der Mitschüler, Nichtbefolgung von Anweisungen, Diebstahl, Verschmutzung der Schule, rücksichtsloses Verhalten (im Unterricht und in der Pause), Intoleranz, fehlende Konfliktfähigkeit und Arbeitsverweigerung mehr Aufmerksamkeit sichern, als sich ins Klassengefüge einzuordnen. Vor allem, es passiert nichts, Disziplinarmaßnahmen werden angedroht, aber nicht erfolgreich umgesetzt. Schule kapituliert vor Verhaltensauffälligkeiten. Somit werden auffällige Typen einerseits abgelehnt, andererseits bewundert und gefürchtet. Sehr schnell ist klar, wer das Sagen hat und wer nicht. Ehe man sich versieht, flüchten 80 Pozent der Schüler in Gleichgültigkeit, Teilnahmslosigkeit gegenüber Unterrichtsangeboten, Schüchternheit, soziale Ängste oder eine Außenseiterrolle. Mit gravierenden Folgen wie Prüfungsangst, geringes Selbstvertrauen oder psycho-emotionale Störungen. Ist das wirklich die Welt, in der wir leben wollen? Auf diesem Nährboden können Schüler kein kreatives Lernpotenzial entfalten. Talente verkümmern und der einzigartige Mensch endet als ein angepasstes Schaf unter vielen in einer gleichförmigen Herde.
Anpassung um jeden Preis
Schule erzieht auch heute noch zum Untertanentum und bereitet damit den idealen Nährboden dafür, ausgenutzt zu werden. Werfen wir einen Blick darauf: Was macht einen Untertan aus? Es ist ein Mensch, der Hilflosigkeit und Unmündigkeit erlernt hat, weil irgendwelche schlauen Leute ihm ständig sagen, wie das Leben läuft. Also funktioniert er auf Anweisung, er überlässt das Denken anderen, er gibt zunehmend die Eigenverantwortung ab, er verliert an Selbstwertfefühl, er misstraut seinen Fähigkeiten, er passt sich an, was ihn aber in einen Konflikt
mit seinem Selbst bringt. Das Selbst weiß nämlich, was in ihm steckt, und es reagiert mit unguten Gefühlen wie Unzufriedenheit, Ärger, Aggression, Langeweile, Resignation. Genau an diesem Punkt wird diese fatale Haltung erlernt, die viele später als Berufstätige in die innere Kündigung gehen lässt.
Damit drängt sich der Gedanke auf, dass mit dem System Schule möglicherweise vor allem ein Status quo erhalten werden soll, der einer herrschenden Gesellschaftsschicht die Pfründe sichert und ihnen gehorsame, zuarbeitende, funktionierende Untertanen beschert.
Der Unternehmenscoach Stefan Merath spricht von etwa 15 Prozent Adlern, die die Verantwortung tragen, und der großen Masse Enten, die vor allem eines gut können: schnattern, sich gegenseitig beißen und einander am Fortkommen aus dem Ententeich behindern. Den wenigen Enten, die es dann vielleicht doch aufs grüne Gras schaffen, wird nicht mehr Qualifikation zugesprochen als lediglich die: eine motivierte Ente zu sein.
Das will ich nicht hinnehmen! Das kann sich doch nun wirklich keine Gesellschaft leisten, auf ein Heer unmündiger Bürger zu setzen. Gerade in Zeiten, in denen die Sozialsysteme nicht mehr greifen, sich niemand mehr auf seinen Arbeitsplatz verlassen kann, die
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