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Du oder das ganze Leben

Titel: Du oder das ganze Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Elkeles
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das jemals durchgehen lassen würde.
    Als ob ich ihm das jemals durchgehen lassen würde.
    Wenn Hector mich als Eintreiber losschickt, erledige ich den Job. Ich tue es vielleicht nicht besonders gern, aber ich tue es. Er weiß, dass ich keine Drogen für ihn verkaufe, oder in die Häuser oder Läden der Leute einbreche, um Zeug zu stehlen. Aber ich bin gut im Eintreiben. Von Schulden hauptsächlich. Manchmal sind es auch Leute. Doch das geht mir dann richtig an die Nieren, besonders, weil ich weiß, was mit ihnen geschieht, wenn ich sie zum Lagerhaus zerre und sie Chuy ausliefere. Niemand will Chuy Rede und Antwort stehen müssen. Es ist viel schlimmer, als mir gegenüber Rechenschaft abzulegen. Blake sollte glücklich
sein, dass ich derjenige bin, der geschickt wurde, ihn aufzuspüren.
    Es wäre untertrieben zu behaupten, meine Weste sei nicht gerade porentief rein. Ich versuche nicht allzu viel über die Drecksarbeit nachzudenken, die ich für die Latino Blood erledige. Und ich mache sie gut. Den Leuten so viel Angst einzujagen, dass sie uns zahlen, was uns zusteht, ist mein Job. Technisch gesehen habe ich nichts mit den Drogen zu tun. Ja gut, das Drogengeld geht durch meine Hände, aber ich gebe es nur an Hector weiter. Ich stelle nichts damit an, ich sammle es nur ein.
    Das macht mich zum Mittäter, schon klar. Solange es meine Familie beschützt, ist mir das egal. Außerdem bin ich ein guter Kämpfer. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie viele Leute einknicken, wenn man droht, ihnen sämtliche Knochen zu brechen. Blake unterscheidet sich darin nicht von den anderen Typen, mit denen ich bisher zu tun hatte. Das erkenne ich daran, wie er vergeblich versucht, cool zu wirken, während seine spillerigen Hände unkontrolliert zittern.
    Man sollte meinen, Peterson hätte ebenfalls Angst vor mir, aber diese Lehrerin würde sich wahrscheinlich auch dann nicht vor mir fürchten, wenn ich ihr eine scharfe Handgranate in die Hände drücken würde.
    »Ich hab das Geld nicht«, platzt Blake heraus.
    »Mit der Antwort gewinnst du keinen Blumentopf, Mann«, wirft Paco von der Seite ein. Er kommt gerne mit mir mit. Er findet, es ist wie »guter Cop/böser Cop« spielen. Einziger Unterschied ist, dass unser Spiel »Böses Gangmitglied/noch viel böseres Gangmitglied« heißt.
    »Was soll ich dir zuerst brechen?«, frage ich. »Ich bin so nett und überlasse dir die Wahl.«
    »Jetzt versohl ihm schon den Arsch, Alex, damit wir hier wegkommen«, sagt Paco gelangweilt.

    »Nein!«, schreit Blake. »Ich besorge das Geld. Großes Ehrenwort. Schon morgen.«
    Ich stoße ihn gegen den Wagen, mein Unterarm übt gerade so viel Druck auf seine Kehle aus, dass er ausreichend Angst bekommt. »Als ob ich mich auf dein Wort verlassen würde. Für wie blöd hältst du uns? Ich brauche eine Sicherheit.«
    Blake schweigt.
    Ich taxiere abschätzend seinen Wagen.
    »Nicht den Wagen, Alex. Bitte.«
    Ich ziehe meine Waffe. Ich werde nicht auf ihn schießen. Egal, wer ich bin und was aus mir geworden ist, ich würde nie jemanden töten. Oder erschießen. Blake braucht das jedoch nicht zu wissen.
    Ein Blick auf meine Glock genügt und Blake streckt mir die Schlüssel entgegen. »Oh Gott, bitte nicht.«
    Ich schnappe mir die Schlüssel aus seiner Hand. »Morgen, Blake. Sieben Uhr hinter den alten Bahngleisen an der Ecke Vierte und Vine. Jetzt sieh zu, dass du hier wegkommst«, sage ich und scheuche ihn mit der Waffe wedelnd fort. Er macht sich zu Fuß davon.
    »Ich wollte schon immer einen Camaro«, sagt Paco, nachdem Blake außer Sichtweite ist.
    Ich werfe ihm die Schlüssel zu. »Er gehört dir – bis morgen.«
    »Glaubst du wirklich, er kriegt bis dahin die vier Tausender zusammen?«
    »Ja«, erwidere ich überzeugt. »Denn dieses Auto ist einiges mehr wert als viertausend.«
    Zurück im Lagerhaus erstatten wir Hector Bericht. Er ist nicht glücklich, dass wir das Geld nicht eingetrieben haben, aber er weiß, dass es nur eine Frage der Zeit ist. Ich liefere immer.
    Nachts liege ich in meinem Zimmer und kann nicht schlafen,
weil mein kleiner Bruder Luis schnarcht. So, wie er vor sich hin sägt, könnte man meinen, er sei sorglos glücklich. Auch wenn es mir nichts ausmacht, schwanzlosen Drogendealern wie Blake zu drohen, wünsche ich aus tiefster Seele, ich würde für Dinge kämpfen, für die es sich zu kämpfen lohnt.
     
    Eine Woche später sitze ich auf dem Schulhof unter einem Baum im Gras und futtere mein Mittagessen. Die meisten Schüler der

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