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Du oder das ganze Leben

Titel: Du oder das ganze Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Elkeles
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Computerchipfirma und hat schon mehrfach angedeutet, dass es finanziell kein gutes Jahr werden wird, aber meine Mom geht immer noch shoppen und schleppt alles mögliche an Zeug an und mein Dad hat mir trotzdem einen BMW zum Geburtstag gekauft.
    »Was gibt es zum Abendessen?«, fragt er und lockert seine Krawatte. Er sieht müde und abgekämpft aus wie immer.
    Meine Mutter deutet auf die Mikrowelle. »Steak.«
    »Ich bin nicht in der Stimmung für so ein schweres Essen«, sagt er. »Ich möchte nur etwas Leichtes.«

    Meine Mutter schaltet sofort die Mikrowelle aus. »Eier? Spaghetti?«, fragt sie, doch ihre Vorschläge verhallen ungehört.
    Mein Dad verlässt die Küche, um sich etwas anderes anzuziehen Er mag körperlich anwesend sein, doch in Gedanken ist er noch immer bei der Arbeit. »Egal. Irgendetwas Leichtes«, ruft er über die Schulter.
    In solchen Momenten tut mir meine Mutter leid. Mein Dad schenkt ihr nicht viel Aufmerksamkeit. Er arbeitet entweder oder ist auf Geschäftsreise oder will sich einfach nicht mit uns abgeben. »Ich mache einen Salat«, sage ich und hole einen Salatkopf aus dem Kühlschrank.
    Sie scheint dankbar für die Hilfe, wenn man ihr dünnes Lächeln als Beleg dafür gelten lassen will. Wir arbeiten schweigend Seite an Seite. Ich hole Teller und Besteck aus dem Schrank, während meine Mutter den Salat, Rührei und Toast auf den Tisch stellt. Sie murmelt etwas vor sich hin, dass sie nicht genügend geschätzt würde, aber ich habe den Eindruck, sie erwartet keine Antwort von mir. Shelley ist immer noch in ihre Zeitschriften vertieft, die Spannung zwischen meinen Eltern registriert sie gar nicht.
    »Ich fliege am Freitag für zwei Wochen nach China«, verkündet mein Dad, als er in Jogginghose und T-Shirt in die Küche zurückkommt. Er lässt sich auf seinen Stammplatz am Kopfende des Tisches fallen und schaufelt Rührei auf seinen Teller. »Unser Zulieferer dort verschifft defekte Teile und ich muss herausfinden, was da vor sich geht.«
    »Was ist mit der DeMaio-Hochzeit? Sie ist dieses Wochenende und wir haben bereits zugesagt.«
    Mein Dad lässt die Gabel fallen und sieht meine Mom an.
    »Genau, ich bin sicher, zur Hochzeit der kleinen DeMaio zu gehen ist wichtiger, als dafür zu sorgen, dass meine Geschäfte ordentlich laufen.«

    »Bill, ich habe nicht unterstellt, dass deine Geschäfte weniger wichtig sind«, sagt sie. Auch ihre Gabel fällt scheppernd auf den Teller. Es ist ein Wunder, dass unser Geschirr nicht lauter Sprünge hat. »Aber es ist unhöflich, diese Dinge in letzter Minute abzusagen.«
    »Du kannst ja hingehen.«
    »Und den Gerüchten Nahrung bieten, weil du mich nicht begleitest? Nein danke.«
    So verläuft eine typische Unterhaltung am Abendbrottisch der Ellis-Familie. Mein Dad erzählt, wie hart er arbeitet, meine Mom versucht, die Fassade von der glücklichen Familie aufrechtzuerhalten, und ich und Shelley sitzen schweigend daneben.
    »Wie war es in der Schule?«, fragt mich Mom schließlich.
    »Ganz okay«, sage ich und lasse die Tatsache, dass Alex mir als Partner zugeteilt wurde, lieber unter den Tisch fallen. »In Chemie habe ich eine richtig strenge Lehrerin.«
    »Du hättest Chemie wahrscheinlich besser gar nicht erst gewählt«, schaltet sich mein Vater ein. »Wenn du kein A bekommst, verschlechtert das deinen Durchschnitt. Von der Northwestern akzeptiert zu werden, ist kein Kinderspiel, und sie werden dich nicht bevorzugen, nur weil ich dort studiert habe.«
    »Schon verstanden, Dad«, erwidere ich vollkommen niedergeschmettert. Wenn Alex unsere Facharbeit nicht ernst nimmt, wie soll ich dann ein A in Chemie bekommen?
    »Shelleys neue Pflegerin hatte heute ihren ersten Tag«, informiert meine Mutter ihn. »Erinnerst du dich?«
    Er zuckt mit den Schultern, denn als die letzte Pflegerin alles hingeschmissen hat, wollte er durchsetzen, Shelley in ein Pflegeheim zu geben. Ich erinnere mich nicht, jemals so geschrien zu haben wie damals, weil ich niemals zulassen würde, dass sie
Shelley irgendwo hinschicken, wo man sie vernachlässigt und nicht versteht. Ich muss auf sie aufpassen! Deshalb ist es mir so wichtig, von der Northwestern angenommen zu werden. Wenn ich in der Nähe bleibe, kann ich weiter zu Hause wohnen und sicherstellen, dass meine Eltern Shelley nicht wegschicken.
    Um neun ruft Megan an, um sich über Darlene zu beschweren. Sie findet, Darlene habe sich den Sommer über verändert und sei total überheblich geworden, weil sie jetzt mit einem

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