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Du oder das ganze Leben

Titel: Du oder das ganze Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Elkeles
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Fairfield essen bis in den späten Oktober hinein draußen, bis der eisige Illinois-Winter uns schließlich zwingt, die Pausen in der Cafeteria zu verbringen. Im Moment jedoch saugen wir jede Minute Septembersonne und frische Luft in uns auf, solange es draußen noch gut auszuhalten ist.
    Mein Kumpel Lucky, der ein übergroßes rotes T-Shirt und eine schwarze Jeans trägt, haut mir auf den Rücken und parkt seinen Hintern direkt neben meinem, wobei er ein Tablett aus der Cafeteria in der Hand balanciert. »Bist du bereit für die nächste Stunde, Alex? Ich wette, Brittany Ellis hasst dich wie die Pest, Mann. Es ist zum Schreien, wie sie ihren Stuhl jedes Mal so weit wie möglich von dir wegrückt.«
    »Lucky«, sage ich. »Sie ist vielleicht’ne heiße Braut, aber in meiner Liga spielt sie deswegen noch lange nicht.«
    »Erzähl das deiner Mutter«, erwidert Lucky lachend. »Oder Colin Adams.«
    Ich lehne mich gegen den Baumstamm und kreuze meine Arme vor der Brust. »Ich hatte letztes Jahr Sport mit Adams. Glaub mir, er hat nada , womit er prahlen könnte.«
    »Bist du immer noch angepisst, weil er im ersten Jahr deinen Spind zu Kleinholz verarbeitet hat, nachdem du ihn beim Staffellauf vor der gesamten Schule in Grund und Boden gerannt hast?«
    Hölle, ja, ich bin immer noch angepisst. Dieser eine Vorfall
hat mich beschissen viel Geld gekostet, weil ich mir neue Bücher kaufen musste. »Schnee von gestern«, sage ich zu Lucky, ohne mit der Wimper zu zucken. Wie immer halte ich die coole Fassade aufrecht.
    »Der Schnee von gestern sitzt da drüben mit seiner heißen Flamme.«
    Ein Blick zu Miss Perfecta und ich fahre die Stacheln aus. Sie hält mich für einen zugedröhnten Drogi. Tag für Tag graut es mir davor, ihr im Chemieunterricht zu begegnen. »Die Tussi hat doch nichts als Stroh im Kopf«, sage ich abfällig.
    »Ich hab gehört, die Schlampe hat dich bei ihren Freunden schlechtgemacht«, meint ein Typ namens Pedro, der sich mit ein paar anderen zu uns setzt. Sie alle haben entweder Tabletts aus der Cafeteria oder mitgebrachtes Essen von Zuhause dabei.
    Ich schüttele den Kopf und frage mich, was Brittany genau gesagt hat und wie viel Schadensbegrenzung ich vornehmen muss. »Vielleicht ist sie heiß auf mich und kennt keinen anderen Weg, um meine Aufmerksamkeit zu erregen.«
    Lucky lacht so sehr, dass alle anderen im Umkreis von ein paar Metern uns anstarren. »Brittany Ellis würde dich nie im Leben freiwillig näher als einen halben Meter an sich heranlassen, geschweige denn, sich mit dir verabreden, güey «, sagt er. »Sie ist dermaßen reich: Das Halstuch, das sie letzte Woche anhatte, hat wahrscheinlich genauso viel gekostet wie die komplette Einrichtung deiner Hütte.«
    Dieses Halstuch. Als wären eine Designerjeans und ein Top nicht elegant genug, hat sie das Halstuch wahrscheinlich hinzugefügt, um raushängen zu lassen, wie reich und unnahbar sie ist. So wie ich sie kenne, hat sie es extra färben lassen, damit es exakt dem Farbton ihrer saphirblauen Augen entspricht.
    »Alter, ich wette meinen RX-7, dass du es nicht schaffst, ihr
bis Thanksgiving an die Wäsche zu gehen«, fordert Lucky mich heraus und unterbricht damit meine düsteren Gedanken.
    »Wer würde der schon an die Wäsche wollen?«, entgegne ich. Wahrscheinlich sind es irgendwelche Designerhöschen, die mit ihrem Monogramm bestickt sind.
    »So ziemlich jeder Kerl an dieser Schule.«
    Muss ich das Offensichtliche etwa aussprechen? »Sie ist’ne Schneebraut!« Die Sache ist, ich stehe nicht auf weiße Tussen, oder verwöhnte, oder solche, die unter »harter Arbeit« verstehen, sich die Fingernägel jeden Tag in einer anderen Farbe zu lackieren, damit sie zu ihrem Designer-Outfit passen.
    Ich ziehe eine Zigarette aus meiner Hosentasche und zünde sie an. Die Regel, nach der an der Fairfield nicht geraucht werden darf, ignoriere ich. In letzter Zeit habe ich ziemlich viel geraucht. Paco hat mich gestern Abend darauf hingewiesen, als wir zusammen abgehangen haben.
    »Sie ist weiß, na und? Komm schon, Alex. Sei kein Idiot. Sieh sie doch mal an.«
    Ich riskiere einen Blick und muss zugeben, dass sie fantastisch aussieht. Langes, schimmerndes Haar, ein aristokratisches Näschen, leicht gebräunte Arme, deren Bizeps gerade so viel Muskelspiel zeigen, dass man sich fragt, ob sie Sport macht, volle Lippen, deren Lächeln dich glauben lässt, der Weltfrieden sei möglich, wenn nur jeder so ein Lächeln besäße.
    Ich schiebe diese Gedanken

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