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Du oder das ganze Leben

Titel: Du oder das ganze Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Elkeles
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aussieht.
    Nichts läuft rund. Das Abschlussjahr sollte eigentlich Spaß machen. So eine Art Krönung sein. Bis jetzt war es alles, nur das nicht. Colin macht mir Druck, ein Typ aus’ner Gang ist mehr als nur mein Chemiepartner und meine Eltern wollen meine Schwester weit weg von Chicago schicken. Was könnte sonst noch schiefgehen?
    Ich bemerke Bewegungen an Sierras Fenster im ersten Stock. Erst kommen Beine, dann ein Hintern. Oh Gott, es ist Doug Thompson, der versucht, das Spalier herunterzuklettern.
    Doug muss mich entdeckt haben, denn Sierra steckt den Kopf aus dem Fenster. Sie winkt und bedeutet mir zu warten.
    Dougs Fuß hat das Spalier immer noch nicht erreicht. Sierra hält seine Hand, um ihm Halt zu geben. Endlich hat er es geschafft, aber die Blumen irritieren ihn und er fällt hinab, mit Armen und Beinen durch die Luft rudernd. Dass es ihm gut geht, erkenne ich erst, als er Sierra den hochgereckten Daumen zeigt und davonjoggt.
    Ich frage mich, ob Colin für mich Spaliere hochklettern würde.

    Sierras Haustür öffnet sich kurz darauf und sie tritt in Unterwäsche und Spaghettiträgertop vor die Tür. »Brit, was machst du hier? Es ist sieben Uhr morgens. Du weißt doch, dass die Schule heute wegen der Lehrerkonferenz ausfällt, oder?«
    »Ich weiß, aber mein Leben gerät gerade völlig aus den Fugen.«
    »Komm rein, dann reden wir«, sagt sie und öffnet meine Autotür. »Ich friere mir hier gerade den Arsch ab. Warum dauern die Sommer in Chicago eigentlich nicht länger?«
    Als wir drinnen sind, ziehe ich meine Schuhe aus, damit ich ihre Eltern nicht wecke.
    »Keine Sorge, die sind schon vor einer Stunde ins Fitnesscenter verschwunden.«
    »Warum ist Doug dann aus dem Fenster geklettert?«
    Sierra zwinkert mir zu. »Damit unsere Beziehung nicht langweilig wird. Kerle stehen auf Abenteuer.«
    Ich folge Sierra in ihr geräumiges Zimmer. Es ist in Fuchsie und Apfelgrün dekoriert, den Farben, die der Innenarchitekt ihrer Mutter für sie ausgesucht hat. Ich lasse mich auf das Gästebett fallen, während Sierra Darlene anruft. »Dar, komm rüber. Brit hat die Krise.«
    Darlene, die ihren Pyjama und Hausschuhe trägt, ist wenige Minuten später da. Sie wohnt nur zwei Häuser weiter.
    »Okay, was ist los?«, fragt Sierra.
    Jetzt, da alle Augen erwartungsvoll auf mich gerichtet sind, bin ich mir plötzlich nicht mehr sicher, ob diese Sache mit dem Anvertrauen so eine gute Idee war. »Eigentlich ist gar nichts.«
    Darlene richtet sich entrüstet auf. »Hör zu, Brit. Du hast mich um sieben Uhr morgens aus dem Bett geholt. Spuck’s aus.«
    »Ja«, sagt Sierra. »Wir sind deine Freundinnen. Wenn du es uns nicht sagen kannst, wem dann?«

    Alex Fuentes. Aber das würde ich ihnen nie verraten.
    »Warum gucken wir nicht ein paar alte Filme«, schlägt Sierra vor. »Wenn Audrey Hepburn dich nicht dazu bewegt, uns dein Herz auszuschütten, weiß ich auch nicht.«
    Darlene stöhnt. »Ich glaube einfach nicht, dass ihr mich für eine Nichtkrise und alte Filme aus dem Bett geholt habt. Ihr zwei solltet euch wirklich ein paar neue Hobbys zulegen. Das Mindeste, was ihr tun könnt, ist, mich mit Klatsch zu versorgen. Hat irgendwer was zu berichten?«
    Sierra führt uns ins Wohnzimmer und wir lassen uns auf dem Sofa ihrer Eltern in die Kissen sinken. »Ich habe gehört, Samantha Jacoby ist am Dienstag dabei erwischt worden, wie sie mit jemandem im Hausmeisterkabuff rumgeknutscht hat.«
    »Hört, hört«, sagt Darlene total unbeeindruckt.
    »Habe ich erwähnt, dass es Chuck war, einer der Hausmeister?«
    »Das ist wirklich Eins-a-Klatsch, Sierra.«
    Wird es genauso sein, wenn ich ihnen etwas anvertraue? Wird mein Kummer sich in Klatsch verwandeln, über den alle lachen?
    Vier Stunden, zwei Filme, Popcorn und einen Becher Ben & Jerrys Eiskrem später fühle ich mich sehr viel besser. Vielleicht war es Audrey Hepburn als Sabrina, irgendwie glaube ich jetzt, alles sei möglich. Und schon denke ich an …
    »Was haltet ihr zwei von Alex Fuentes?«, frage ich.
    Sierra wirft sich einen Popcornkrümel in den Mund. »Was meinst du damit, was wir von ihm halten?«
    »Ich weiß nicht«, sage ich, ohne damit aufhören zu können, über die intensive, nicht zu leugnende Anziehungskraft zwischen uns nachzudenken. »Er ist mein Chemiepartner.«
    »Und …?«, drängt mich Sierra fortzufahren. Sie wedelt ungeduldig
mit der Hand in der Luft, als wolle sie sagen: Worauf willst du hinaus?
    Ich schnappe mir die Fernbedienung und halte den

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