Du oder das ganze Leben
Film an. »Er ist heiß. Das müsst ihr zugeben.«
»Iiih, Brit«, sagt Darlene und tut, als müsse sie sich übergeben.
Sierra sagt: »Okay, ich gebe zu, er ist süß. Aber er ist niemand, mit dem ich ausgehen würde. Du weißt schon, er ist in einer Gang.«
»Die Hälfte der Zeit kommt er high zur Schule«, schaltet sich Darlene ein.
»Ich sitze direkt neben ihm, Darlene, und mir ist noch nie aufgefallen, dass er high gewesen wäre.«
»Machst du Witze, Brit? Alex nimmt Drogen, bevor er zur Schule geht und auf der Jungstoilette, wenn er die Studierzeit schwänzt. Und ich rede hier nicht über harmloses Gras. Er nimmt die harten Sachen«, stellt Darlene fest, als handle es sich dabei um Tatsachen.
»Hast du gesehen, wie er Drogen nimmt?«, fordere ich sie heraus.
»Jetzt hör mal, Brit. Ich muss nicht mit ihm in einem Raum sein, um zu wissen, dass er schnupft oder sich einen Schuss setzt. Alex ist gefährlich. Außerdem geben sich Mädchen wie wir nicht mit Latino-Blood-Gangstern ab.«
Ich lasse mich tief in die plüschigen Kissen der Couch sinken. »Ja, ich weiß.«
»Colin liebt dich«, sagt Sierra und wechselt so das Thema.
Das, was Colin am Strand für mich empfunden hat, ist weit von Liebe entfernt, das spüre ich. Aber ich will nicht davon anfangen.
Meine Mom versucht dreimal, mich anzurufen. Zuerst auf dem Handy, das ich daraufhin ausschalte. Doch davon
lässt sie sich nicht beirren und ruft zweimal bei Sierra zu Hause an.
»Deine Mom kommt rüber, wenn du nicht mit ihr redest«, sagt Sierra, das Telefon in der Hand.
»Wenn sie das tut, bin ich sofort weg.«
Sierra reicht mir das Telefon. »Ich und Darlene gehen raus, damit du etwas Privatsphäre hast. Ich weiß nicht, worum es hier geht, aber rede mit ihr.«
Ich halte den Hörer an mein Ohr. »Hallo, Mutter.«
»Hör zu, Brittany. Ich weiß, du bist aufgebracht. Wir haben uns letzte Nacht entschieden, wie es mit Shelley weitergehen soll. Ich weiß, das ist hart für dich, aber sie ist in letzter Zeit immer unzufriedener geworden.«
»Mom, sie ist zwanzig Jahre alt und regt sich auf, wenn die Leute sie nicht verstehen. Meinst du nicht, das ist normal?«
»Du gehst nächstes Jahr aufs College. Es ist ihr gegenüber nicht fair, sie weiter zu Hause zu behalten. Sei nicht so egoistisch.«
Wenn Shelley weggeschickt wird, weil ich aufs College gehen werde, ist es meine Schuld. »Ihr werdet das tun, egal wie es mir damit geht, oder?«, frage ich.
»Ja. Die Entscheidung ist gefallen.«
26
Alex
Als Brittany am Freitag in Mrs P.s Klasse kommt, grüble ich immer noch darüber nach, wie ich es ihr heimzahlen kann, dass sie meine Schlüssel letztes Wochenende ins Gebüsch geschmissen hat. Ich habe eine Dreiviertelstunde gebraucht, um die Mistdinger zu finden und die ganze Zeit über habe ich Brittany verflucht. Na gut, sie hat meinen Respekt, weil sie nicht klein beigegeben hat. Ich bin ihr außerdem dankbar, dass sie mir geholfen hat, über die Nacht zu sprechen, in der papá starb. Das Gespräch mit ihr war der Auslöser dafür, dass ich ältere OGs angerufen und sie gefragt habe, ob sie wüssten, wer vielleicht ein Problem mit meinem Vater hatte.
Brittany war die ganze Woche auf der Hut. Sie wartet darauf, dass ich sie reinlege, um mich an ihr für die Schlüsselaktion zu rächen. Als ich also am Freitag nach der Schule an meinem Spind stehe und ein paar Bücher raussuche, die ich mit nach Hause nehmen möchte, stürmt sie in ihrer sexy Cheerleaderuniform auf mich zu.
»Komm in die Wrestlinghalle«, befiehlt sie mir.
Jetzt kann ich zwei Dinge tun: Sie treffen, wie sie es mir befohlen hat, oder die Schule verlassen. Ich nehme meine Bücher und gehe in die kleine Sporthalle. Brittany steht da und hält mir ihren Schlüsselbund entgegen, an dem keine Schlüssel mehr baumeln.
»Wohin sind meine Schlüssel auf mysteriöse Weise verschwunden?«, fragt sie. »Ich komme zu spät zum Spiel, wenn du es mir nicht verrätst. Und Ms Small wird mich aus dem Team schmeißen, wenn ich nicht beim Spiel auftauche.«
»Ich habe sie irgendwohin geworfen. Du solltest dir wirklich eine Handtasche mit Reißverschluss anschaffen. Man kann nie wissen, wann jemand einfach hineingreift und sich etwas schnappt.«
»Schön zu wissen, dass du ein Klepto bist. Willst du mir einen Hinweis geben, wo du sie versteckt hast?«
Ich lehne mich an die Wand der Sporthalle. Was die Leute wohl denken würden, wenn sie uns hier drin zusammen erwischten? »Sie sind an einem nassen
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