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Du sollst eventuell nicht töten - eine rabenschwarze Komödie

Du sollst eventuell nicht töten - eine rabenschwarze Komödie

Titel: Du sollst eventuell nicht töten - eine rabenschwarze Komödie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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und ein Brötchen. Vor uns ein Pulk quiekender Blondinen. Ich schätzte sie auf hochgeschminkte Zwölfjährige. Der freundliche Tankenmann wohl ebenfalls; er verlangte nach Ausweisen. Die blonden Kinder schoben eines aus ihrer Mitte nach vorne, auf dessen Papiere sie drei Dosen Prosecco in ihre Gewalt brachten. Ich überlegte, nach welchem Modus sich wohl die drei Dosen mit ihren schätzungsweise insgesamt 0,5 Promille auf die ganze Vorschulklasse verteilen ließe. Und ob ich auf meine letzten Tage nicht vielleicht auch einfach so eine Goldgrube eröffnen sollte. Ich würde nur verkaufen, was ich in meinen Containern fand. Abgelaufene Ware zu Schnäppchenpreisen. Der Laden hieße »Over the top«. Und ich würde mir von jedem Kunden, egal wie
alt, den Ausweis zeigen lassen. Menschen mit sympathischem Vornamen zahlten die Hälfte.
    Laura kaufte umständlich zwei Flaschen Wodka und dann noch ein Mars für Mendelssohn.
    Die Rückfahrt dauerte ewig, mein Doping verließ mich, ich wurde müde.
    »Ich hab′s doch geahnt!«
    Cromwell fuhr an die Seite. Eine Polizeikontrolle. Der Polizist lugte in unser überfülltes Auto und ließ sich Cromwells Papiere geben.
    »Haben Sie etwas getrunken?«
    »Nein. Gar nichts Alkoholisches.«
    »Wo wollen Sie hin?«
    »Nur nach Harvestehude.«
    »Sie wissen schon … ?«
    Marvie lehnte sich über Cromwell zum Fenster: »Es ist doch nur ein Katzensprung! Bitte, bitte! Ich halt′ mich auch richtig doll an meiner Schwester fest! Da kann nichts passieren!«
    Ich wette, sie riss dabei arg liebreich ihre Äugelein auf. Ferner wette ich, dass der Herr Polizist dank ihrer halb aufgestützten Schräglage dem lapprigen Sweatshirt auch etwas nackten Oberkörper entnehmen konnte. Was mich seltsamerweise nicht beunruhigte. Auch meine Libido schien müde. Überhaupt hatte ich schon lange keinen Reibungsbedarf mehr verspürt.
    »Okay, dann fahrt man weiter.« Der nette Bulle winkte uns vorbei.

Kapitel 16
    versackt in einer ebenso konspirativen
wie kollektiven Erschöpfung.
     
     
     
    W ir hingen in der lövenichschen Küche über den Stühlen wie ausgewrungene Wäsche. Paps hatte Alexa nach Hause verklappt und telefonierte von dort mit Katharina. Ja, es sei alles glatt gegangen, er müsse sich keine Gedanken mehr machen. Der eine Teil sei erledigt, der andere käme morgen dran. Und ob man sich noch mal sehe, bevor er zurück müsse? Okay, mal sehen, erst mal Luft holen.
    »Ich muss zu Bett«, sagte Mendelssohn.
    »Wie geht′s jetzt weiter?«
    »Morgen fahren wir zum Baumarkt, dann mauern wir ihn ein. Und dann heißt es abwarten.«
    Laura überlegte: »Da fällt mir ein: Wäre es nicht ganz auf Nummer sicher, wenn wir ihn nicht bei uns, sondern … vielleicht… zum Beispiel bei Mendelssohn im Keller?«
    Mendelssohn bäumte sich müde auf: »Nur über meine Leiche! Ich würde ja kein Auge mehr zukriegen! Und wahrscheinlich spukt der ja auch! Damit ist bei einem wie ihm zu rechnen!«
    »War ja nur eine Überlegung …«
    Wir verabschiedeten uns schlaff. Und obwohl mich meine Marvie umarmte, blieben Körper und Geist auf arge Distanz.

Kapitel 17
    atmet einen Hauch von Après-Ski,
Fin de siècle und Aus-die-Maus.
     
     
     
    C romwell und ich telefonierten noch, dann durchschliefen wir den Sonntag. Gegen Abend schaltete ich den Fernseher an. Nicht eine Nachrichtensendung erwähnte den Wurstmann. Ich schaute einen Krimi und lächelte herablassend über den dilettantischen Mörder. Hoffte aber auch, dass nicht aus Versehen Axel Prahl mit unserem Fall beauftragt würde. Auch Jan Josef Liefers könnte uns eventuell auf die Schliche kommen. Und überhaupt: Wenn man die ganze Stadt zum Gentest bat und überall Fotos von Marvie plakatierte? Ich nahm eine Tablette und fiel in meine schweißtreibende Nachtruhe.

Kapitel 18
    folgt dem abtauchenden Schlomo
bis in eine Mülltonne hinein.
     
     
     
    D en Montag lotste ich von meinem Bett aus an mir vorbei. Ich telefonierte herum, und Katharina erzählte mir betont harmlos, dass man »heute morgen einkaufen« gewesen sei und inzwischen »das Päckchen zur Post gebracht« habe. Und es könne sich nur noch um ein paar Stunden handeln, dann sei »alles in trockenen, äh, ausgetrockneten Tüchern«. Ich fragte nach, ob man vielleicht etwas von Ellen gehört habe? Katharina sagte spitz, dass sie niemanden diesen Namens kenne, und ich meine wohl Elisabeth? Ja, Tante Elisabeth sei wohlauf und außerdem habe man schon seit Ewigkeiten nichts mehr von ihr gehört.

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