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Du sollst nicht hassen

Titel: Du sollst nicht hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Izzeldin Abuelaish
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medizinische Fakultät gehen, aber ich bewarb mich für alle Fälle für sämtliche Fakultäten. Das System funktionierte so, dass man sich bewarb und dann ein ganzes Jahr nach dem Schulabschluss warten musste, bevor man erfuhr, ob man genommen worden war oder nicht. Ich würde Geld für Verpflegung und Unterkunft in Kairo brauchen, also arbeitete ich jeden Tag, den ich konnte, in Israel.
    Die Grenze zwischen Gaza und Israel war damals offen, sodass es einfach war, täglich hin und her zu pendeln. Man musste bei einer Durchfahrt nur seinen Ausweis vorlegen, und der israelische Diensthabende winkte einen durch. Das bedeutete, dass ich Geld sparen konnte, indem ich zu Hause wohnte, aber es bedeutete auch, dass ich jeden Morgen sehr früh aufbrechen musste, um mich in Aschkelon rechtzeitig mit den anderen Ta gelöhnern auf einem Platz in der Innenstadt einzufinden, wo die Arbeitgeber die Arbeiter für den Tag aufsammelten. Ich war siebzehn Jahre alt und dreist genug, mich den vielversprechendsten Arbeitgebern auf diesem Höker-Markt feilzubieten, indem ich mich als stark, sachkundig und hart arbeitend anpries. Ich nahm jeden Job – Fabrikarbeit, Arbeit auf dem Feld oder auf dem Bau, was ich jedoch hasste, weil es bedeutete, in der Sonne zu schwitzen. An manchen Tagen gab es keine Arbeit, egal wie sehr ich meine Dienste anbot, und ich musste mit leeren Händen heimgehen. Keine Arbeit hieß keine Hilfe für meine Familie, keine Ersparnisse für die Universität, und ich litt sehr unter diesen Zurückweisungen.
    Eines Tages suchte ein Mann nach zwei Arbeitern, die einen Hühnerstall bauen sollten. Es war ein Job für zwei Tage. Er nahm mich und einen anderen jungen Mann, aber am zweiten Morgen kam ich zu spät zu dem Platz, ich weiß nicht mehr warum. Ich erinnere mich, wie ich atemlos zum Sammelpunkt rannte und sah, wie der andere Arbeiter mit seinem Cousin loszog, um den Job zu machen, für den ich eingestellt worden war. Ich schrie und schimpfte, dass er meinen Job einem anderen gegeben hatte, aber ein anderer israelischer Arbeitgeber, der das Drama mit angesehen hatte, sagte: »Vergiss es, komm und arbeite für mich. Ich baue auch einen Hühnerstall, aber es ist mehr als ein Zwei-Tages-Job.« Am Ende arbeitete ich für diesen Mann beinahe acht Monate lang. Er zeigte mir nicht nur, wie man einen Hühnerstall mit Draht umzäunte, sondern brachte mir auch bei, wie man Elektrizität und Wasser installierte und das Metall außen mit Rostschutzmittel korrosionsfrei machte. Ich lernte viel bei ihm. Nach zwei oder drei Monaten machte er mich zum Vorarbeiter. Ich brachte Jungen aus meiner Nachbarschaft zur Arbeit mit und bezahlte sie genauso wie mich nach Leistung. Auf diese Weise wurde sogar noch mehr Arbeit erledigt, weil jeder noch härter arbeitete, da er sah, wie viel Geld er damit verdienen konnte. Ich arbeitete dort bis zu dem Tag, an dem ich nach Kairo ging. Und ich erhielt sogar ein Abschiedsgeschenk.
    Ich erinnere mich noch genau an den Augenblick, als ich aus Gaza nach Kairo abreiste. Ich war an der medizinischen Fakultät angenommen worden, und es war ein sehr emotionaler Tag für uns alle. Meine Mutter wollte so sehr die Mutter eines Arztes sein, und auch ich hatte davon geträumt, Medizin zu studieren. Mein Herz klopfte bis zum Hals.
    Meine Kleider waren in einen blauen Kunststoffkoffer gepackt, und in einer Tasche hatte ich Oliven, Seife, rote Chili-Schoten und hausgemachte Brote und Kuchen meiner Mutter. Von den Stufen des israelischen Busses, der mich durch die Sinai-Wüste nach Ägypten bringen würde, winkte ich meiner Familie zu, die vor Freude weinte.
    Die Fenster des Busses waren übermalt, sodass wir nicht hinaussehen konnten, denn wir fuhren durch den israelisch besetzten Sinai, und die Israelis wollten nicht, dass wir ihre Militäranlagen sahen. Als wir an der ägyptischen Grenze waren, übernahm das Rote Kreuz den Transfer zu einem ägyptischen Bus, der uns in ein Quarantäne-Camp brachte, wo unsere Impfpässe kontrolliert und jeder von uns untersucht wurde, für den Fall, dass wir meldepflichtige Krankheiten nach Ägypten brachten, ein Vorgang, der mehrere Tage in Anspruch nahm. Zu guter Letzt zogen wir in unsere Studentenquartiere in Kairo.
    Als Student in Kairo anzukommen war unglaublich aufregend. Ich wollte alles auf einmal sehen und erleben. In Gaza gab es nicht solche Geschäfte oder Cafés wie hier, keine Musik, die aus Lautsprechern plärrte. Kaum war ich jedoch angekommen, musste ich auch

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