Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition)
hatte. Da erst wurde es möglich, ihm so weh zu tun, dass er lange etwas davon hatte. Geheiratet hat er Francesca nicht, aber sie erwartete ein Kind von ihm. Sie waren praktisch für immer miteinander verbunden. Grace hat er dann geheiratet. Ich habe ihn für seine Spielerei mit Cathy bezahlen lassen.«
Man muss niemanden töten, um ein Leben kaputt zu machen, dachte Nicky.
»Damit ist jetzt Schluss, Lawrence, so was von Schluss! Damit kommen Sie nicht durch!«
»Oh doch, Nicky, damit komme ich durch. An Gregs Kleidung finden sich Spuren von Schießpulver – nachdem er den Auftragsmörder erschossen hat. Auf dem Lenkrad des gelben Autos, das im Hangar am Flughafen steht, sind Fingerabdrücke von ihm. Ich werde sagen, dass er mich gezwungen hat zu starten, dass es dann, als wir oben waren, zu einem Kampf gekommen ist, dass ich den Fallschirm hatte, Sie beide aber ins Meer gestürzt sind, weil nicht genug Treibstoff da war. Ich finde, jetzt ist es so weit, dass Sie genau das Gleiche durchmachen sollten wie Cathy am Ende.«
Greg kam zu sich. Er schaute sich um und stöhnte laut. Sowie er begriffen hatte, wo er war, drehte er sich zu Lawrence um und versuchte, ihm mit dem Kopf einen Stoß zu verpassen.
»Greg!«, schrie Nicky, aber er hörte sie nicht.
Er hatte nur kurz aus dem Fenster geschaut und jaulte jetzt leise. Die Flugangst hatte ihn fest im Griff. Er fing an zu hyperventilieren.
Ungläubig beobachtete Lawrence, wie er sich schwitzend und stöhnend in seinem Sitz wand und dem Fenster den Rücken zukehrte.
»Hast du Angst vorm Fliegen?«
Greg beugte sich vor, drehte sich, lehnte sich zur Seite, alles in dem Versuch, die Fesseln loszuwerden. Einmal schaute er kurz nach hinten zu Nicky und schrie: »Er will dich umbringen!«
»Was hast du getan, Greg? Was war mit Cathy?« Sie wollte unbedingt von ihrem Mann selbst hören, was damals passiert war, was Lawrence auf diesen verrückten Rachefeldzug gebracht hatte.
Greg drehte sich wieder zu Lawrence um und brüllte ihn an: »Du kranker Idiot! Du wolltest mich kaputt machen, aber ich bin noch da. Nach allem, was du mir angetan hast, bin ich immer noch da. Nicky ist da …«
Ein Knoten löste sich. Nickys Handgelenke hingen nicht mehr zusammen, jetzt konnte sie nach und nach die anderen Fesseln öffnen.
»Mit Ihrer Rache, das ist schiefgelaufen, stimmt’s?«, rief sie triumphierend. »Adam hat Sie durchschaut. Ihr eigener Sohn hat mir im Haus Hayersleigh das Leben gerettet … Er hat versucht, die Scheiße, die Sie angezettelt haben, in Ordnung zu bringen, oder nicht? Er hat einen Mann getötet, um mich zu schützen! Ihr eigen Fleisch und Blut hat Ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht!«
Die nächste Turbulenz kam, und Nicky blieben die Worte im Halse stecken. Sie wurde aus dem Sitz gehoben und wieder zurückgeschleudert. Der leichte Blechkäfig, in dem sie saßen, vibrierte, so schwer hatte der Motor zu arbeiten. Plötzlich fühlten ihre Schultern sich freier an – sie hatte die letzte Fessel gelöst.
»Er hat es gewusst und war absolut dagegen!«
Lawrence stöhnte auf. Er fuhr herum und packte Nicky am Pulli.
Greg schrie: »Wirf mich raus! Bring mich um und nicht sie – sie hat nichts getan!«
Nicky nutzte den Überraschungseffekt. Sie schlug Lawrence mit ihrer eben befreiten Hand so hart ins Gesicht, dass er zurücktaumelte und gegen den Steuerknüppel stieß. Das Headset rutschte ihm vom Kopf und baumelte von der Instrumententafel. Die Maschine befand sich im steilen Sinkflug.
»Lassen Sie mich!«
Er versuchte, Nicky mit einer Hand abzuwehren, während er mit der anderen den Steuerknüppel packte, um das Flugzeug wieder in die Horizontale zu bringen. Er war sichtlich erschrocken, und er war wütend. Keuchend sagte er zu Greg: »Es hört nicht auf! Du
wirst
bezahlen!«
»Sie haben das alles für das Kostbarste getan, das Ihnen aus der Zeit mit Cathy geblieben ist – für Adam!«, schrie Nicky.
Lawrence murmelte etwas, das sie nicht verstand, dann ließ er den Steuerknüppel los und öffnete die Gurte über seiner Brust.
»Was tun Sie da?«
Er zog die Arme aus den Fallschirm-Trageriemen und warf das Bündel zu Gregs Füßen auf den Boden. Greg starrte ihn mit offenem Mund an.
»Nein!«
»Ich bedaure nichts. Ich habe es für sie getan. So konnte ich sie lebendig erhalten. Trauer und Wut zerstören alles, sie fressen dich von innen auf – Rache dagegen hat etwas Reinigendes. Dein Pech, Greg, ist es, dass du niemanden mehr
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