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Du sollst nicht sterben

Titel: Du sollst nicht sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Vermutlich ein liebevoller, anständiger Mensch.
    Wie also kam es, dass sie ihre letzte Reise am Steuer eines gestohlenen Lieferwagens angetreten hatte?
    War es ein geschmackloser Scherz, den sich Jugendliche ausgedacht hatten?
    Wenn ja, woher hatten sie die Leiche? Ein Einbruch in ein Bestattungsinstitut wäre gewiss der Polizei gemeldet worden. Doch er hatte sämtliche Anzeigen der letzten drei Wochen überprüft und nichts gefunden.
    Es ergab einfach keinen Sinn.
    Er dehnte die Ermittlungen auf Bestatter und Leichenhäuser außerhalb von Sussex aus, doch auch in den angrenzenden Grafschaften war nichts zu finden. Die Frau musste Familie gehabt haben. Hoffentlich waren nicht alle Verwandten tot, das hätte er traurig gefunden. Er fand es auch traurig, dass nicht einmal der Bestatter ihr Fehlen bemerkt hatte.
    Der unwürdige Vorfall als solcher machte ihn ebenfalls traurig.
    War sie die hilflose Statistin eines geschmacklosen Scherzes?
    Oder hatte er etwas übersehen?
    Er spielte den Ablauf wieder und wieder in Gedanken durch. Aus welchem Grund sollte jemand einen Lieferwagen stehlen und eine tote alte Dame hineinsetzen?
    Wie dumm musste man sein, um nicht zu wissen, dass die Polizei ohne weiteres herausfinden konnte, dass die alte Frau den Wagen nicht selbst gesteuert hatte? Dass ihr Alter ermittelt werden konnte?
    Vermutlich handelte es sich tatsächlich um einen Scherz. Woher aber hatten die Täter die Leiche genommen? Er weitete seine Suche mit jedem Tag aus. Irgendwo in diesem Land musste doch eine Leiche vermisst werden.
    Dieses Geheimnis sollte ihn die nächsten zwölf Jahre begleiten.

79
Jetzt
Donnerstag, 15. Januar
    Norman Potting saß auf dem grünen Stuhl im Verhörzimmer, das zum Untersuchungsgefängnis gehörte. An den Wänden waren Überwachungskameras und ein Mikrophon angebracht. Die schwere grüne Tür mit dem kleinen Fenster war abgeschlossen.
    Gegenüber dem DS saß John Kerridge an einem kleinen Tisch. Er trug Gefängniskleidung, einen schlechtsitzenden blauen Overall aus Papier und Stoffschuhe. An seiner Seite saß sein Pflichtverteidiger Ken Acott.
    Anders als viele seiner Kollegen, die sich nicht sonderlich um ihr Äußeres kümmerten, weil sie ihre Mandanten nicht damit beeindrucken mussten, war der 44-jährige Acott stets tadellos gekleidet. Er trug einen gutgeschnittenen dunkelblauen Anzug, ein frisch gebügeltes weißes Hemd und eine schicke Krawatte. Äußerlich erinnerte er ein wenig an den Schauspieler Dustin Hoffman und hatte auch durchaus etwas Theatralisches an sich, wenn er bei einer Befragung auf die Rechte seiner Mandanten pochte oder vor Gericht an die Geschworenen appellierte. Von allen Verteidigern in der Stadt war er bei den Polizeibeamten am unbeliebtesten.
    Kerridge bereitete es offenkundig Probleme, still zu sitzen. Er war um die vierzig, trug das kurze Haar in die Stirn gekämmt und zappelte und wand sich, als wollte er sich aus imaginären Fesseln befreien. Dazu sah er wiederholt auf die Uhr. »Sie haben meinen Tee nicht gebracht«, sagte er besorgt.
    »Ist schon unterwegs«, versicherte ihm Potting.
    »Ja, aber es ist schon zehn nach«, erwiderte Jak nervös.
    Auf dem Tisch stand ein Kassettenrecorder mit Schlitzen für drei Kassetten, eine für die Polizei, eine für die Verteidigung und eine für die Akten. Potting schob in jeden Schlitz eine Kassette und wollte schon die Play-Taste drücken, als der Anwalt das Wort ergriff.
    »DS Potting, bevor Sie meine Zeit und die meines Mandanten verschwenden, sollten Sie sich das hier einmal ansehen. Man hat es letzte Nacht in der Wohnung meines Mandanten auf dem Hausboot gefunden.«
    Er schob einen großen braunen Umschlag über den Tisch, den Potting zögernd öffnete. Er nahm den Inhalt heraus.
    »Lassen Sie sich Zeit«, sagte Acott, dessen Selbstsicherheit Potting beunruhigte.
    Der erste Gegenstand war ein DIN-A4-Ausdruck. Es handelte sich um eine Quittung über einen Ebay-Kauf: ein Paar High Heels von Gucci.
    In den folgenden zwanzig Minuten studierte Norman Potting mit wachsendem Entsetzen die Quittungen von Second-Hand-Boutiquen und Ebay-Versteigerungen, die den Kauf von dreiundachtzig der siebenundachtzig Paar Schuhe belegten, die sie auf dem Hausboot beschlagnahmt hatten.
    »Kann Ihr Mandant auch den Kauf der letzten vier Paar nachweisen?« Potting war klar, dass er sich an Strohhalme klammerte.
    »Man sagte mir, sie seien in seinem Taxi liegen geblieben«, erklärte Ken Acott. »Da die Beschreibung der Schuhe, die bei

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