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Du sollst nicht sterben

Titel: Du sollst nicht sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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hören. Scheiße, Scheiße, Scheiße, Scheiße, Scheiße.
    Er wollte klar denken, doch es gelang ihm nicht. Sein Gehirn war völlig vernebelt.
    Weg hier, ich muss weg hier.
    Er rannte um den Lieferwagen herum, stieg von hinten ein, kletterte über die Sitze, setzte sich hinters Steuer und ließ den Motor an. Dann schoss er aus der Parklücke und bog nach links ab, gab Gas und folgte den Pfeilen zur Ausfahrt.
    Er sah sie die Ausfahrt hinauflaufen, sie stolperte, wedelte hysterisch mit den Armen. Er musste nur Gas geben, dann wäre sie ein für alle Mal erledigt. Einen Moment lang spielte er mit dem Gedanken. Aber das würde nur neue Komplikationen bedeuten.
    Als sie den Motor hörte, drehte sie sich um und winkte noch wilder. »Helfen Sie mir! Bitte, helfen Sie mir!« Sie vertrat ihm den Weg.
    Er bremste scharf.
    Als sie durch die Windschutzscheibe spähte, riss sie entsetzt die Augen auf.
    Die Maske! Er trug sie immer noch.
    Sie wich wie in Zeitlupe zurück, drehte sich um und rannte, so schnell sie konnte, stolpernd, unsicher, verlor ihre Schuhe, erst den linken, dann den rechten.
    Plötzlich öffnete sich ein Notausgang rechts von ihm, und ein Polizist rannte heraus.
    Er trat das Gaspedal durch, schoss in die nächste Ausfahrt und geradewegs zur Barriere.
    Da wurde ihm klar, dass er nicht bezahlt hatte.
    Im Kassenhäuschen war niemand zu sehen, doch dafür blieb auch keine Zeit. Er ließ den Fuß auf dem Gas und wappnete sich für den Aufprall. Aber es gab keinen. Die Barriere gab nach, als wäre sie aus Pappe, und er schoss auf die Straße hinaus, um das Hotel herum und bis zur Promenade.
    Dann fiel ihm die Maske wieder ein. Er riss sie hastig herunter und stopfte sie in die Tasche. Hinter ihm wurde jemand ungeduldig. Die Ampel war grün.
    »Schon gut, schon gut, schon gut!«
    Er gab Gas und würgte den Motor ab. Der Wagen hinter ihm hupte erneut.
    »Fick dich!«
    Er ließ den Motor wieder an, hoppelte vorwärts, bog nach rechts ab und fuhr am Meer entlang in Richtung Hove. Er atmete japsend. Katastrophe. Es war eine absolute Katastrophe. Er musste so schnell wie möglich weg. Musste den Lieferwagen von der Straße schaffen. Die Ampel vor ihm wurde rot. Der Nieselregen verwandelte die Windschutzscheibe in Milchglas. Einen Moment lang überlegte er, ob er bei Rot fahren sollte, doch da rollte ein langer Lastwagen auf die Kreuzung. Er hielt an und hämmerte nervös mit der Handfläche aufs Lenkrad. Dann schaltete er die Scheibenwischer an.
    Der Lastwagen mit seinem riesigen Anhänger brauchte ewig, um die Kreuzung zu überqueren.
    Aus dem Augenwinkel bemerkte er etwas. Rechts neben ihm winkte jemand. Er drehte sich um und erstarrte.
    Ein Streifenwagen.
    Er war eingekeilt. Der verdammte Lastwagen, der zu einem Zirkus zu gehören schien, bewegte sich im Schneckentempo. Hinter ihm folgte schon ein Sattelschlepper.
    Sollte er aussteigen und weglaufen?
    Der Beamte auf dem Beifahrersitz winkte weiter und deutete lächelnd mit der Hand. Der Beamte zeigte auf seine Schulter, dann auf ihn und wieder auf seine Schulter.
    Er runzelte die Stirn. Was sollte dieses Spielchen?
    Dann begriff er.
    Er sollte sich anschnallen!
    Er winkte zurück und legte rasch den Gurt an.
    Der Beamte reckte den Daumen in die Höhe, worauf er die Geste lächelnd erwiderte.
    Endlich wurde die Ampel grün. Er fuhr weiter und hielt sich dabei streng an das Tempolimit, bis das Polizeiauto zu seiner Erleichterung in eine Seitenstraße abbog. Dann gab er Gas.
    Noch eineinhalb Kilometer. Dann wäre er in Sicherheit.
    Die Schlampe aber nicht.

83
Jetzt
Donnerstag, 15. Januar
    Glenn Bransons Fahrstil hatte Roy Grace schon immer in Angst und Schrecken versetzt, doch seit er die Prüfung für Verfolgungsjagden bestanden hatte, war es noch schlimmer geworden. Er hoffte, niemals das Pech zu haben, bei seinem Kollegen im Auto zu sitzen, wenn es ernst wurde.
    An diesem Donnerstagnachmittag schwieg Grace jedoch aus einem anderen Grund, während der Detective Sergeant den zivilen silbernen Ford Focus durch die Rushhour steuerte. Er war tief in Gedanken versunken. Er reagierte nicht einmal, als eine alte Dame hinter einem Bus hervortrat und hastig zurückwich, als sie mit überhöhter Geschwindigkeit an ihr vorbeifuhren.
    »Schon gut, Oldtimer, ich hab sie ja gesehen!«, beschwichtigte ihn Branson.
    Grace antwortete nicht. Am Mittag hatte man Norman Pottings Verdächtigen entlassen. Und an diesem Nachmittag hatte es einen versuchten Überfall gegeben – an genau der

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