Du stirbst zuerst
seid, ist … es ist erstaunlich.«
»Gut so«, treibt Vanek mich an. »Schmeicheln Sie ihr!«
Und jetzt erzählen Sie den Rest!
»Das können Sie sich selbst zusammenreimen«, sagt er und richtet sich nur an mich. »Oder nicht? Phase zwei hat funktioniert, aber wir wurden erwischt. Ihr Menschen reagiert unglaublich aggressiv, wenn eure Kleinen bedroht sind. Cerny und einige andere sind dabei umgekommen, Eliska anscheinend aber nicht. Sie arbeitete an einem externen Projekt und hielt sich nicht auf der Farm auf. Als sich der Staub gelegt hatte, war sie zur Stelle, um den nächsten logischen Schritt in Angriff zu nehmen.«
Ich betrachte den Rat, die Schar der Zuhörer, unter denen ich viele schwangere Frauen entdecke. Phase drei war demnach wohl die Befruchtung, antworte ich Vanek in Gedanken. Nachdem Cerny aufgefallen war, konntet ihr allerdings keine Babys mehr stehlen, sondern musstet selbst welche zeugen.
»Das war alles ein Teil des Plans«, erklärt Vanek. »Meines Plans, sollte ich sagen, obwohl Ellie ihn hervorragend umgesetzt hat.«
Demnach ist Phase vier …
»Sie verstehen es immer noch nicht«, sagt Vanek. »So viele Hinweise, und Sie reimen es sich immer noch nicht zusammen.«
Helfen Sie mir.
»Erkennen Sie endlich, wie sehr Sie auf mich angewiesen sind? Ohne mich kommen Sie nicht weiter.«
»Hör nicht auf ihn«, schaltet sich Lucy ein. »Du bist stärker als er.«
Erzählen Sie ihnen von Phase vier.
»Nein.«
Ich halte inne, weiche immer noch Vaneks Blick aus. Warum wollen Sie nicht sprechen?
»Das werde ich schon noch tun, aber vorher will ich erleben, dass Sie sich winden und schwanken wie ein Blatt im Wind.«
Ich betrachte die Zuhörer. Sie werden mich entlarven – ein falsches Wort, und sie wissen, dass ich ein Hochstapler bin. Dann werde ich wie die Journalistin mit einem Stock den Boden fegen, immer hin und her. Mein Geist wird so leer sein wie die Häuser. Ich hätte längst umkehren und wegrennen sollen. Ich hätte mich verhaften lassen sollen.
Die Polizei. Das müsste gelingen.
»Ich habe so lange auf diesen Moment gewartet«, erkläre ich mit möglichst ruhiger Stimme. »Zwanzig Jahre. Aber heute Abend gibt es noch viel dringendere Angelegenheiten, mit denen wir uns befassen müssen.« Ich blicke zu Ellie hinüber. »Ich bin nicht in Frieden gekommen. Draußen lauern Männer, Polizisten, die mich aufhalten und schon festnehmen wollten. Als ich über den Zaun stieg und das Gelände betrat, drohten sie, mit einem Durchsuchungsbeschluss zurückzukehren. Das versuchen sie, seit wir das Land gekauft haben. Sie wollen herumschnüffeln, herausfinden, was wir tun, und alles unterbinden. Aber bisher hatten sie noch nie einen Vorwand. Ich fürchte, den habe ich ihnen gerade geliefert.«
Eigentlich habe ich damit gerechnet, dass die Zuhörer unruhig werden und zappeln oder ängstlich miteinander flüstern, doch sie nehmen meine Worte nur nickend zur Kenntnis. Wieder werfe ich einen Blick zu Ellie hinüber, um ihre Reaktion abzuschätzen. Sie scheint beunruhigt. Ich habe gehofft, mit der Warnung ihre Prüfung zu bestehen. Ist ihr klar, dass ich eigentlich nur ausgewichen bin? Warum sonst wirkt sie so verstört?
»Er hat recht«, wirft Arlene ein. »Wenn die Polizisten mit einem Durchsuchungsbeschluss kommen, finden sie die Kinderkrippe und das Heim. Das darf nicht geschehen.«
Ellies Stimmung verfinstert sich – ich spüre es wie eine Aura, die sie umgibt und unsichtbare Funken sprüht. Sie ist nicht misstrauisch, sondern wütend. Ich weiß genug über Autoritätspersonen und habe sie oft genug infrage gestellt, um diese Art von Zorn zu erkennen. Vanek hat mir geraten, ihr zu schmeicheln, und damit hat er recht. Ich war hier der Anführer – beziehungsweise er war es –, doch wir waren lange fort, und Ellie hat das Heft in die Hand genommen. Ihre Bitte an mich, Phase vier zu erklären, soll die Gruppe weiterhin gefügig halten. Sie hat den anderen demonstriert, dass sie sogar den großen Doktor Vanek herumkommandieren kann. Ich aber habe das Thema gewechselt und damit ihre Stellung untergraben. Ich muss ihr ein Friedensangebot unterbreiten.
So trete ich zurück und mache eine Geste in Ellies Richtung. »Als ich unsere Gruppe verließ, war sie kleiner, und nun, zwanzig Jahre später, weiß ich beim besten Willen nicht, wie man sie leitet. Hier ist Ellie gefragt.«
Sie zögert kurz – nur einen Lidschlag lang, beäugt mich und tritt vor. »Ambrose hat recht. Morgen früh,
Weitere Kostenlose Bücher