Berge des Wahnsinns: 2 Horrorgeschichten
Howard Phillips Lovecraft
Berge des Wahnsinns
Das Buch enthält eine sehr plastische Schilderung einer Expedition in die Antarktis.
Das Expeditionsteam entdeckt die Ruinen einer untergegangenen Stadt, dann immer deutlichere Anzeichen für eine untergegangene Zivilisation…
Auch dieses Buch ist wie die meisten Werke von Lovecraft in einer retrospektiven Erzählweise verfaßt, was, sehr viel zur schaurig-schönen Atmosphäre seiner Bücher beiträgt.
ISBN: 3518382802
Suhrkamp
Erscheinungsdatum: 1990
I
Ich muß mein Schweigen brechen, weil Männer der Wissenschaft sich weigern, meinem Rat zu folgen, ohne zu wissen, worum es geht. Nur mit größtem Widerstreben spreche ich darüber, warum ich gegen die geplante Invasion der Antarktis bin gegen die Fossilienjagd, die ausgedehnten Bohrungen und das Abschmelzen der urzeitlichen Eiskappen. Und ich zögere um so mehr, als meine Warnung vergeblich sein könnte.
Daß man an den Tatsachen, die ich enthüllen werde, zweifeln wird, ist unvermeidlich; doch wollte ich alles verschweigen, was phantastisch und unglaublich scheinen könnte, so würde nichts übrigbleiben. Die bis jetzt unveröffentlichten Photographien, normale wie auch Luftaufnahmen, werden zu meinen Gunsten sprechen, denn sie sind auf unheimliche Art lebendig und anschaulich. Trotzdem wird man ihre Echtheit bezweifeln, denn was kann man durch geschickte Fälschung nicht alles erreichen. Die Tintenzeichnungen werden natürlich als offensichtliche Betrügerei abgetan werden, trotz ihrer merkwürdigen Technik, über die eigentlich die Kunstexperten sich die Köpfe zerbrechen sollten.
Letzten Endes muß ich mich auf die Urteilsfähigkeit und das Ansehen der wenigen führenden Wissenschaftler verlassen, die einerseits selbständig genug denken, um das von mir vorgelegte Material nach seiner eigenen, fürchterlichen Beweiskraft oder im Lichte gewisser urzeitlicher, höchst verwirrender Sagenkreise zu beurteilen, und andererseits einflußreich genug sind, um die wissenschaftliche Welt von übereilten und allzu ehrgeizigen Unternehmungen im Gebiet dieser Berge des Wahnsinns abzuhalten. Es ist bedauerlich, daß vergleichsweise unbekannte Männer wie ich und meine Kollegen, die nur mit einer kleinen Universität in Verbindung stehen, kaum eine Chance haben, sich mit ihren Ansichten durchzusetzen, wenn es um Erscheinungen höchst bizarrer oder umstrittener Natur geht.
Es spricht weiterhin gegen uns, daß wir genaugenommen keine Spezialisten auf den Gebieten sind, um die es jetzt in erster Linie geht. Meine Aufgabe als Geologe und Leiter der Expedition der Miskatonic-Universität war ausschließlich die Beschaffung von Gesteinsund Bodenproben aus verschiedenen Teilen des antarktischen Kontinents, und zwar mit Hilfe des bemerkenswerten Bohrers, der von Professor Frank H. Pabodie, einem Mitglied unserer Fakultät für Ingenieurwesen, entwickelt wurde. Ich hatte nicht den Ehrgeiz, auf einem fremden Gebiet Pionierarbeit zu leisten, aber ich hoffe, daß der Einsatz dieses neuen Gerätes an verschiedenen Punkten entlang den schon früher erforschten Routen Stoffe zutage fördern würde, die man mit den bisherigen Methoden nicht entdecken konnte. Wie die Öffentlichkeit bereits aus unseren Berichten erfahren hat, war Pabodies Bohrgerät einzigartig und bahnbrechend, denn es war leicht und tragbar und bot die Möglichkeit, das normale artesische Bohrverfahren in solcher Weise mit dem Prinzip des kleinen, kreisförmigen Gesteinsbohrers zu kombinieren, daß man unter geringem Zeitaufwand Schichten von wechselnder Härte durchdringen konnte. Der stählerne Bohrkopf, das Bohrgestänge, der Benzinmotor, der zerlegbare hölzerne Bohrturm, die Sprengausrüstung, die Seile, der Schneckenbohrer zur Beseitigung des Bohrschutts sowie die zusammensetzbaren Rohre für Bohrlöcher von fünf Zoll Durchmesser und bis zu tausend Fuß Tiefe stellten mit dem notwendigen Zubehör eine Last dar, die auf drei mit je sieben Hunden bespannten Schlitten befördert werden konnte. Dieses Ergebnis wurde vor allem dank der sinnvollen Aluminium-Legierung erreicht, aus der die meisten Metallteile gefertigt waren. Vier große DornierFlugzeuge, die eigens für die über dem arktischen Hochland notwendigen enormen Flughöhen konstruiert und mit zusätzlichen Treibstoffwärmeund Schnellstaltvorrichtungen, die Pabodie entwickelt hatte, ausgestattet waren, konnten unsere gesamte Expedition von einem Stützpunkt am Rande der großen Eisbarriere zu
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