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Du stirbst zuerst

Du stirbst zuerst

Titel: Du stirbst zuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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seitdem geworden ist. Eure Technik hat alle anderen elektrischen Ströme auf dem Planeten überdeckt.« Er neigt den Kopf und blickt verehrungsvoll in den Schacht. »Sie stehen hier auf heiligem Boden, Michael. Dort unten befindet sich die letzte Zuflucht unseres Volks.«
    Wütend und zugleich verstört wende ich mich zu ihm um. »Was soll nun geschehen? Wie soll das enden? Mit Verrätern an den richtigen Stellen und einem riesigen Vorrat an Zyankali? Warum jagt ihr nicht einfach die ganze Welt in die Luft und tötet uns alle auf einen Schlag?«
    »Wenn die Wirtskörper sterben, sterben auch wir, denn nach der Verschmelzung sind unsere elektrischen Felder auf die eurer Körper angewiesen. Wir können freiwillig einen Körper verlassen, müssen danach aber sofort in einen anderen eintreten.«
    »Auf diese Weise seid ihr gleichzeitig geschützt und gefangen«, sage ich.
    Er nickt. »Ein notwendiges Übel.«
    »Was geschieht als Nächstes?«
    »Wir werden euch ausschalten. Wir zerstören eure Fähig­keit, uns Schaden zuzufügen. Wir führen euch zu dem einfachen Leben früherer Zeiten zurück, bevor ihr begonnen habt, den Himmel zu vergiften.«
    »Das könnt ihr nicht.«
    »Es ist schon so gut wie geschehen. Wir haben genügend Zyankali, die Wasserversorgung ist kartiert und so angeschlossen, wie wir es brauchen – hier und an einem Dutzend weiteren Orten in jedem Winkel des Landes. In wenigen Tagen wird eure schöne Stadt in Trümmern liegen und still und leer sein. Ein riesiges offenes Grab voller Schatten und Echos.«



Ich starre in den Schacht und forsche nach einem Lebens­zeichen, einer raschen Bewegung vielleicht, einem farbigen Schimmern, doch dort ist nichts. Stattdessen fühle ich es innerlich, ein Pulsieren im Körper wie eine Energiewelle: Wir sind hier. Wir sind eure Brüder. Wir sind euer Tod.
    Hunderte gesichtsloser Geister, unfassbar und unsicht­bar, haben es auf die Vernichtung der Menschheit abgesehen.
    Wie kann ich das nur verhindern?
    Vanek lächelt grimmig und selbstzufrieden. »Jetzt dämmert Ihnen, dass Sie uns nicht aufhalten können. Wir sind klüger und besser vorbereitet als Sie. Der einzige Mensch, der unsere Pläne kennt, ist ein gefährlicher Schizophrener, dessen lächerliche Wahnvorstellungen weithin bekannt sind und der inzwischen außer­dem wegen Mordes gesucht wird. Wir haben bereits gewonnen.«
    »Die Polizei trifft bald ein«, erinnere ich ihn. »Sie suchen zwar mich, werden aber die Kinderkrippe finden und alle für immer ins Gefängnis stecken.«
    »Für immer, das ist eine lange Zeit«, sagt er. »Wir können es uns erlauben, viel länger zu warten als Sie. Wissen Sie eigentlich, wie alt wir sind, Michael? Haben Sie eine Vorstellung, was wir alles gesehen haben, welch prächtige Eindrücke in meinem Gedächtnis gespeichert sind? Ich war schon hier, als die Erde aufriss und die Kontinente sich teilten, als die Dinosaurier aufstiegen und untergingen, als der erste Mensch die dürren Arme hob, um den Himmel anzubeten. Ich beobachtete ihn oder einen seinesgleichen, als er sich wand wie ein gefangenes Insekt im Glas und schwachsinnig eine Welt verfluchte, die er nicht verstand.« Vanek nähert sich mir und scheint mit jedem Schritt größer zu werden. »Haben Sie eine Vorstellung, wie unbedeutend ihr im Vergleich zu uns seid? Wie wenig es uns kümmern würde, euch wie Kerzen auszublasen? Wir kennen eure kindischen politischen Systeme. Gäben wir euch einen Vorwand, brächtet ihr euch selbst um.« Er richtet sich vor mir auf, die bösen Augen flackern nur eine Handbreit von mir entfernt. »Sie sind allein und hilflos. Sie können uns nicht aufhalten.«
    Auf einmal spüre ich eine Hand auf dem Arm. Lucy. »Du bist nicht allein, Michael. Hör nicht auf ihn.«
    Vanek lacht. »Eine eingebildete Freundin. Ich schlottere vor Angst.«
    »Sie sind genauso eingebildet wie ich«, faucht Lucy.
    »Ich bin viel realer, als es ein Mensch jemals sein könnte.«
    »Warum habe ich dann immer noch die Kontrolle?« Ich hebe den Kopf, erwidere seinen Blick und überwinde mich, nicht vor der furchtbaren Energie zurückzuschrecken. »Warum sind Sie immer noch in meinem Bewusstsein gefangen, obwohl Sie doch angeblich so mächtig sind?«
    Er schlägt mich, ich taumle erschrocken gegen die Wand. »Verspotten Sie mich nicht!«
    Lucy greift ihn von hinten an, doch er schüttelt sie mühelos ab. Sie stürzt beinahe in den offenen Schacht, kann sich aber noch an der Bettkante festhalten und sich retten. Ich

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