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Du und ich und all die Jahre (German Edition)

Du und ich und all die Jahre (German Edition)

Titel: Du und ich und all die Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Silver
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bis zum Krankenhaus durchhalten. Ich lasse die Scheibe etwas herunter, die eisige Nachtluft strömt ins Auto, und ich drücke aufs Gas.
    Reden würde mir beim Wachbleiben helfen. Aber ich will nicht über Dad sprechen und nicht über meine Ehe, also beschäftigen Dom und ich uns mit dem Organisatorischen. Wo wir übernachten sollen, solange wir im Krankenhaus bleiben, und wann Dom zurück in die Kanzlei muss, wer dann das Auto bekommt und ob wir die Hunde nicht besser erst mal bei Matt und Liz lassen. Das ist alles sehr angenehm und beruhigend, nur leider ist das Organisatorische eben auch irgendwann abgehakt. Hinter Oxford verfallen wir wieder in Schweigen.
    Dom kramt im Handschuhfach, dann tastet er unter dem Sitz nach irgendeiner CD, die man jetzt hören könnte. Wie durch ein Wunder entdeckt er Let it Bleed , was wir auf dem Rest des Weges bis nach Malvern hören.
    Wir sind ziemlich gut durchgekommen. Als wir das Krankenhaus erreichen, ist es gerade mal zehn vor elf. Während Dom einen Parkplatz sucht, sprinte ich ins Gebäude, wo ich natürlich zehn Minuten warten muss, bis mir jemand eine vernünftige Auskunft gibt. Die Frau am Empfang ist gerade in eine langwierige Diskussion am Telefon verstrickt. Ich entnehme dem Gespräch, dass man hier nicht gerade begeistert davon ist, wenn Patienten in kritischem Zustand mitten in der Nacht Besuch bekommen. In meinem Fall allerdings macht man bereitwillig eine Ausnahme – was mir verrät, wie ernst es tatsächlich um Dad steht. Man will einem todkranken Mann ermöglichen, noch einmal seine Tochter zu sehen. Schließlich finde ich den Weg zum richtigen Warteraum. Dort sitzt Charles, sein Kopf ist auf die Brust gesunken, und er nickt jedes Mal sanft, wenn er wieder einschläft. Ich setze mich neben ihn und berühre ihn vorsichtig am Arm. Er zuckt hoch.
    «Oh Nic, Liebes.» Er drückt mich fest. «Deine Mom ist gerade bei ihm. Geh rein und begrüß die beiden.»
    Dad liegt direkt gegenüber in einem Einzelzimmer. Ich öffne die Tür. Drinnen ist es dunkel, aber durch das Licht vom Flur ist es hell genug, dass ich meinen Dad im Bett erkennen kann. Am anderen Ende des Zimmers sitzt meine Mutter auf einem Stuhl. Sie steht auf, geht leise ums Bett herum und gibt mir einen Kuss. Vom Bett ertönt schwaches Husten, Dad versucht, sich leicht aufzusetzen.
    Ich lasse Moms Hände los und gehe zu ihm. Selbst in diesem schummrigen Licht kann ich erkennen, dass er aschfahl ist und seine Lippen sich leicht blau verfärbt haben. Ich beuge mich zu ihm, um ihn zu küssen.
    «Hallo, Liebling! Tut mir leid, dass ich dir den Urlaub verhagelt habe», krächzt er. «Du hättest deine Reise nicht abbrechen müssen, weißt du, mir geht’s schon viel besser.»
    «Sei nicht albern.» Ich setze mich neben ihn und nehme seine Hand. Sie ist eiskalt, und am liebsten würde ich losheulen. Als ich klein war, hatte er immer so warme Hände. Mom hat sogar mal gesagt, er wäre ein richtiges Heizkissen. Nein, ich will jetzt nicht heulen, sonst sieht es so aus, als wäre schon alles zu Ende. Also schlucke ich ein paar Mal und versuche zu lächeln.
    «Geht’s dir wirklich besser, Dad? Tut es sehr weh?»
    «Ach was, alles halb so wild», sagte er, aber ich weiß, dass er lügt. Seine ganze Körperhaltung und wie er den linken Arm steif gegen die Brust drückt – das alles verrät ihn.
    «Dann lass ich euch beide mal kurz allein, damit ihr euch ein bisschen unterhalten könnt», sagt meine Mutter. «Ich hole uns inzwischen einen Tee.»
    Nachdem sie weg ist, schweigen wir. Ein paar Minuten vergehen, dann sagt er: «Sie war wirklich nett zu mir, deine Mom. Sehr sogar.»
    «Gut, das ist wirklich sehr gut.» Ich habe keine Ahnung, worüber ich jetzt mit ihm reden soll.
    «War es schön in New York?», fragt er.
    «Ja, doch, doch.»
    «Gut. Und hast du dich mit Alex getroffen?»
    «Ja, hab ich.»
    «Das ist gut.» Dad weiß nichts von Dom und Alex, ich habe ihm das nie erzählt.
    «Und Julian? Wie geht es dem?»
    «Bitte?»
    «Julian, ist alles in Ordnung bei ihm?»
    «Du meinst Aidan, Dad.»
    «Nein, Julian. Der Junge von den Symonds. Der Homosexuelle.»
    «Dad …»
    «Aus dem ist doch später was geworden. Fotograf. Ihr habt beide wirklich was aus euch gemacht.»
    Mom kommt zurück und gibt mir eine Tasse Tee.
    «Wir sprachen gerade von Julian», sagt Dad.
    «Oh ja, das war wirklich schrecklich.» Mom nickt.
    «Was denn?» Dad wirkt verwirrt und meine Mutter nun auch.
    «Wo ist Onkel Chris, Dad?», frage ich,

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