Du und ich und all die Jahre (German Edition)
davon gelesen.
Ich schenkte mir noch Champagner ein, holte mein Notizbuch vom Couchtisch und sah mir die Liste mit meinen Neujahrsvorsätzen an. Natürlich hatte ich nicht ernsthaft vor, den Kameramann anzurufen, der mich angebaggert hatte. Aber sonst hätte unter dem Punkt Aidan anrufen gestanden. Ich hatte darüber nachgedacht – natürlich, wie auch nicht?
Kurz nachdem Dom ausgezogen war und ich vor Wut fast platzte, hatte ich tatsächlich kaum an etwas anderes gedacht. Aber es ging nie so weit, dass ich schon den Hörer in der Hand gehabt hätte. Ich hatte Angst, dass Aidan inzwischen mit jemand anderem zusammen war. Allerdings existierte ein noch viel schwerwiegenderer Grund dafür, dass ich ihn nicht anrief. Damit nämlich hätte ich mir endgültig eingestanden, dass meine Ehe gescheitert war. Und trotz allem schien ich dazu noch nicht bereit zu sein.
Ich riss die Liste mit den Neujahrsvorsätzen aus dem Notizbuch und verfasste eine neue:
Dominic anrufen
Termin beim Trauma-Therapeuten machen
Paartherapie ausprobieren
Alex schreiben
Fünf Kilo abnehmen
Dann riss ich auch diese Seite aus dem Notizbuch.
Auf das erste Blatt schrieb ich «Kopf» und auf das zweite Blatt «Zahl». Dann warf ich eine Münze.
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21. Kapitel
30. Dezember 2011
Karl bestellt mir ein Taxi, und ich rase gleichermaßen verwirrt und ängstlich zurück ins Hotel.
«Ich begreife das nicht», sage ich zu Dom, als ich oben in unserem Zimmer bin. «Er sollte doch erst am Dienstag eingeliefert werden.»
«Es geht nicht um Krebs, Nic.» Dom nimmt meine Hand. «Dein Vater hatte einen Herzinfarkt.»
Er hat das Hoteltelefon zwischen Kinn und Schulter eingeklemmt und telefoniert gerade mit British Airways, um uns möglichst schnell einen Flug nach London zu organisieren.
«Oh.» Ich kann das alles noch gar nicht verarbeiten. «Geht es ihm denn sehr schlecht?» Sofort muss ich lachen. «Entschuldigung. Was für eine blöde Frage. Er hatte einen Infarkt, natürlich geht es ihm schlecht.»
«Gut, wir wissen noch nicht, wie schlecht. Er liegt in … Ja, ja, ich bin noch dran. Aber es handelt sich wirklich um einen Notfall. Ja, eine Familienangelegenheit. Der Vater meiner Frau. Ja, es sieht sehr ernst aus.» Er schaut mich an und schüttelt den Kopf, als wollte er mich beruhigen: Nein, so ernst ist es gar nicht. Ich versuche lediglich, uns ein Ticket zu sichern.
Ich öffne den Kleiderschrank und hole die Sachen heraus, die ich gestern erst ausgepackt habe. Dann werfe ich sie ungeordnet in den geöffneten Koffer. Packen, weil man wieder nach Hause muss, ist immer deprimierend. Und wenn man verfrüht abreist, weil der eigene Vater im Sterben liegt, gilt das gleich doppelt. Ich setze mich aufs Bett und warte auf die Tränen, aber nichts passiert.
«Ich muss meine Mom anrufen», sage ich zu Dom.
«Erzähl ihr schon mal, dass wir morgen Abend um halb acht in Heathrow landen.»
«Haben wir einen Flug?»
«Nur Stand-by, aber wenn wir auftauchen und einen Riesenwirbel veranstalten, nehmen die uns schon irgendwie mit, denk ich mal.» Er drückt meine Hand. «Alles wird gut. Ruf deine Mutter an. Wir fahren vom Flughafen direkt ins Krankenhaus. Dann sind wir hoffentlich gegen zehn Uhr da.»
Mom geht schon nach dem zweiten Klingeln ran.
«Oh Nic, das tut mir ja so leid.»
«Ist er tot?»
«Nein! Nein, alles okay. Na ja, nicht wirklich okay, aber … Glücklicherweise war dein Onkel Chris gerade bei ihm, als es passierte, und der Rettungswagen kam praktisch sofort. Im Moment liegt er in Malvern, aber sie werden ihn wohl nach Gloucester verlegen, sobald er stabil ist.»
«Wo bist du denn gerade?», frage ich.
«Wir sind unterwegs ins Krankenhaus. Charles fährt.»
«Hast du mit Dad gesprochen?»
«Nein, er war im OP, deshalb ging das nicht. Aber ich hatte Chris dran.»
«Tut mir leid», sage ich.
«Was denn?»
«Dass ich nicht da bin und du dich damit herumschlagen musst.»
«Rede keinen Unsinn. Das ist wirklich kein Problem. Ich …» Sie sagt etwas, aber ich kann sie nicht verstehen.
«Du steckst in einem Funkloch, Mom!», rufe ich, aber die Leitung ist tot.
31. Dezember 2011
Dom legt auf. «Der Flug geht um acht, also müssen wir theoretisch um sechs Uhr da sein. Früher wäre allerdings besser.» Ich schaue auf die Uhr neben dem Bett. Fast Mitternacht.
«Warum fahren wir nicht gleich zum Flughafen und warten da?»
Dom setzt sich zu mir aufs Bett. «Das können wir natürlich machen, aber ich bin mir
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