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Du und ich und all die Jahre (German Edition)

Du und ich und all die Jahre (German Edition)

Titel: Du und ich und all die Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Silver
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um abzulenken. «Ist er gar nicht hier?»
    «Nein, ist er nicht.»
    «Doch, Jack, er holt sich nur gerade ein Sandwich», sagt Mom.
    «Ach ja.»
    Wir verfallen wieder in Schweigen, und nach ein paar Minuten fängt mein Vater an zu schnarchen. Draußen höre ich Leute lachen und reden und wie sie sich ein frohes neues Jahr wünschen. Ich schaue auf meine Uhr – es ist ein paar Minuten nach Mitternacht.
    «Er ist verwirrt», flüstere ich meiner Mom zu. «Er glaubt, Julian würde noch leben.»
    «Das ist nicht ungewöhnlich, er hat schließlich gerade eine große OP hinter sich. Vollnarkose ist traumatisch. Manche Leute sind gleich richtig da, nachdem sie wieder zu sich gekommen sind. Dir … dir ist klar, dass er noch nicht über den Berg ist, oder?»
    «Ja, das weiß ich.»
    «Der Chirurg hat mit deinem Onkel Chris gesprochen und meinte, der Schaden am Herzmuskel wäre doch sehr schwer, und da der Allgemeinzustand deines Vaters auch ansonsten nicht besonders ist …»
    «Ich weiß. Hat er sich dir gegenüber denn halbwegs benommen, Mom?»
    «Ja, das war völlig okay. Er war sogar ausgesprochen höflich. Und er hat sich für viele Sachen entschuldigt. Ehrlich gesagt, war das ziemlich deprimierend. Es ist wirklich schade, dass er keine andere Frau mehr gefunden hat.»
    «Ich hätte mehr Zeit mit ihm verbringen müssen», sage ich. «Und mir mehr Mühe geben.»
    «Oh Nic, du hast dir Mühe gegeben. Sehr viel Mühe sogar. Aber er hat sich unmöglich aufgeführt. Niemand konnte es mit ihm aushalten. Mach dir bitte keine Vorwürfe.»
    Aber genau das tue ich, und ich kann nichts dagegen machen. Mom holt ihren Stuhl und setzt sich neben mich.
    «Hast du irgendwas Tolles in New York unternommen?», fragt sie. «Oder dich mit deinen Freunden getroffen?»
    «Ja, mit allen sogar.» Ich lächele, aber mir laufen trotzdem die Tränen über die Wangen.
    «Mit allen?»
    «Karl und Alex und Aidan.» Mom legt mir den Arm um die Schultern. «Und – wie war’s?»
    «Gut. Ich weiß nicht. Irgendwie fühlte ich mich … anders, in New York. Als ich wieder mit ihnen zusammen war.»
    «Wieder wie dein altes Selbst.» Woher weiß sie das?
    «Ja, so ungefähr. Woher weißt du das?»
    «Ich bin deine Mutter», sagt sie und drückt meine Hand. «Ich weiß alles. Außerdem sind wir beide uns ziemlich ähnlich. Wir haben sogar dieselben Fehler gemacht.» Sie schaut rüber zu meinem Vater. Den will sie doch wohl nicht mit Dom vergleichen? «Ich will damit nicht sagen, dass Dom viel mit deinem Vater gemeinsam hat», liest sie meine Gedanken. «Er war einfach nicht der richtige Mann für mich. Und … Na ja …»
    «Du bist der Meinung, dass Dom nicht der richtige Mann für mich ist?»
    «Ich weiß nicht, Liebes. Jedenfalls bin ich da unsicher. Vielleicht war er das mal, vorübergehend. Nur einfach nicht für immer.»
    Eine Krankenschwester kommt herein und bittet uns freundlich, jetzt zu gehen, damit Dad schlafen kann. Mom geht raus, und ich beuge mich über meinen Vater, drücke ihm ganz sanft den Arm. Gerade als ich rausgehen will, ruft er mich mit einem kaum hörbaren Flüstern zurück.
    «Nicole …»
    «Du brauchst Ruhe, Dad. Schlaf jetzt. Wir sprechen uns morgen früh wieder.»
    «Nur ein paar Minuten», bittet er mich.
    Die Krankenschwester schüttelt den Kopf, aber ich sage: «Okay, ein paar Minuten.» Ich setze mich wieder aufs Bett und nehme seine Hand.
    «Tut mir leid, dass ich bei deiner Hochzeit nicht dabei war», sagt er.
    «Das macht nichts, Dad, war keine große Sache.»
    «Sag das nicht …»
    «Nein, ehrlich, Dad, wir waren nur auf dem Standesamt …» Mir tut es ebenfalls leid, dass er nicht auf meiner Hochzeit war, aber das ist nicht gerade das schlimmste Vergehen in seiner Sünderkartei. Mir wäre seine Anwesenheit lieber gewesen, als ich es nach Oxford schaffte, oder ein Anruf, als ich den Filmpreis bekam.
    «Ich habe so viel verpasst», sagt er.
    «Ich weiß, Dad.» Ich will ihm kein schlechtes Gewissen einreden, aber wenn wir jetzt nicht darüber sprechen, werden wir es nie mehr tun. Irgendwie weiß ich das. «Ich begreife nur nicht, warum du nie gekommen bist. Natürlich konntest du es nicht ertragen, Mom zu sehen. Das verstehe ich. Aber warum wolltest du mich nie sehen?»
    «Ich weiß nicht mal, ob ich darauf selbst eine Antwort habe», sagt er. «Ich glaube, ich habe mich geschämt, und wenn ich mit dir zusammen war, wurde es noch schlimmer. Das ist keine Entschuldigung, aber …»
    Nein, ist es wirklich

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