Du und ich und all die Jahre (German Edition)
ich weiß, es ist noch zu früh dafür. Aber wenn wir wiederkommen, deprimiert er mich nur, weil unser Urlaub dann zu Ende und Weihnachten unwiderruflich vorbei ist.) Ich muss das Haus auf Vordermann bringen. (Aus irgendeinem Grund ist unsere fabelhafte albanische Putzfrau bis Ende Januar nicht da.) Ich muss nach Oxford zu einem Interview für Betrug , die Fernsehsendung, die ich produziere. Ich muss meiner Assistentin die Telefonnummern mailen, unter denen sie uns in New York erreichen kann, dann muss ich das Exposé von Schulmädchen-Resort für iTV lesen (und ablehnen?), ich brauche ein neues Kleid für Karls Party, ich muss zum Friseur, muss mir die Augenbrauen zupfen lassen, zur Maniküre, und ich muss die Hunde zu Matt und Liz nach Sussex bringen. Ach ja, und irgendwann zwischendurch muss ich auch noch die E-Mail von meinem Vater beantworten.
Es ist unser erster Kontakt seit über zwei Jahren. Heiligabend war seine Nachricht in meinem Posteingang.
Liebe Nicole,
ich hoffe, es geht dir gut. Vermutlich verbringst du Weihnachten mit deiner Mutter. Grüß sie bitte von mir.
Mit Bedauern muss ich dir mitteilen, dass es schlechte Neuigkeiten gibt. In letzter Zeit ging es mir nicht besonders, und nach diversen Arztbesuchen hat sich herausgestellt, dass ich Prostatakrebs habe. Die Ärzte meinen, dass meine Chancen gut stehen, der Krebs ist noch nicht weit fortgeschritten. Wie dem auch sei, am 2. Januar gehe ich jedenfalls ins Krankenhaus, um mich operieren zu lassen.
Würdest du mich besuchen, ehe ich mich unters Messer lege? Es ist natürlich eine verhältnismäßig kleine Operation, aber man weiß ja nie, oder? Wir haben so lange nichts mehr voneinander gehört, und es gibt ein paar Sachen, die ich dir gerne sagen würde.
Ich weiß, dass wir im Augenblick eigentlich gar keine Beziehung zueinander haben. Auch wenn du es mir vielleicht nicht glaubst, tut mir das sehr leid.
Ich freue mich auf eine Nachricht von dir.
Frohe Weihnachten,
Dad
Ich habe noch immer niemandem von der Mail erzählt, nicht einmal Dominic. Nicht nur weil es uns die Weihnachtsstimmung verdorben hätte, sondern auch weil Dom ziemlich … hm, klare Vorstellungen davon hat, wie man mit meinem Vater umgehen sollte. Ich weiß, dass er mich nur beschützen will, aber ich muss für mich selbst herausfinden, was in diesem Fall zu tun ist.
Die Hunde und ich sind am Ende des Common angelangt, wo die A3 anfängt. Normalerweise würden wir hier die Straße überqueren, durchs Robin Hood Gate in den Richmond Park gehen und dann den Hügel hinauf. Aber nicht heute. Es ist schon Viertel nach acht. Bis wir zu Hause sind, wird es nach neun sein. Vielleicht schaffe ich es gerade noch, mit den Frühstücksvorbereitungen anzufangen, bevor Maureen, Doms Mutter, frisch frisiert in der Küche erscheint, um mich zu demütigen.
Doch nein, so viel Glück habe ich einfach nicht.
«Da bist du ja», begrüßt mich Doms Vater, als ich in die Küche spaziere, und schaut von seinem Frühstücksteller auf. «Wir hatten uns schon gewundert, wo du bleibst.»
Maureen steht mit dem Rücken zu mir am Herd. «Du isst heute Morgen doch etwas, oder?», fragt sie, ohne sich umzudrehen. «Ich habe dir auch ein paar Spiegeleier mit Würstchen gemacht.»
Ich drehe mich um, um die Tür zwischen der Küche und dem Wirtschaftsraum zu schließen, leider nicht schnell genug. Mick schiebt sich an mir vorbei und hinterlässt schmutzige Pfotenabdrücke auf den Fliesen.
«Um Himmels willen, bring die Hunde aus der Küche, Nicole!», ruft Maureen. Mit angeekeltem Gesicht sieht sie Mick an, der jetzt neben Dom steht und dessen Frühstück beschnüffelt. «Man darf Tiere niemals in die Küche lassen. Das ist so unhygienisch. Schau dir nur den Dreck an, den er hereinschleppt.»
Ich packe Micks Halsband, zerre ihn raus und schlage schnell die Tür hinter ihm zu. «Tut mir leid, Maureen», sage ich und setze mich mit schuldbewusster Miene an den Tisch, als wäre ich eine Vierjährige, die ihr Zimmer nicht aufgeräumt hat. Dom legt mir die Hand aufs Knie und zwinkert mir zu.
Wir essen schweigend, die Minuten kriechen dahin. Dom und sein Vater vertilgen brav die Reste ihres Frühstücks, während ich fetttriefendes, tierisches Protein auf meinem Teller hin und her schiebe. Ich kann Spiegeleier nicht ausstehen, aber das werde ich Maureen ganz bestimmt nicht erzählen.
Schließlich bricht Peter, Doms Vater, das Schweigen. «Also, ihr zwei, wann geht es denn nun über den großen
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