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Du wirst die Schoenste sein

Du wirst die Schoenste sein

Titel: Du wirst die Schoenste sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Posa
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Typs von der Caféterrasse.
    „So sorry, falls wir Sie erschreckt haben“, rief er mir durch ein offenes Fenster vom Rücksitz aus zu. „Sie hatten es so eilig, ich konnte Ihnen nicht einmal die Spielregeln meines amüsanten und ...“
    „Kein Interesse, danke“, unterbrach ich ihn und wollte mich durch die Lücke zwischen Nobelkarosse und parkender Autos davonmachen. Leider vergeblich. Ein junger Mann, ich schätzte ihn auf höchstens zwanzig, also etwa in meinem Alter, offenbar der Fahrer, versperrte mir den Weg. Ein hübscher Kerl, Andalusier oder Nordafrikaner vielleicht. Er drängte mir mit eigenartig finsterem Blick eine Visitenkarte auf, während mir der Typ im Auto zurief: „Ein amüsantes, ungewöhnliches und finanziell hochinteressantes Spiel.“
    „Stecken Sie sich Ihr dämliches Spiel sonst wohin“, blaffte ich zurück.
    „Ich erwarte Ihren Anruf!“ hörte ich noch, während der Wagen in Richtung Ausfahrt rollte.
    Die Visitenkarte flog in meine Korbtasche. Und das war´s dann auch für die nächsten beiden Wochen, die ohne nennenswerte Vorfälle, beruflich wie privat, so dahin plätscherten. Das sich im Wochenturnus wiederholende Sport- und Unterhaltungsprogramm für das ich mit zwei Kolleginnen zuständig war, lief doch sehr routinemäßig ab. Was den von uns betreuten Hotelgästen sicherlich nicht auffiel, da wir ständig darauf aus waren, möglichst glaubhaft gute Laune auszustrahlen, ebenso wie den Anschein totalen Einsatzes, ob bei der Wassergymnastik, einem Beach-Volleyballspiel oder was auch immer. Anfangs hatte ich mich noch auf jeden einzelnen Teilnehmer unserer Animationsangebote gestürzt, hatte das aber schon bald aufgegeben. Nicht nur wegen der ständig wechselnden Hotelbelegung sondern auch wegen des Wechsels der Teilnehmer an unseren Angeboten. Hotelgäste, die regelmäßig daran teilnahmen und es sich also lohnte, sich nicht nur Gesichter sondern auch Namen zu merken, waren eine Ausnahme. Was aber nicht für ihre Kinder galt. Die versammelten sich bereits, noch ehe die Kinderanimation begann.
    Anstatt nach dem Abi, wie die meisten meiner ehemaligen Klassenkameraden, erst einmal Urlaub in einem möglichst exotischen Land zu machen, hatte ich beschlossen, mir einen Job irgendwo im Süden zu suchen. Zu meiner Überraschung hatte meine vage Anfrage bei einer spanischen Hotelkette, bei der ich mich als Sportstudentin ausgab – mein geplantes Studienfach – auf Anhieb Erfolg. Bereits zwei Wochen später hatte ich einen auf sechs Monate befristeten Arbeitsvertrag als Animateurin. Und landete im „ Estrella“, einem Vier-Sterne-Familienhotel an der Ostküste Mallorcas. Einem dieser riesigen Betonkästen, die auf Mallorca nahezu jede Strandlinie säumen.
    Dem anfänglichen Glücksgefühl „dort leben und arbeiten, wo andere Urlaub machen“ folgte jedoch bald die Erkenntnis, dass auch das Paradies so seine Schattenseiten hat. Enttäuschend war nicht nur das keinesfalls üppige Gehalt, von dem auch noch die Miete für meine Unterkunft abging. Nicht gerade optimal waren auch meine Arbeitszeiten. Vor allem die nervig lange Mittagspause. Anfangs hatte ich natürlich noch den direkt am Meer gelegenen Arbeitsplatz begeistert genützt, hatte am Strand von der Sonne, vom Ausrollen der Gischt, dem spielerischen Lecken kleiner Wellen am Strand nicht genug bekommen. Aber das ließ natürlich irgendwann nach und bald wurde es mir in der prallen Mittagssonne auch zu heiß und ich verzog mich auf mein nicht sehr viel kühleres Zimmer. Ich teilte mir mit meiner Kollegin Agnes, einer Holländerin, eine winzige Wohnung. Mit unglaublichem Schrott möbliert und leider alles andere als billig. Im Bikini, ausgestreckt auf meinem Bett, blätterte ich die Illustrierten durch, die abreisende Hotelgäste zurückgelassen hatten oder döste vor mich hin.
    Ab fünfzehn Uhr hieß es dann wieder antreten zur Animation zum Beispiel mit Crazy-Games, wobei um Cocktails gespielt wurde. Ab siebzehn Uhr erneute Pause bis zur Minidisco für die Kleinsten um einundzwanzig Uhr. Danach dann Feierabend, mit dem aber nicht viel anzufangen war. Das „Estrella“ lag in einer Urbanisation, in der es außer einigen Souvenirläden und Kneipen kaum Nennenswertes gab. Und heißes Nachtleben schon gar nicht. Gelegentlich fuhr ich mit Agnes, die glücklicherweise ein Auto besaß, das sie mir netterweise für meine Palma-Ausflüge auslieh, nach Cala Ratjada rüber. Oder ich telefonierte mit meiner Familie oder mit Lea, meiner besten

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