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Du wirst noch an mich denken

Du wirst noch an mich denken

Titel: Du wirst noch an mich denken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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sie auf ihren Fersen saß. Sie trocknete ihre Tränen, schnäuzte sich und tastete hinter sich auf dem Boden nach der Wolldecke, um sie sich wieder um die Schultern zu legen. James zuckte innerlich zusammen, als er ihr dabei zusah, wie sie sich erneut darin einwickelte. Wie hielt sie diese Hitze nur aus? Er für seinen Teil kam fast um hier drin. Als er jedoch den Mund öffnete, um etwas dazu zu sagen, drückte Lola, als könnte sie seine Gedanken lesen, warnend seine Schulter. »Sie steht unter Schock«, murmelte sie. »Ich habe die Heizung schon runtergedreht, und wenn sie das Bedürfnis hat, sich so einzumummen, dann lass sie. Versuchen wir lieber, ihr Tee mit Zucker einzuflößen ... das wird ihr gut tun.«
    Die Decke rutschte dauernd von Aunies rechter Schulter, als sie an ihrem Tee nippte, und während James sie beobachtete und auf eine Erklärung wartete, spürte er, wie seine innere Anspannung immer größer wurde. Er wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn. Die tropische Hitze in diesem Zimmer trug nicht gerade dazu bei, cool zu bleiben.
    Schließlich hielt er das Schweigen nicht länger aus. »Von wem haben Sie gesprochen, als Sie sagten, sie haben ihn freigelassen«? Er wusste, dass sein Ton zu aggressiv war, aber er konnte nichts dagegen tun.
    Sie zuckte zusammen und sah ihn mit großen, verschreckten Augen an. Ihre Lider waren rot und geschwollen. »Wesley«, flüsterte sie. »Mein Exmann.«
    Das hatte er sich bereits gedacht, also warum versetzte es ihm trotzdem einen Schrecken, als sie es bestätigte? »Dann war er verantwortlich dafür, wie Ihr Gesicht an dem Tag aussah, als Sie die Wohnung gemietet haben?«
    Sie nickte. Die Teetasse schlug gegen ihre Zähne, und sie setzte sie ab. Zitternd atmete sie ein paarmal tief durch und grub ihre kleinen weißen Zähne in ihre Unterlippe, während sie sich die Decke wieder über die Schultern zog und fest um sich wickelte, um ihres Zitterns Herr zu werden. Es war kaum mit anzusehen, wie viel Anstrengung es sie kostete, sich zusammenzureißen.
    »Wie lange hat er dich schon misshandelt, bevor du ihn verlassen hast, Aunie?«, fragte Lola leise. Gleichzeitig stieß sie James nicht allzu sanft den Ellbogen in die Seite. Der Blick, den sie ihm dabei zuwarf, sagte: Immer mit der Ruhe!
    Zu ihrem Erstaunen fing Aunie an zu lachen. Auch wenn in ihrem Lachen bitterer Zynismus mitschwang, war es verblüffend, dass sie selbst in dieser Situation noch Sinn für Humor hatte, und sei er auch noch so schwarz. Ihr Lachen verstummte so abrupt, wie es begonnen hatte. »Er hat mich niemals angerührt, solange wir verheiratet waren«, erklärte sie knapp. Auch nicht in zärtlicher Absicht, hätte sie hinzufügen können, aber sie verzichtete darauf.
    Mit ihrer mühsam wiedergewonnenen Fassung war es allerdings im nächsten Moment auch schon wieder vorbei, als sie die ungläubigen Mienen von James und Lola sah. »Glaubt ihr etwa, ich würde Wesley schützen?«, fauchte sie. Die Decke rutschte erneut auf den Boden, aber diesmal achtete sie nicht darauf, sondern richtete sich auf den Knien auf und strich sich mit beiden Händen die Haare aus dem Gesicht. »Wofür haltet ihr mich? Für eine komplette Idiotin? Könnt ihr mir mal sagen, warum in aller Welt ich bei so etwas lügen sollte?« Ihre Augen, die vor Zorn förmlich glühten, waren die einzigen Farbflecke in ihrem kreidebleichen Gesicht.
    James wusste nicht, was er glauben sollte. Klar, die Frage war berechtigt, warum sollte sie lügen? Andererseits wirkte sie im Augenblick nicht so, als wäre sie zu irgendeinem vernünftigen Gedanken fähig. Lola sagte freundlich: »Geschlagene Frauen versuchen manchmal zu verdrängen, über welchen Zeitraum hinweg sie das Opfer von Misshandlungen waren, weil sie sich schämen zuzugeben, dass sie es so lange ertragen und nichts dagegen unternommen haben.«
    Aunie presste die Lippen aufeinander. »Ach, ja? Nun, das ist traurig. Ihr müsst mir allerdings verzeihen, wenn es mir schwer fällt, Verständnis für eine Frau aufzubringen, die bei einem Mann bleibt, um sich immer wieder verprügeln zu lassen.« Sie stand auf. »Warum geht ihr nicht einfach nach Hause?«, fragte sie erschöpft. »Ihr scheint ja ganz genau zu wissen, was passiert ist, und ich möchte nicht gern mit hässlichen Fakten die hübschen Theorien durcheinander bringen, die ihr euch zurechtgezimmert habt.«
    »Warum holen Sie sich nicht einfach einen warmen Pullover, und dann setzen wir uns hin und reden über die

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