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Du wirst noch an mich denken

Du wirst noch an mich denken

Titel: Du wirst noch an mich denken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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James weiter. Ein paar geschickte Handgriffe, und der Korken glitt mit einem leisen Plopp aus der Flasche. Er hielt sie ihr entgegen. »Sie sehen aus, als litten Sie an Delirium tremens, Magnolie. Trinken Sie direkt aus der Flasche, oder benehmen Sie sich doch lieber wie eine Dame und lassen mich Ihnen ein Glas holen?«
    »Holen Sie mir ein Glas.« Doch dann sah sie ihm trotzig in die Augen, hob die Flasche an den Mund und nahm einen kräftigen Schluck. Er grinste und erhob sich. Der Wein zeigte Wirkung und breitete sich warm in Aunies leerem Magen aus. Sie nahm eine Serviette aus dem Ständer und betupfte sich wohlerzogen die Lippen. Danach wischte sie schuldbewusst den Hals der Flasche ab.
    »So.« James war zurückgekehrt, ließ sich erneut rittlings auf seinem Stuhl nieder und griff nach der Weinflasche. Er goss zwei Gläser ein und schob eines davon Aunie zu. Seine zusammengekniffenen grünen Augen funkelten belustigt. »Wir wollen doch nicht unsere guten Manieren vergessen.«
    Zum ersten Mal, seit Aunie den Anruf ihres Anwalts erhalten hatte, erschien ein Lächeln auf ihrem Gesicht. Mit einer anmutigen Bewegung hob sie ihr Glas und nippte daran. Im nächsten Moment kippte sie einen großen Schluck hinterher. Sie merkte, dass ihr der Alkohol sofort in den Kopf stieg. »Hört sich komisch aus dem Mund eines Mannes an«, murmelte sie, »der sich augenscheinlich der Anarchie verschrieben hat.«
    »Ach, meinen Sie?«, sagte James, konnte sich jedoch ein Lächeln nicht verkneifen. Aus der Küche hörte man Lola lachen.
    Aunie nahm noch einen Schluck. »Ich glaube, ich werde mich ein kleines bisschen betrinken«, verkündete sie. »Sehen Sie« - sie streckte die Hände aus -, »sie zittern schon viel weniger. Das ist doch ein Fortschritt, finden Sie nicht?«
    James hielt es für einen Fortschritt, dass in ihre Wangen wieder etwas Farbe zurückkehrte und dass ihre Augen den gehetzten Ausdruck verloren hatten, der ihnen jeden Glanz geraubt hatte.
    »Wesley wurde geradezu besessen«, sagte sie plötzlich.
    »Aber das ging so langsam vor sich, dass es eine Weile dauerte, bis ich es merkte. Er stand unangekündigt vor meiner Tür oder rief unvermittelt an und erwartete von mir, dass ich ihn zu irgendeinem gesellschaftlichen Ereignis begleitete. Er wurde wütend, wenn er mich in Jeans und ohne Make-up antraf. Er führte sich auf, als ob wir noch verheiratet wären, und verlangte von mir, dass ich alles stehen und liegen ließ und mich seinen Wünschen fügte. Es war absurd, und es ging mir auf die Nerven, aber es hat mir keine Angst gemacht ... zumindest nicht am Anfang.«
    Lola kam mit einem Stapel Teller aus der Küche, stellte ihn auf den Tisch und drückte Aunie Messer und Gabeln in die Hand. Aunie verteilte Sets und Servietten. »Möchtest du Orangensaft?«, fragte Lola sie.
    Aunie betrachtete den Flüssigkeitspegel in ihrem Glas, griff nach der Weinflasche und schenkte sich nach. »Nein, danke. Ich bleibe beim Wein.«
    »James?«
    »Ja, ich nehme Saft.«
    »Dann kam dieser eine Abend, an dem mir schließlich klar wurde, dass er ...« Sie zögerte.
    »Nicht mehr richtig tickte?«, schlug James vor.
    »Ja. Jedenfalls war er nicht mehr ganz normal. Ich hätte mich daran erinnern sollen, welche Gründe er gegen ein Kind angeführt hatte, aber nach unserer Scheidung habe ich das alles einfach verdrängt. Erst an diesem Abend begriff ich endlich, dass Wesley zu vernünftigem Denken nicht mehr in der Lage war. Ich hatte bis spät Unterricht und war anschließend mit ein paar Leuten aus meiner Klasse eine Pizza essen gegangen. Als ich nach Hause kam, war Wesley da und hatte noch ein Ehepaar mitgebracht.«
    Lola ließ aus der Pfanne ein goldbraunes Omelett auf Aunies Teller gleiten und sagte: »Iss.« Sie bediente James und sich selbst und reichte einen Teller mit gebuttertem Toast herum. Aunie nahm einen Bissen von ihrem Omelette. Dann noch einen. Drei Gabeln voll später blickte sie auf und sagte: »Das schmeckt einfach toll. Danke, Lola.« »Gern geschehen. Hier, nimm eine Scheibe Toast.« James aß schweigend, er hatte keine Lust, sich über das Essen zu unterhalten.
    Er wollte vielmehr wissen, was Aunie schließlich zu der Erkenntnis geführt hatte, dass ihr Exmann nicht ganz normal war. Und aus welchem Grund hätte sie sich daran erinnern sollen, warum er nicht gewollt hatte, dass sie schwanger wurde? »Wesley hat also noch zwei andere Leute mit in seine Wahnwelt hineingezogen?«, tastete er sich vor.
    »Ja«, sagte

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