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Du wirst noch an mich denken

Du wirst noch an mich denken

Titel: Du wirst noch an mich denken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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ob du es mitbekommen hast, aber sie will nächstes Jahr auf die Uni.« James hatte es nicht mitbekommen, aber er nickte trotzdem. »Na ja, unmittelbar bevor das Telefon klingelte, hat sie mir erzählt, sie hätte heute Nachmittag eine wichtige Prüfung, aber sie hat sich keinen Schritt aus dieser Wohnung bewegt, und sie macht mir auch nicht die Tür auf oder reagiert auf mein Klopfen. Ich versuche es jetzt schon zum dritten Mal.« Sie zeigte ihm den Schlüssel. »Das ist der Zweitschlüssel. Ich habe überlegt ...«
    »Sperr auf.«
    In Aunies Wohnung war es dunkel, als sie sie betraten, sie wurde lediglich von einem spärlichen Streifen Nachmittagslicht erhellt, der durch einen Spalt in der Jalousie eines der beiden Fenster in der Essecke fiel. Sie tasteten sich langsam vorwärts, bis sich ihre Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten und blieben in der Tür zum Wohnzimmer stehen. Ein Schwall heißer Luft schlug ihnen entgegen. »Aunie?«, rief Lola leise. Als keine Reaktion folgte, befahl James barsch: »Aunie, jetzt sagen Sie schon was, verdammt noch mal.«
    Aunie hob den Kopf von den Knien und starrte mit verschwommenem Blick die beiden schemenhaften Gestalten an, die in ihrer Wohnzimmertür standen. »Geht weg«, sagte sie heiser und schlang die Arme noch etwas fester um ihre Beine. Gott. Gesellschaft war das Letzte, wonach es sie im Moment verlangte. Als sich die beiden nicht von der Stelle rührten, fuhr sie in flehendem Ton fort: »Bitte. Geht einfach.« Es kam ihr nicht in den Sinn zu fragen, wie die beiden überhaupt in ihre Wohnung gekommen waren. Müde ließ sie den Kopf wieder auf die Knie sinken.
    »Nein, das werden wir nicht tun«, erklärte James knapp und ging zu der Lampe, der er am nächsten stand. Sie verbreitete ein angenehmes Licht, als er sie eingeschaltet hatte.
    Aunie saß vor der Heizung auf dem Boden. Sie hatte die Beine angezogen, hielt ihre Unterschenkel umklammert und presste die Stirn gegen die Knie. Um die Schultern hatte sie sich eine rosafarbene Wolldecke gewickelt.
    Mit besorgter Miene beugte Lola sich über sie. Aber James drängte sie einfach zur Seite und ging vor Aunie in die Hocke. Er ignorierte, dass Lola sein rüpelhaftes Benehmen mit einer hochgezogenen Augenbraue quittierte, und fragte sanft: »Was ist los?«
    Aunie gab weder eine Antwort, noch hob sie den Kopf. James streckte die Hand aus und strich ihr übers Haar. Es floss wie Seide durch seine Finger. »Aunie? Lola hat mir erzählt, dass Sie einen Anruf bekommen haben, der Sie sehr aufgeregt hat.«
    Ihre einzige Reaktion war ein kurzes bitteres Auflachen, aber sie sah ihn immer noch nicht an.
    Lieber Himmel, sie musste doch hier drin vor Hitze umkommen! Im Wohnzimmer waren mindestens dreißig Grad. James schüttelte unwillig den Kopf und ermahnte sich im Stillen, sich auf das zu konzentrieren, was wirklich wichtig war. »Erzählen Sie es mir. Erzählen Sie mir von dem Anruf.«
    Plötzlich zuckte ihr Kopf hoch, und James war überrascht über die unverhohlene Feindseligkeit in ihrem Blick, als sie ihm jetzt in die Augen sah. »Ach, Sie wollen etwas über meine Probleme hören, Mister Ryder? Ist das derselbe Mann, der gesagt hat, er würde einen Schritt zur Seite treten und Platz machen, wenn mein Mann hier aufkreuzt, um mich zu vermöbeln?«
    James' Miene gefror. Warum zum Kuckuck fing sie denn jetzt wieder mit diesem Mister-Ryder-Quatsch an? Einen kurzen Moment lang überfiel ihn heftiger Ärger, und er hatte nicht übel Lust, diese Sache hier Lola zu überlassen und zu verschwinden. Ja, verdammt noch mal, er war derselbe Mann, und er war dankbar dafür, dass sie ihn daran erinnerte, weil er es nämlich einen Augenblick lang beinahe vergessen hatte. Er brauchte keine zusätzlichen Probleme. Er hatte genug damit zu tun, den Überblick über die Probleme seiner Brüder zu behalten. Sie wollte ihn nicht hier haben? Bestens. Er würde sie sofort von seiner Gegenwart befreien. Eigentlich wollte er auch überhaupt nicht wissen, warum sie hier in diesem furchtbar überheizten Zimmer im Dunkeln auf dem Boden kauerte.
    So schnell wie er gekommen war, verflog sein Ärger jedoch wieder. Wem zum Teufel versuchte er hier etwas vorzumachen? Natürlich wollte er es wissen.
    »Erzählen Sie mir von dem Anruf, Aunie«, wiederholte er in ruhigem Ton, und Aunies zorniger Gesichtsausdruck fiel in sich zusammen. Ihre Augen füllten sich mit Tränen.
    »Sie haben ihn freigelassen«, jammerte sie, und dann brach es so schnell aus ihr heraus,

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